Formel E

Mercedes verkündet CO2-Ziele im Motorsport & begrüßt NEOM als Formel-E-Hauptsponsor

Timo Pape

Timo Pape

Mercedes-Benz hat am Dienstag vor einer Woche eine nachhaltige Geschäftsstrategie für sein Motorsport-Engagement in einer Online-Pressekonferenz präsentiert. Der strategische Plan beinhaltet die Verpflichtung, den CO2-Ausstoß der Werksteams in Formel E und Formel 1 deutlich zu reduzieren.

Mercedes ist die einzige Marke aus der Automobilindustrie, die sowohl in der Formel 1 als auch in der Formel E an den Start geht. Grundsätzlich gelten die gesetzten Ziele somit für beide Rennserien, wenngleich bislang vor allem für den Formel-1-Rennstall konkrete Zahlen definiert wurden: Bis 2022 will Mercedes die CO2-Emmissionen halbieren - von rund 20.000 Tonnen im Jahr 2018 auf 10.000 Tonnen im Jahr 2022. Unvermeidbare CO2-Emissionen bei den global stattfindenden Meisterschaften will der Hersteller mit Kompensationen nach dem Gold-Standard ausgleichen.

Für die kommende Formel-1-Saison, die am Wochenende in Melbourne startet, haben die "Silberpfeile" durch eine Umstellung auf erneuerbare Energien in ihren Werken bereits erste Schritte eingeleitet. Auf diese Weise sollen die beiden Entwicklungsstandorte in Brackley und Brixworth (England) ab 2020 treibhausgasneutral sein.

Das Chassis-Werk in Brackley, in dem Mercedes vor allem Technologie für die Formel 1 entwickelt, setzt bereits auf erneuerbare Energiequellen, um den gesamten Betrieb mit Strom zu versorgen. Dazu gehören unter anderem der Windkanal des Teams, das Datenzentrum, die digitale Simulationsumgebung und die Prüfstände.

Das Technologiezentrum in Brixworth, wo Mercedes-AMG High Performance Powertrains (HPP) die Antriebsstränge für die Formel 1 und auch die Formel E entwickelt und herstellt, produziert aktuell mehr als die Hälfte seiner Elektrizität durch Solarkollektoren und Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung vor Ort. Bei allen externen Energiequellen hat sich HPP im Laufe des Jahres 2020 einen Wechsel auf erneuerbare Energien zum Ziel gesetzt. Sowohl Brixworth als auch Brackley sind nach der internationalen Umweltmanagementnorm ISO 14001 zertifiziert.

Keine Einweg-Kunststoffe mehr an der Strecke - vorerst aber nur in der F1

Das Engagement des F1-Teams in Richtung Nachhaltigkeit wird sich auch an der Rennstrecke widerspiegeln. Die Verwendung von Einweg-Kunststoffen wird im Gastronomie-Bereich von Mercedes eingestellt. Zudem werden für alle Teammitglieder Hotelaufenthalte mit einer geringen Umweltbelastung eingeführt. Für das Formel-E-Team greifen diese Maßnahmen derzeit noch nicht, wenngleich Mercedes die Strategie auch auf den E-Rennstall anwenden will.

"Natürlich ist das Thema Nachhaltigkeit auch in der Formel E sehr wichtig", erklärt ein Sprecher des Mercedes-Formel-E-Teams auf Nachfrage von 'e-Formel.de'. "Da sich unser Headquarter ebenfalls am Standort Brackley befindet, gelten für uns analog alle Maßnahmen des Formel 1-Teams (am Standort). Darüber hinaus arbeiten wir gerade ebenfalls an der Ableitung von entsprechenden Maßnahmen an der Rennstrecke und abseits, die sich aus der Nachhaltigkeitsstrategie von Mercedes-Benz Motorsport ergeben."

Generell sei die Formel E aber ohnehin schon auf einem guten Weg: "Die Rennserie ist beispielsweise die erste, deren Veranstaltungen nach dem ISO-Standard 20121 für nachhaltige Events zertifiziert sind. Doch auch für uns als Mercedes-Benz EQ Formel E-Team ist Nachhaltigkeit sehr wichtig." Wann genau die Maßnahmen an der Strecke umgesetzt werden, steht offenbar noch nicht fest.

Logische Ableitung für den Motorsport

Im Mai 2019 hatte die Daimler AG mit der Nachhaltigkeitsoffensive "Ambition2039" den künftigen Weg des Unternehmens bekanntgegeben. Dazu gehört auch das Ziel, die Pkw-Neuwagenflotte in den nächsten 20 Jahren CO2-neutral aufzustellen. Für 2030 peilt Daimler an, mehr als 50 Prozent des Pkw-Absatzes von Mercedes-Benz mit Plug-in-Hybriden oder rein elektrischen Fahrzeugen zu erzielen. Gleichzeitig richtet der Konzern den Blick auf die eigenen Werke und den Bezug der dort verwendeten Energie: Ab 2022 sollen alle europäischen Pkw- und Van-Werke von Mercedes CO2-neutral produzieren. Ein logischer Schritt also, diese Strategie auch im Motorsport zu verfolgen.

