Formel E

Mercedes-Power an der Spitze: Das e-Formel.de Fahrer-Rating zum Diriyya E-Prix 2022

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Saudi-Arabia-Silver-Arrow-02

Die mit Mercedes-Power angetriebenen Fahrzeuge waren beim Formel-E-Saisonstart in Saudi-Arabien das Maß aller Dinge. Beide Sieger des Diriyya E-Prix, Nyck de Vries und Edoardo Mortara, nutzten die Aggregate aus Stuttgart. Weshalb die "Silberpfeile" dennoch kein perfektes Rennwochenende erlebten, und warum ihre Rivalen weniger erfolgreich blieben, liest du in unserem e-Formel.de Fahrer-Rating.

Hierfür bewertet unsere Redaktion alle Piloten auf einer Skala von 1 bis 10. Dabei berücksichtigt sie ausschließlich die fahrerischen Einzelleistungen, nicht das Material oder äußere Einflüsse. Unterstützung erhielten wir auch dieses Mal von einem externen Medienkollegen. Dieses Mal war es Esteban Garcia vom argentinischen 'Motorboxradio'. Gracias!

Das e-Formel.de Fahrer-Rating zum Diriyya E-Prix 2022

1. Nyck de Vries | 8.8 Punkte

Nyck de Vries staunte wohl selbst nicht schlecht, als sein Mercedes-Teamkollege Stoffel Vandoorne im Freitagsrennen die Attack-Zone verpasste. Der Zeitverlust des Belgiers spülte den von Platz 3 gestarteten de Vries an die Spitze des Feldes, anschließend verwalteten die "Silberpfeile" nur noch ihre Führung. Ein Doppelsieg zum Saisonstart - besser hätten de Vries und Mercedes wohl nicht ins Jahr 2022 starten können!

Einen Rückschlag erlebte de Vries hingegen am Samstag, trotz des Gewinns im Finalduell um die Pole-Position. Im E-Prix geriet er ins strategische Hintertreffen, nachdem er in der zweiten Attack-Mode-Sequenz von einigen Rivalen überholt und schließlich sogar bis auf Platz 10 zurückgereicht wurde.

FAZIT: De Vries macht 2022 genau dort weiter, wo er im August 2021 aufhörte. Ohnehin scheint Diriyya aber ein gutes Pflaster für den Niederländer zu sein.

2. Edoardo Mortara | 8.8 Punkte

Wegen nur bedingt zufriedenstellender Resultate schien es noch vor zwei Jahren so, als wäre Edoardo Mortara (Venturi) auf dem besten Weg Richtung Formel-E-Karriereende. Mit einem starken Mercedes-Antriebspaket und ausgezeichneten Einzelleistungen brachte er sich 2021 jedoch erstmals in den Titelkampf ein. Dass auch in diesem Jahr mit ihm zu rechnen ist, bewies Mortara im Samstagsrennen von Diriyya.

Schon im Qualifying rief der Schweizer "auf Knopfdruck" Spitzenleistungen ab. Im finalen Qualifikationsduell musste er sich zwar noch Nyck de Vries geschlagen geben, übernahm in der zweiten Hälfte des Rennens jedoch die Führung des E-Prix. Auch dank eines späten Safety-Cars fuhr er kontrolliert auf dem ersten Rang ins Ziel.

FAZIT: Sein Talent ist unbestritten, das Tempo des Mercedes-Kundenfahrzeugs von Venturi ebenfalls. Macht Mortara so weiter, wird er auch 2022 eine Rolle im Titelkampf spielen.

3. Lucas di Grassi | 8.5 Punkte

Lucas di Grassis Wechsel von Audi zu Venturi wurde in der Saisonpause kritisch beäugt. Würde der Brasilianer weiterhin an der Formel-E-Spitze mithalten können? Wie findet er sich in der neuen Teamumgebung ein? Welche Rolle spielt das ihm unbekannte Mercedes-Motorenpaket? In Diriyya fand di Grassi eindrückliche Antworten auf diese Fragen.

In beiden Rennen fuhr er in die Punkte. Samstags sah es zwischenzeitlich sogar so aus, als könnte er den E-Prix gewinnen. In der Schlussphase wurde er von Robin Frijns (Envision) überrascht, der ihn trotz eines geringeren Energiepuffers in Kurve 18 überholte.

In der Erwartung, den Rang kurz darauf zurückerobern zu können, verhielt sich di Grassi betont passiv. Kurz darauf verunfallte jedoch Alexander Sims (Mahindra), wodurch das Safety-Car auf die Strecke rollte. Die Möglichkeit eines Gegenangriffs bot sich für di Grassi somit nicht mehr, er musste sich mit Rang 3 begnügen.

