Michelin würde Reifen-Konkurrenz in Formel E nicht scheuen
Timo Pape
Der französische Reifenhersteller Michelin beliefert die Formel E seit ihrer ersten Saison mit einheitlichen 18-Zoll-Reifen, die bei allen Teams zum Einsatz kommen. Im Sinne der Nachhaltigkeit hält ein Satz Reifen im Normalfall das gesamte Rennwochenende durch. Außerdem funktioniert der Profilreifen, den Michelin in rund fünf Jahren (ca. 2021) auf die Straße bringen will, sowohl im Trockenen als auch bei nasser Strecke.
Während Reifenhersteller in anderen Rennserien immer wieder massiv in die Kritik geraten – beispielsweise Pirelli in der Formel 1 -, gab es für Michelin bislang keine öffentliche Schelte. Die Formel-E-Fahrer sind mit den Gummis zufrieden. Der weiterentwickelte "EV2", den Michelin in dieser Saison anbietet, weist 16 Prozent weniger Rollwiderstand auf. Allein dadurch können die Elektroautos im Rennen eine Runde mehr fahren. Zudem hat Michelin das Gewicht der Reifen um insgesamt 5 Kilogramm je Satz gesenkt - 1,1 kg pro Vorder- und 1,4 kg pro Hinterreifen.
Seit dem ersten Formel-E-Rennen im Jahr 2014 ist Michelin Exklusivausrüster der Elektroserie. Das wird auch mindestens bis einschließlich Saison fünf, als bis zum Sommer 2019, so bleiben. Danach schreibt der Veranstalter die Rolle des Reifenlieferanten neu aus. Ob die Formel E weiterhin auf einen einzigen Anbieter setzt oder den Wettbewerb für mehrere Reifenhersteller öffnet, ist noch nicht klar. Michelin würde einen Vergleich mit der Konkurrenz jedenfalls nicht scheuen.
"Ob wir Alleinausrüster sind oder Konkurrenz haben, ist uns egal", sagt Pascal Couasnon, Motorsportchef bei Michelin, gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Das ändert an unserer Herangehensweise nichts. Wir wollen lernen und entwickeln. Wenn wir diese Möglichkeiten mit den vielen Autos, den tollen Teams und den großartigen Fahrern nicht nutzen würden, dann wäre es aus unserer Sicht verschwendete Zeit." Das Feedback der Formel-E-Teams sei für Michelin Gold wert.
Technologie-Transfer zwischen Rennstrecke und Straße ist an sich nichts Neues. Bei der Entwicklung eines Reifens hat er aber wohl nur selten eine so große Rolle gespielt. Denn jene großen Ziele in der Formel E - etwa Gewichtsreduktion und Energieeffizienz – werden auch für die Elektromobilität im Straßenverkehr immer wichtiger - der eigentlichen Branche von Michelin.
Deshalb ist eine fortschreitende Entwicklung des Formel-E-Reifens für das Unternehmen umso wichtiger, auch wenn die Franzosen derzeit keinen Konkurrenten in der Serie haben. "Man soll bitte nicht glauben, dass wir uns bei den Reifen für die Formel E einfach zurücklehnen", sagt Couasnon. Schon von der Grundhaltung her wolle Michelin nicht die gesamte Vertragslaufzeit hindurch denselben Reifen liefern: "So ticken wir einfach nicht."
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