"Müssen uns richtig ins Zeug legen!" - So kann Mitch Evans am Sonntag noch Formel-E-Meister 2022 werden
Tobias Bluhm
Abermals wird die Entscheidung in einem Formel-E-Titelkampf im letzten Rennen einer Saison fallen. Dank seines Sieges beim Seoul-Samstagsrennen liegt Mitch Evans (Jaguar) vor dem letzten E-Prix des Jahres nur noch 21 Punkte hinter WM-Spitzenreiter Stoffel Vandoorne (Mercedes). Für den Neuseeländer ist ein Angriff auf den Titel somit rechnerisch möglich, jedoch nur unter bestimmten Bedingungen. Evans gibt sich vor dem Finale dennoch angriffslustig.
Die Grundlage für seinen Erfolg im Samstagsrennen legte der 28-Jährige bereits im Qualifying, als er sich für die zweite Startreihe qualifizierte. Am Rennstart übernahm er dann nach zwei Kurven die Führung von Lucas di Grassi (Venturi), der sich bereits auf den ersten Metern am Pole-Sitter Oliver Rowland (Mahindra) vorbeigeschoben hatte.
Nach der Rotphase, ausgelöst durch eine Massenkarambolage im hinteren Teil des Feldes, setzte sich Evans mit überzeugendem Renntempo von seinen Rivalen ab. Am Ende der 30. Rennrunde überquerte er den Zielstrich souverän auf Position 1 und erweiterte sein Punktekonto somit um 25 Zähler. Der WM-Führende Stoffel Vandoorne schaffte es hingegen nur auf Rang 5 über den Strich und sammelte zehn Zähler.
Die Titelentscheidung konnte Evans demnach zwar auf den Finalsonntag vertagen, doch ein Angriff auf die WM-Krone dürfte für den Neuseeländer eine große Herausforderung bleiben: 21 Punkte trennen Evans nun von Vandoorne. Selbst wenn der Jaguar-Fahrer erneut in Seoul siegen sollte, müsste er hoffen, dass sein Mercedes-Rivale bestenfalls Platz 8 sowie keine Bonuszähler für die Pole-Position holt.
Bonuspunkte könnten die Meisterschaft entscheiden
Alternativ könnte Evans auch eine Pole-Position oder eine schnellste Runde zum Erfolg führen. Schafft er es sonntags beispielsweise auf Startplatz 1, wäre er dank der damit verbundenen drei Bonuspunkte auch mit einem zweiten Platz im Rennen Weltmeister. Dann darf Vandoorne jedoch keinesfalls punkten.
In beiden Szenarien würden die Rivalen die Saison punktgleich abschließen, Evans jedoch aufgrund der größeren Anzahl seiner Rennsiege zum Meister erklärt werden. Alle weiteren WM-Szenarien für Evans und Vandoorne haben wir dir in der folgenden Tabelle zusammengestellt.
Übersicht: Die WM-Szenarien vor dem Formel-E-Finale in Seoul
Gelingt Evans... | ... genügt Vandoorne zum Titel: |
P1 | P7 | P8 & SR | P9 & Pole |
P1 & Pole | P6 |
P1 & Pole & SR | P5 |
P2 & Pole | P10 | SR |
P2 & Pole & SR | P9 | P10 & SR |
SR = schnellste Rennrunde
Gelingt Evans weder Platz 1 noch Platz 2, ist Vandoorne automatisch Meister. "Das wird ziemlich hart", ist sich der Jaguar-Fahrer seiner Aufgabe für das Saisonfinale bewusst. Nach dem Rennen erläuterte er bei ProSieben: "Wir brauchen nicht mehr, als dass es rechnerisch möglich ist. Solange das noch geht, bleiben wir am Ball. Ich habe heute Platz 2 in der WM abgesichert. Morgen müssen wir uns dann richtig ins Zeug legen, um noch so ein Ergebnis wie heute zu erzielen."
Realistisch betrachtet hat Vandoorne jedoch weiterhin klar die besseren Chancen. Schließlich fiel er in der gesamten Saison 2022 nur einmal aus und holte nur zweimal weniger als zehn Punkte. So blickt er mit gemischten Gefühlen auf die bevorstehende Titelentscheidung: "Mitch hat das Rennen gewonnen und die Meisterschaft damit offen gehalten. Aber ich denke, wir müssen einfach nur auf uns selbst schauen, es morgen ein bisschen besser machen, und dann sehen wir, was passiert."
"Der heutige Tag war bei diesen schwierigen Wetterbedingungen definitiv eine Herausforderung", so Vandoorne. "Ich denke, dass wir als Team vielleicht nicht ganz perfekt gewesen sind, aber dennoch ist es uns gelungen, uns bei diesen Verhältnissen und all den Zwischenfällen aus Schwierigkeiten herauszuhalten und einige wichtige Punkte einzufahren." Das letzte Rennen der Formel-E-Saison 2022 startet am 14. August um 9:00 Uhr. ProSieben überträgt den Lauf im Free-TV, e-Formel.de bietet dir zudem zu allen Sessions einen Liveticker an.
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