"Mit Blick auf das Thema Nachhaltigkeit setzen wir bei Daimler auf einen ganzheitlichen Ansatz", sagt Markus Schäfer, Vorstandsmitglied der Daimler AG. "Es ist unser Anspruch, auf dem Weg in Richtung klimaneutraler und nachhaltiger Mobilität eine Vorreiterrolle einzunehmen. Wir bestärken die Formel 1 darin, ehrgeizige Schritte in Richtung Klimaneutralität für den gesamten Sport zu unternehmen. Unser F1-Werksteam wird noch im Jahr 2020 treibhausgasneutral sein. Mit der heutigen Bekanntgabe und der Richtung, die wir damit einschlagen, möchten wir sicherstellen, dass die Formel 1 und die Formel E ihren positiven Einfluss auf unsere Marke zukünftig noch weiter erhöhen."

Formel-E-Pilot Nyck de Vries, der der Pressekonferenz neben Lewis Hamilton als Fahrer beiwohnte, erklärt: "Es ist fantastisch, dass Mercedes ehrgeizige Schritte unternimmt, um Nachhaltigkeit auf eine ganzheitliche Weise in den Motorsport zu integrieren", so der junge Niederländer. "Während unsere Rennen in aller Welt übertragen werden, ist es wichtig, dass wir sie uns nicht einfach nur ansehen, sondern auch das große Ganze betrachten. Es ist großartig, die Fortschritte zu sehen, die in unseren Zentren in Brixworth und Brackley gemacht werden, von denen unsere Mercedes-Teams in der Formel 1 und der Formel E gleichermaßen profitieren."

Neuer "Principal Partner" aus Saudi-Arabien

Darüber hinaus hat Mercedes mit NEOM einen neuen "Principal Partner" für das Formel-E-Team bekanntgeben. NEOM ist eine Region im Nordwesten von Saudi-Arabien, die als "lebendes Labor" von Grund auf neu geschaffen wird, um internationale Unternehmer und Start-ups anzulocken. Ziel von NEOM ist es, eines Tages Heimat und Arbeitsplatz von mehr als einer Million Einwohnern aus aller Welt zu werden. Die Partnerschaft mit Mercedes ist langfristig ausgelegt und soll Möglichkeiten zu Wissenstransfer, Aus- und Weiterbildung sowie Trainings in der Region bieten.

Im Rahmen der Zusammenarbeit wird es demnach ein Programm geben, in dem ausgewählte Kandidaten aus Saudi-Arabien die Möglichkeit bekommen sollen, eng mit dem Rennteam zusammenzuarbeiten und sich als Ingenieure und Software-Entwickler weiter zu qualifizieren. Außerdem soll es ein Talentförderungsprogramm für Nachwuchsrennfahrer geben, das Anfang 2021 an den Start geht. Ziel ist es, junge Talente zu entdecken und zu fördern, damit sie innerhalb der kommenden Jahre den Sprung in die Formel E schaffen könnten.

"Mit unserem Motorsport-Engagement leisten wir Pionierarbeit auf dem Gebiet der Innovation und wir freuen uns darauf, die Zusammenarbeit mit unserem neuen Partner NEOM weiterzuentwickeln", sagt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Mit unserem Engagement in der Formel E haben wir uns zum Ziel gesetzt, auf die Zukunft der Mobilität aufmerksam zu machen und die Entwicklung von nachhaltigen Innovationen voranzutreiben - sowohl mit Blick auf Technologie als auch bei der Ausbildung von jungen Menschen, die diesbezüglich einen entscheidenden Beitrag leisten werden."

"Wir freuen uns sehr über diese Partnerschaft mit dem Mercedes-Benz EQ Formel E Team", erklärt Nadhmi Al-Nasr, CEO von NEOM. "Wir sind stets offen für Partnerschaften, bei denen Innovationen als Schlüssel zu einer nachhaltigen Zukunft angesehen werden. Wir ermutigen alle dazu, NEOM als lebendes Labor anzusehen, in dem sie in Zusammenarbeit mit uns und anderen mit neuen Technologien experimentieren und diese entwickeln können. Wir sind gespannt darauf, die Arbeit mit dem Mercedes-Benz EQ Formel E Team aufzunehmen."

Ab dem nächsten Formel-E-Rennen - nach aktuellem Stand wäre dies der Paris E-Prix am 18. April - wird das Logo von NEOM auf beiden "Silberpfeilen" (siehe Titelbild ) sowie auf der Teamkleidung von Mercedes-Benz EQ zu sehen sein.

Fotos: Mercedes

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