FAZIT: Neue Fahrzeugsysteme, neue Teamstrukturen und starke Konkurrenz hinderten di Grassi in Diriyya nicht daran, mal wieder eine fahrerische Glanzleistung zu zeigen. Der alte, weise Fuchs…

4. Jake Dennis | 8.3 Punkte

Der Fakt, dass in Diriyya rund 80 Prozent des Andretti-Personals neu war, macht Jake Dennis' Leistung am vergangenen Wochenende umso bemerkenswerter. Der Brite zeigte, was er in seinem Rookie-Jahr bei BMW gelernt hat. Mit den Plätzen 3 und 5 zählt seine hervorragende Einzelleistung zweifelsfrei zu den größten Geschichten des Saisonstarts 2022.

FAZIT: Dennis setzte in Diriyya alles um, was er in seiner BMW-Zeit lernte. Der Brite zählt inzwischen fest zu den Spitzenfahrern der Formel E.

= Stoffel Vandoorne | 8.3 Punkte

In den Geschichtsbüchern der Formel E wird Stoffel Vandoorne als erster Fahrer vermerkt werden, der ein K.-o.-Qualifying in der Elektroserie gewann. Freitags startete er folglich von der Pole-Position und verteidigte lange seine Führung, ehe er bei einem Attack-Mode-Versuch die dritte Aktivierungsschleife verpasste.

Durch den Zeitverlust musste er die Führung seinem Teamkollegen de Vries überlassen. Im Tandem kontrollierte das Mercedes-Duo bis zur karierten Flagge das Tempo und verbuchte den zweiten Doppelsieg der Teamgeschichte. Samstags verpasste Vandoorne die Qualifying-Duelle knapp, fuhr im Rennverlauf aber vom zwölften auf den siebten Rang vor und sicherte sich die schnellste Rennrunde.

FAZIT: Ein gutes Auftaktwochenende vom Belgier. Doch wie oft er wohl noch an die verpasste Attack-Zone gedacht haben wird?

6. Oliver Askew | 7.3 Punkte

Für einen Neuling ist es üblicherweise schwer, in der Formel E zu bestehen. Auch für Oliver Askew dürfte die Fahrdynamik des Andretti-Boliden größtenteils unbekannt gewesen sein, vor allem im Renntrimm. Trotzdem schaffte es der Rookie am ersten Tag mit einer reifen Leistung in die Top 10. Samstags erreichte er das Ziel knapp außerhalb der Punkteränge auf Rang 11.

FAZIT: Ein ausgezeichnetes Rookie-Wochenende vom US-Amerikaner! Sammelt er weitere Erfahrungen und behält sein Diriyya-Tempo bei, wird er schon bald Kurs auf zweistellige Punkteergebnisse nehmen können.

7. Jean-Eric Vergne | 7.0 Punkte

Der ehemalige Formel-E-Meister Jean-Eric Vergne erlebte in Diriyya ein zweigeteiltes Wochenende. Ein verkorkstes Qualifying glich er am Freitag immerhin mit Platz 8 aus. Die von ihm gewohnte Kompromisslosigkeit fand er jedoch erst am Samstag wieder. Er qualifizierte sich für die Duelle, startete von Platz 6 und konnte im Rennverlauf auf gutem Niveau mit der Konkurrenz mithalten.

Gewiss wird Vergne nicht vollkommen zufrieden mit seiner Leistung sein, zumal er den Anspruch hat, im Titelkampf mitzumischen. In Saudi-Arabien legte er dennoch den Grundstein für eine potenziell ertragreichere Saison als noch 2021.

FAZIT: Kein perfekter Jahresstart für Vergne, sicherlich aber auch nicht der schlechteste. Letztlich bleibt das Gefühl, dass andere Autos - vor allem die von Mercedes-Motoren angetriebenen - in Diriyya einfach schneller waren.

8. Andre Lotterer | 7.0 Punkte

Neues Jahr, alte Effizienzprobleme - zumindest am Freitag konnte Porsche-Fahrer Andre Lotterer nicht mit den Spitzenfahrern Schritt halten. Zwar schlug er im ersten Qualifying des Jahres seinen Teamkollegen Pascal Wehrlein deutlich, fiel in der zweiten Phase seines Renntrimms jedoch sang- und klanglos zurück.

Nach neun verlorenen Rängen (von Platz 4 auf 13) startete das Team ratlos in die Fehleranalyse, es folgte ein umfangreiches Briefing vor dem zweiten Renntag.

