Formel E

Mortara feiert 4. Saisonsieg beim Formel-E-Finale, doch bleibt frustriert: "Vielleicht war es zu viel Druck für mich"

Timo Pape

Timo Pape

Edo-Mortara-Counterfeit

ROKiT Venturi Racing war ohne Zweifel die positive Überraschung der Saison. Nach einigen mittelmäßigen Jahren war das Mercedes-Kundenteam von Anfang an ganz vorn dabei - dank Topfahrer Edo Mortara, aber auch durch die Verpflichtung von Lucas di Grassi. Am Ende verpassten die Monegassen jedoch nicht nur den Fahrertitel, sondern auch die Teamweltmeisterschaft. Trotz seines Sieges beim Saisonfinale in Seoul sitzt der Frust bei Mortara immer noch tief.

"Der heutige Tag verlief natürlich extrem gut, aber ich bin immer noch sehr frustriert, denn wir haben es an den vorherigen zwei, drei Wochenenden nicht geschafft, überhaupt Punkte zu sammeln", blickt Mortara im TV-Weltsignal auf die E-Prix in New York und London zurück, bei denen er dreimal in Folge punktlos blieb. "Ich trage davon immer noch so viel Frust in mir."

"In London waren wir nicht konkurrenzfähig genug, und auch ich selbst habe ein paar Fehler gemacht. Vielleicht war es zu viel Druck für mich, ich weiß es nicht", gesteht er bei 'ProSieben'. "Wir waren das ganze Jahr immer superschnell und haben vier Rennsiege geholt, aber keinen Titel. Die Emotionen sind gemischt. Diese Saison war mehr drin."

Nichtsdestotrotz zeigte Mortara am Sonntag in Seoul noch einmal, warum er zwischenzeitlich als Topfavorit auf den Titel galt. Der Schweizer hatte sich mit Startplatz 2 in eine gute Ausgangsposition für das Rennen gebracht und ging bereits nach wenigen Sekunden an Antonio Felix da Costa vorbei. Seine Führung sollte er nicht mehr hergeben und letztlich souverän ins Ziel bringen.

Mortara will 2023 "endlich" den Formel-E-Titel gewinnen

"Wir sind im Rennen normalerweise besser als im Qualifying. Daher wusste ich: Wenn ich es schaffe, die Führung zu ergattern, würden wir das Rennen gut managen können", blickt Mortara auf das Saisonfinale zurück. "Das half uns auch dabei, die Temperaturen (der Batterie) zu kontrollieren, die tatsächlich extrem hoch waren. Es war ein großartiger Tag."

So bleiben am Ende einer langen Saison auch viele positive Erinnerungen für den 35-jährigen Genfer: "Ich bin so dankbar für dieses tolle Team, das mir so ein starkes Auto hingestellt hat. Wir hatten eine fantastische Saison, und das Jahr dann so zu beenden, ist genau das, was sie und ich gebraucht haben. Hoffentlich werden wir nächste Saison wieder (um den Titel) kämpfen und dann endlich gewinnen."

Im kommenden Jahr 2023, der ersten Saison der Gen3-Ära, wird Venturi zum Maserati-Werksteam. Noch ist nicht offiziell, ob und für wen Mortara ins Lenkrad greifen wird. Gerüchteweise soll er aber im Team verbleiben und Maserati als erfahrener Topfahrer an die Spitze der Formel E führen.

Kommentar von Timo Pape: Konstanz schlägt Sternstunden

"Meister wird am Ende derjenige, der über den Saisonverlauf hinweg am konstantesten ist." Wie oft hat man diesen Satz im Motorsport schon gehört? Und doch war er selten so wahr. Stoffel Vandoorne gewann am Sonntag die Weltmeisterschaft, obwohl er im Jahr 2022 nur einen einzigen E-Prix-Sieg holte: in Monaco. Allerdings stand er bei der Hälfte aller 16 Rennen auf dem Podium - neuer Formel-E-Rekord! - und ging nur ein einziges Mal leer aus. Diese Konstanz bescherte ihm am Ende einen Vorsprung von satten 33 Punkten und seinen ersten WM-Titel.

Dabei erlebten seine Konkurrenten deutlich mehr Sternstunden in der achten Formel-E-Saison: Vizemeister Mitch Evans und auch der Gesamtdritte, Edo Mortara, gewannen jeweils vier Rennen, gingen jedoch auch beide viermal komplett leer aus. Diese Formschwankungen führten schließlich zu einem signifikanten Punktedefizit und zur Niederlage im Titelkampf.

Ohne jeden Zweifel haben Evans und Mortara das Zeug zum Weltmeister und hätten auch mit Blick auf die vergangenen Jahre einen Titel verdient. Im kommenden Jahr müssen beide jedoch an ihrer Konstanz arbeiten, wenn sie bis zuletzt ihre WM-Chancen wahren wollen. Stoffel Vandoorne, der während der Pressekonferenz kurz nach Rennschluss übrigens erstmals bestätigte, auch 2023 in der Startaufstellung zu stehen - mutmaßlich in Diensten von DS Penske - muss nur das wiederholen, was er in diesem Jahr am besten konnte: konstant sein.

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