Mercedes in New York erneut punktlos: "Die Erkenntnis ist, dass wir nicht so konkurrenzfähig waren"
Tobias Wirtz
Erneut erlebte das Formel-E-Team Mercedes-EQ in New York City ein Wochenende zum Vergessen. Viermal blieb das Team in den letzten fünf Rennen ohne Punkte. In der Gesamtwertung, die man vor dem New York City E-Prix noch anführte, rutschte man auf Platz 5 ab. Und noch immer ist nicht klar, wie es in der Gen3-Ära weitergeht. Nach einem starken Saisonstart kriselt es bei Mercedes.
Der Samstag in New York begann bereits schwierig für das Team: Nyck de Vries erreichte in Qualifying-Gruppe 1 nur den 18. Startplatz. Für Stoffel Vandoorne schien es besser zu laufen: Nach den ersten beiden Sektoren seiner 250-kW-Runde war er auf Super-Pole-Kurs, hatte dann jedoch einen Mauerkontakt, der ihm einen Reifenschaden einbrachte.
Aus 0,1 Sekunden Vorsprung auf Pascal Wehrlein im Porsche wurden so 1,3 Sekunden Rückstand. Während Wehrlein als Dritter in der Super-Pole antreten durfte, wurde Vandoorne nur 21. und musste das Rennen aus der vorletzten Reihe aufnehmen.
Im Rennen lief es nicht viel besser: De Vries konnte das Rennen zwar auf dem 13. Platz abschließen, litt aber über die gesamte Dauer des Laufs darunter, dass sein Auto bereits kurz nach dem Start bei einer Kollision beschädigt wurde. Auch Vandoorne hatte "Feindkontakt" im Rennen. Dabei erlitt er einen weiteren Reifenschaden und schied aus.
"Ich wurde bereits auf der ersten Runde von hinten getroffen. Das ist mir jetzt schon im dritten Rennen hintereinander passiert", so de Vries nach dem Rennen. "Ich versuchte noch, dem Auto vor mir auszuweichen, aber das war unmöglich, und ich berührte meinen Vordermann. Dabei verlor ich meinen Kotflügel vorne rechts, was die Fahrzeugbalance ab diesem Zeitpunkt beeinträchtigte. Dadurch ließ sich das Auto nicht mehr so schön fahren."
Vandoorne: "Alles in allem ein Tag zum Vergessen"
"Für meine Startposition muss ich die volle Verantwortung übernehmen", erklärt Teamkollege Vandoorne. "Die Berührung war nicht sehr hart, nur ganz leicht, aber sie hat gereicht, um die Felge zu beschädigen. Wir wollten von hinten kommend viel Energie sparen und dann versuchen, uns nach vorne zu kämpfen", erklärt er die Renntaktik.
Diese schien anfangs aufzugehen. "Das ist uns ein bisschen gelungen, aber dann blieb ich im Feld stecken und hatte einen weiteren Reifenschaden vorne links", so der Belgier weiter. "Das war es dann für mich. Zwei Reifenschäden, die mich beide sehr teuer zu stehen kamen. Alles in allem ein Tag zum Vergessen." Durch die Reduzierung der zur Verfügung stehenden Reifen hatte Vandoorne so für den Rennsonntag nur noch sechs funktionsfähige Pneus zur Verfügung.
Die Ausgangslage vor dem Qualifying am Sonntag schien deutlich besser: Beide Piloten traten in der zweiten Qualifying-Gruppe an. Aber ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt begann es zu regnen. Nach der Gruppe stoppte der Regen jedoch wieder, sodass alle übrigen Fahrer bessere Bedingungen vorfanden. Die Mercedes-Piloten qualifizierten sich somit nur für die Positionen 20 und 22. Im Rennen arbeitete sich Vandoorne bis auf Platz 12 vor, obwohl er mit einem stark abgefahrenen Reifen fahren musste. De Vries blieb farblos und wurde nur 18.
De Vries: "Wir waren nicht so konkurrenzfähig"
"Alles in allem fehlte uns ein bisschen der Grip, und wenn das Feld so hart umkämpft ist und alle so eng zusammenliegen, ist ein alter Reifen nicht gerade ideal", so Vandoorne nach dem Rennen am Sonntag. "Uns fehlte ein wenig die Pace, und ich hatte mit dem rechten Hinterreifen zu kämpfen, der praktisch schon vor dem Start kaum noch Gummi drauf hatte."
"Das war ein sehr hartes Wochenende", sagt ein enttäuschter Nyck de Vries. "Ich denke, die zugrundeliegende Erkenntnis ist, dass wir an diesem Wochenende nicht so konkurrenzfähig waren. Gleichzeitig hatten wir vielleicht auch ein bisschen Pech mit der ersten Gruppe im Samstags-Qualifying und dem Regen in der zweiten Qualifikation am Sonntag, der unsere Gruppe beeinträchtigt hat."
"Es ist mehr als enttäuschend, dass wir die Heimreise ohne einen einzigen Zähler im Gepäck antreten müssen", fasst Ian James die Stimmung im Team nach den beiden Rennen zusammen. "Das Wochenende in New York brachte nicht, was wir uns davon erhofft hatten. Es war weder das Wochenende, das wir brauchten noch das, was wir hätten abliefern sollen."
James: "Die Weltmeisterschaft ist noch immer offen"
"Das ist frustrierend, aber es ist auch eine Gelegenheit und Herausforderung für das Team, um zurückzuschlagen", betont James. "Und wenn es eine Truppe gibt, der ich zutraue, sich davon zurückzumelden, dann ist es dieses Team. Sie besitzt diesen Kampfgeist, und das Team sieht sich gerade schon die Daten an und lässt nichts unversucht, um sicherzustellen, dass wir wieder zurückkommen. Wir sind jedoch fest entschlossen und voll motiviert, um für den Rest der Saison weiter um jeden möglichen Punkt zu kämpfen."
"Es sind nur noch vier Rennen zu fahren", wirft James den Blick bereits nach vorne. "Das sind vier Chancen an zwei Austragungsorten, die uns beide sehr am Herzen liegen: London und Berlin. Und ich bin zuversichtlich, dass wir sie nutzen werden - die Weltmeisterschaft ist noch immer offen."
Derweil ist immer noch nicht klar, wie es mit Mercedes in der Formel E weitergeht. Obwohl bereits vor Wochen eine Option als Hersteller für die Gen3-Ära unterschrieben wurde, steht eine offizielle Bekanntgabe des Verbleibs in der Elektrorennserie nach wie vor aus. "Wir sind im Moment nicht in der Lage, eine endgültige Entscheidung zu treffen", hatte Mercedes-Teamchef Ian James bereits im April gesagt. Dabei ging es damals eigentlich nur noch "um Details".
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