Formel E

Mercedes- & Jaguar-Teamchefs erklären Chaos in Quali-Gruppe 1: "Liegt in der Natur des Formats"

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

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Der Nachteil für Piloten aus Qualifying-Gruppe 1 ist in der Formel E unübersehbar: 54 Fahrer haben in dieser Saison an den Super-Pole-Sessions teilgenommen - nur drei Teilnehmer waren zuvor in der ersten Sechsergruppe an den Start gegangen. In Puebla versuchten die Piloten zum wiederholten Male, diesen Nachteil auszugleichen, indem sie sich die beste Position auf der Strecke verschaffen. Das Ergebnis erneut: Chaos und schlechte Startplätze für alle Beteiligten.

Die Streckenbedingungen verbessern sich besonders zu Beginn des Qualifyings mit jedem Auto, das eine Runde gefahren ist. Daher ist die Taktik klar: Wer vorne fährt, hat verloren. Auch in Puebla gab es deshalb wieder Positionskämpfe auf der Aufwärmrunde des Qualifyings: Jeder Pilot wollte hinter seinen Konkurrenten fahren, musste jedoch vor Ablauf der drei Minuten über die Ziellinie gefahren sein, damit seine schnelle Runde noch zählte.

Daher verlief die Vorbereitung der Fahrer auf ihre gezeitete Runde einmal mehr alles andere als optimal. Windschattenfahrten, Überholversuche und Verbremser nicht nur auf der Aufwärmrunde, sondern sogar auf der "schnellen" Runde. Das Ergebnis: Jeder der Piloten in Qualifying-Gruppe 1 verlor am Samstag mindestens 1,3 Sekunden auf den schnellste Zeit der Session. Am Sonntag waren es sogar mindestens 1,9 Sekunden.

James: "Bringen wir uns in eine Position, in der man sich gegenseitig im Weg steht"

Weil in der ersten Gruppe des Qualifyings laut Reglement die sechs Bestplatzierten der Meisterschaft antreten müssen, sorgt das für zusätzlichen Druck auf die Piloten: Niemand will für einen unmittelbaren Rivalen um die Meisterschaft die Strecke "sauberfahren".

Daher sieht Ian James, Teamchef von Mercedes-EQ, bei 'Autosport' den Ansatzpunkt bei den Regeln: "Es liegt in der Natur des Qualifyings, oder des Formats, das wir im Moment haben. In Kombination mit dieser speziellen Strecke ist es klar, dass alle eine sehr ähnliche Strategie verfolgen. Leider bringen wir uns alle in eine Position, in der man sich gegenseitig im Weg steht."

Einfach als Erster rauszufahren und eine freie Runde zu drehen, sei keine Option, so James. Außerdem kam in Puebla hinzu, dass leichter Regen in der Aufwärmrunde zu spüren war. "Die Strecke entwickelt sich ja weiter, jedes Mal ist es ein Würfelspiel. In Puebla hatte das sicherlich einen nachteiligen Einfluss."

"Es war eine Kombination von verschiedenen Faktoren", erklärt der Brite weiter. "Außerdem hatten wir einige Schwierigkeiten, weil ein paar der anderen Autos in Kurve 1 ein Problem hatten. Bevor wir die Runde begonnen haben, waren wir zeitlich am Limit. Wenn jeder bis zur letzten Minute versucht, sich einen Vorteil zu verschaffen, dann geht das in die Hose. Und genau das haben wir heute wieder gesehen."

Barclay: "Müssen uns das Qualifying-Format ansehen"

James Barclay, Teamchef von Jaguar Racing, ergänzt: "Natürlich fragen sich die Leute: 'Warum ist es so eng?' Wir wussten schon, als wir nach Puebla kamen, dass die Entwicklung der Strecke sehr groß sein würde. Niemand wollte als Erster auf der Strecke sein, um sie zu reinigen."

"Es ist wirklich hart, und deshalb müssen wir uns das Qualifying-Format in Zukunft ansehen", sieht auch er die aktuellen Regeln als Auslöser des Problems. "Jetzt als Weltmeisterschaft will man die besten Teams, die besten Autos und die besten Fahrer an der Spitze kämpfen sehen."

Ob die Formel E darauf reagieren wird, ist fraglich. Insbesondere die Unvorhersehbarkeit der Rennen infolge einer oftmals stark durcheinandergewürfelten Startaufstellung wird seitens der Rennserie offensiv als positives Alleinstellungsmerkmal vermarktet.

Eine Regelanpassung wird es der allgemeinen Einschätzung nach frühestens mit der Einführung der Gen3-Fahrzeuge in der Saison 2022/23 geben. Wie diese aussehen könnte, ist derzeit jedoch noch vollkommen unklar. Dass sich alle Fahrzeuge gleichzeitig auf der Strecke befinden werden, darf angesichts der relativ kurzen und engen Straßenkurse, auf denen die Formel E die meisten Rennen bestreitet, jedoch bezweifelt werden.

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