Formel E

Monaco: Formel E wird 2019 nicht auf Formel-1-Strecke fahren

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Die Formel E fährt 2019 nicht auf der Grand-Prix-Strecke von Monaco. Entgegen der Überlegungen im Frühjahr wird der Monaco E-Prix am 11. Mai des kommenden Jahres erneut auf der 1,77 Kilometer langen Kurzvariante des Circuit de Monaco ausgetragen. Der Plan, erstmals auf dem 3,34 Kilometer langen Formel-1-Kurs zu fahren, wurden in einer Vereinbarung zwischen der Formel E, der FIA und dem Automobile Club de Monaco vorerst ad acta gelegt.

Bereits nach dem Rennen 2017 hatten Sebastien Buemi und Lucas di Grassi die Verlegung des Rennens auf den Grand-Prix-Kurs gefordert. Formel-E-Boss Alejandro Agag sah mit der Einführung der neuen, schnelleren Fahrzeuge den Zeitpunkt gekommen, das winklige Layout des 2015 und 2017 verwendeten Streckenlayouts hinter sich zu lassen. FIA-Präsident Jean Todt hatte dies jedoch bereits kurz darauf infrage gestellt.

Offensichtlich hat sich Todt nun durchgesetzt. "Ich wollte die gleiche Streckenführung verwenden wie die Formel 1, aber die FIA lässt dies nicht zu", erklärt Agag bei 'Motorsport.com'. "Wir werden die kurze Variante verwenden. Die FIA will nicht, dass wir dieselbe Strecke fahren wie die Formel 1, und Umbauten an der (längeren) Strecke vorzunehmen, wäre zu teuer. Es ist eine Kostenfrage, die sich mit den Wünschen der Teams deckt, die gesagt haben, dass sie die kurze Strecke mögen."

Agag macht dabei klar, dass es ihm nicht darum ginge, die Performance der Elektroserie mit der "Königsklasse" zu messen. "Ich mache mir keine Gedanken darüber, dass die Formel 1 und die Formel E in Bezug auf die (Runden-)Zeit verglichen werden könnten. Ich denke nicht, dass die Leute das überhaupt bemerken oder daran denken würden. Aber diese Meinung teilt nicht jeder."

Susie Wolff bestätigte im selben Artikel, dass die Teams die Kurzvariante des Kurses bevorzugen würden. "Ich habe mich lautstark dafür ausgesprochen, die kurze Strecke zu verwenden. Für mich ist es von fundamentaler Wichtigkeit, dass wir ein Spektakel bieten", so die Venturi-Teamchefin. "Ich denke, dass wir mit den Autos zwanzig Runden auf der langen Strecke fahren würden, und es würde nur wenige Überholmöglichkeiten geben. Wir müssen nicht irgendetwas tun, nur weil die Formel 1 es so macht."

Ein Sprecher der FIA bekräftigte indes, dass der Rennkalender der fünften Formel-E-Saison noch immer endgültig vom Welt-Motorsportrat bestätigt werden muss. Die Strecke in Monaco wird hierbei noch mit den Hinweis "subject to circuit homologation", also "vorbehaltlich der Homologation der Strecke" aufgeführt.

Lücken im Rennkalender sollen schnell geschlossen werden

Alejandro Agag nutzte die Gelegenheit, um auch zu den beiden derzeit noch offenen Austragungsorten des Rennkalenders Stellung zu nehmen. "Santiago wird zu 99 Prozent im Januar stattfinden", so der Spanier. Damit bliebe die Hauptstadt Chiles nach dem gelungenen Debüt in diesem Jahr im Rennkalender. Auch hier ist die Streckenführung noch offen, nachdem eine erneute Nutzung des Layouts von 2018, zu dem zwei Flussüberquerungen gehörten, nach dem Rennen ausgeschlossen wurde.

Vorfreude ist auch bei den eidgenössischen Formel-E-Fans erlaubt: Die Schweiz soll den Planungen der Formel E zufolge einen dauerhaften Platz im Rennkalender haben. Agag bestätigte fortgeschrittene Vertragsverhandlungen für ein Formel-E-Rennen 2019 mit den Verantwortlichen der Bundesstadt Bern, wenn auch hier noch keine endgültige Entscheidung getroffen ist. Und auch die Züricher dürfen nach dem gut besuchten Rennen in diesem Jahr auf eine Wiederholung in der Zukunft hoffen. "Die Bürgermeisterin von Zürich will die Formel E in der Stadt haben, aber sie will es abwechselnd mit dem Züri-Fäscht haben. Also nicht in dieser, sondern erst in der kommenden Saison. Das ist der Stand der Gespräche," so Agag.

Zürich könnte sich möglicherweise sogar mit dem Monaco E-Prix abwechseln, der ebenfalls im 2-Jahres-Rhythmus zu einer sehr ähnlichen Zeit des Jahres veranstaltet wird. Dies soll übrigens auch in Zukunft so bleiben.

Kommentar von Tobias Wirtz

Auch wenn die Formel E in den letzten Jahren große Schritte nach vorne gemacht hat und dies mit der Einführung der optisch äußerst beeindruckenden Gen2-Fahrzeuge auch in der kommenden Saison tun wird, muss man sich darüber im Klaren sein, dass die Elektrorennserie in einer vollkommen anderen Liga spielt als die große Formel 1. Hier starten technisch wie aerodynamisch bis an die Grenzen der Physik hochgezüchtete Hybridboliden mit einer Systemleistung von mehr als 750 kW, also mehr als dem Dreifachen der Formel E im Qualifying-Modus. Im Rennbetrieb schafft die Formel E sogar nur ein Viertel der Leistung, und dies bei deutlich höherem Gewicht und längst nicht so effizienter Aerodynamik. Also quasi ein Rennen "Porsche 911 gegen Ford Transit".

Dass die Formel E trotz großartiger Rennaction von vielen klassischen Motorsportfans auch nach vier Jahren immer noch mehr als abschätzig betrachtet wird, ist kein Geheimnis. Und dass auch auf der Strecke im Fürstentum keine annähernd mit der Formel 1 vergleichbaren Rundenzeiten erzielt werden könnten, sollte auch dem größten Elektromobilitätsverfechter klar sein.

Was würde es der Formel E bringen, wenn die ganze Welt mit einem Blick auf die Zeiten sehen würde, dass die Formel 1, grob geschätzt, eine ganze Minute schnellere Rundenzeiten auf 3,34 Kilometer führe? Und dass der Formel-1-Sieger in seiner Auslaufrunde, während er den Fans zuwinkt und nur eine Hand am Steuer hat, mit seiner Rundenzeit dennoch möglicherweise in der Formel E auf die Pole-Position gefahren wäre?

Die Antwort lautet: überhaupt nichts, zumindest nichts Gutes. Und genau das wäre das Resultat eines solchen Schrittes. Ob man im Jahr 2021 einen Anlauf mit den Gen3-Fahrzeugen der achten Formel-E-Saison wagen sollte? Wenn die diskutierte Leistungssteigerung auf bis zu 500 kW in Verbindung mit einem Allradantrieb tatsächlich kommen sollte, könnte man darüber nachdenken. Aber ich halte dies für mehr als unwahrscheinlich.

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