Doch wo auch immer das Problem lag: Am Samstag wirkte Lotterer wie ausgewechselt. Wieder schaffte er es in die Duellphase der Qualifikation, wieder schlug er Wehrlein. Anders als am Vortag hielt er sich jedoch bis in die Schlussphase innerhalb der Top 10. Nach einem deutlich konkurrenzfähigeren Rennen überquerte er den Zielstrich auf Rang 4.

FAZIT: Beim Diriyya-Saisonstart ließ Lotterer viele Fragen offen. Immerhin: Im letzten Jahr brauchte er sechs Rennen, um die zwölf WM-Punkte zu sammeln, die bereits jetzt auf seinem Konto stehen. Diriyya liegt ihm!

9. Robin Frijns | 6.8 Punkte

Freitags geriet Robin Frijns im Positionskampf mit Oliver Rowland (Mahindra) aneinander und erreichte das Ziel nach einer Durchfahrtsstrafe auf einem einsamen 16. Platz. Deutlich besser lief es samstags, als der Niederländer aufs Podium stürmte und 18 WM-Zähler für das vor der Saison umbenannte Envision-Team sammelte.

Zwar spielte bei seinem Manöver gegen di Grassi auch Glück eine Rolle. Schließlich konnte er dank des späten Safety-Cars seinen Energienachteil von rund einem Prozent ausgleichen. Doch um überhaupt an der Spitze kämpfen zu können, bedarf es auch einer Menge fahrerischen Könnens.

FAZIT: Freitags nahm er Rowland mit einem ungestümen Manöver aus dem Rennen und wurde zurecht bestraft, doch samstags brillierte Frijns.

10. Oliver Rowland | 6.3 Punkte

Im Zweikampf präsentierte sich Oliver Rowland in Diriyya gewohnt kompromisslos. Im Zweikampf geriet er am Freitag mit Robin Frijns aneinander, dieses Mal jedoch mit dem schlechteren Ausgang für den Briten. Samstags blieb Rowland, der vor allem in den Freien Trainingssessions mit Bestzeiten glänzte, eher unauffällig.

FAZIT: Vor allem im direkten Vergleich mit seinem Teamkollegen Sims konnte Rowland in Saudi-Arabien überzeugen. Zu seinen Sternstunden gehört der Diriyya E-Prix 2022 aber gewiss auch nicht.

Die weiteren Positionen im Fahrer-Rating:

 

Position Fahrer Note Ergebnis (Fr) Ergebnis (Sa)
11. Sam Bird 5,8 Platz 4 Platz 15
12. Nick Cassidy 5,5 Platz 7 Platz 16
= Pascal Wehrlein 5,5 Platz 11 Platz 9
14. Maximilian Günther 5,0 Platz 12 Platz 14
15. Sergio Sette Camara 5,0 Platz 15 Platz 17
16. Mitch Evans 4,8 Platz 10 Platz 21
17. Dan Ticktum 4,5 Platz 18 Platz 19
18. Antonio Felix da Costa 4,0 DNF Platz 12
19. Oliver Turvey 4,0 Platz 19 Platz 18
20. Alexander Sims 3,8 Platz 14 DNF
21. Sebastien Buemi 3,3 Platz 17 Platz 13
22. Antonio Giovinazzi 3,0 Platz 20 Platz 20

 

So hat die Redaktion abgestimmt:
Fahrer Tobias Bluhm Timo Pape Tobias Wirtz Esteban Garcia Durchschnitt
01. Nyck de Vries 8 9 10 8 8,75
02. Edoardo Mortara 8 9 9 9 8,75
03. Lucas di Grassi 8 8 9 9 8,50
04. Jake Dennis 8 8 9 8 8,25
 = Stoffel Vandoorne 8 8 9 8 8,25
06. Oliver Askew 7 7 7 8 7,25
07. Jean-Eric Vergne 6 6 8 8 7,00
08. Andre Lotterer 6 7 8 7 7,00
09. Robin Frijns 7 7 7 6 6,75
10. Oliver Rowland 7 6 7 5 6,25
11. Sam Bird 5 6 7 6 6,00
12. Nick Cassidy 6 5 5 6 5,50
 = Pascal Wehrlein 5 5 6 6 5,50
14. Maximilian Günther 4 5 6 5 5,00
15. Sergio Sette Camara 5 5 5 5 5,00
16. Mitch Evans 6 3 5 5 4,75
17. Dan Ticktum 3 6 5 4 4,50
18. Antonio Felix da Costa 5 3 4 4 4,00
19. Oliver Turvey 3 4 5 4 4,00
20. Alexander Sims 4 2 5 4 3,75
21. Sebastien Buemi 1 2 5 5 3,25
22. Antonio Giovinazzi 4 2 3 4 3,25

Zurück

0 Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Bitte addieren Sie 5 und 7.
Advertisement