Mitch Evans hadert mit verpasster Formel-1-Karriere: "Es ist ein seltsamer Sport"
Timo Pape
Mitch Evans hadert mit der Fairness im Motorsport. In einem Interview mit Total-Motorsport.com spricht er über seinen verpassten Formel-1-Aufstieg und führt zwei Hauptgründe dafür an: Als Rennfahrer müsse man Geld mitbringen und zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, wenn etwas Unvorhersehbares passiert.
"Es ist ein seltsamer Sport, eine seltsame Welt - nicht alles basiert auf reiner Leistung", sagt Evans. "Es ist nicht wie beim Tennis, Golf oder Fußball, wo man seine Fähigkeiten jederzeit einbringen kann. Es ist ein seltsamer Sport." Der Neuseeländer kam 2011 als Jugendlicher nach Europa und holte in seiner zweiten Saison in der GP3 bereits den Titel. Evans galt schnell als eines der Toptalente.
In der höheren Klasse GP2 blieben die ganz großen Erfolge in vier Jahren jedoch aus. Zwar blühte Evans in der Formel E wieder auf: Er wurde in den letzten drei Jahren zweimal Vizeweltmeister und einmal Dritter und zählt zu den besten Fahrer in einem der besten Starterfelder des Motorsports. In der Formel 1 bekam er trotzdem nie eine Chance.
"Das Schwierigste war, einen Platz bei F1-Tests zu bekommen. Ich habe Simulatortage absolviert, war konkurrenzfähig und schneller als die Stammfahrer, aber das bringt nichts", erklärt er. Selbst wenn alle Daten und der Lebenslauf für einen sprächen, bekäme man keine Gelegenheit. "Es macht keinen Sinn. Es scheint, als ob es nur alle fünf oder sechs Jahre jemand (aus eigener Kraft) schafft. So ist das nun mal."
Geld regiert die Welt
Ein Grund dafür ist aus Evans' Sicht der finanzielle Background: "Viele Jungs, die Geld mitbringen, bekommen Möglichkeiten." Als Beispiel nennt er F1-Routinier Sergio Perez: "Er bringt immer noch Geld zu Red Bull mit. Er ist kein schlechter Fahrer, aber wenn man es mit so einem aufnehmen muss, ist es heutzutage sehr schwer, allein aus eigenem Verdienst dorthin zu kommen." Es gebe sogar Fahrer, die für einen Reserveplatz in einem Team bezahlen. "Es ist lächerlich", findet Evans.
Die zweite Voraussetzung: "Man braucht einfach eine verrückte Situation." Neben Oliver Bearman, der beim diesjährigen Grand Prix in Saudi-Arabien kurzfristig für Carlos Sainz jr. das Ferrari-Steuer übernahm, nennt er seinen Formel-E-Kollegen Nyck de Vries als Beispiel. Der Niederländer war beim Formel-1-Rennen in Monza eingesprungen und hatte sich mit einer guten Leistung einen Stammplatz bei Toro Rosso für die Folgesaison erkämpft.
"Er hatte überhaupt keine Chance auf einen F1-Platz, dann bekam er aber eine unverhoffte Möglichkeit, als Alex Albon krank wurde. Er machte einen guten Job und war plötzlich das Beste seit der Erfindung von geschnittenem Brot. Er war derselbe Fahrer, der er all die Jahre zuvor war", sagt der Jaguar-Fahrer.
Dass Evans das Zeug hätte, in der Formel 1 zu fahren, bestreitet wohl kaum jemand. Vielleicht klappt es ja eines Tages doch noch für den heute 30-Jährigen, sollte er im nächsten Jahr den Formel-E-Titel gewinnen - so wie es Nyck de Vries 2021 vor seinem F1-Aufstieg getan hatte.
1 Kommentare
Thomas Meister ·
Die F1 ist doch ein Auslaufmodell und von Fairness kann schon von Zeiten des Ecclestone keine Rede mehr sein. Langweiliger alter Motorsport.
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