Formel E

"Muss die Verantwortung übernehmen" - Nick Cassidy nach Formel-E-Unfall in Sao Paulo selbstkritisch

Svenja König

Svenja König

Nick-Cassidy-Crah-Sao-Paulo

From hero to zero: Nachdem Nick Cassidy fulminant mit einem Sieg und zwei weiteren Podien in die Formel-E-Saison 2024 gestartet war, fiel er in Sao Paulo zehn Runden vor Schluss aus. Nach einer Kollision mit Nyck de Vries hatte sich sein beschädigter Frontflügel unter den Vorderreifen seines Jaguar geschoben. Das Auto krachte in die Barrieren - keine Chance für den Neuseeländer, diesen Unfall zu verhindern. Teamchef James Barclay kritisiert, wie sich die Rennen in der Gen3-Ära verändert haben.

Im 1. Freien Training am Freitagabend (MEZ) war aus Sicht von Cassidy noch alles im grünen Bereich. Er beendete die Session mit zwei Zehntelsekunden Rückstand auf seinen Teamkollegen Mitch Evans auf Platz 2. Das schien ihm schon etwas verdächtig: "P2 im 1. Training, das ist wahrscheinlich eine Karrierebestleistung. Normalerweise ist FP1 nicht mein Ding", scherzte er in seinem Broadcast-Channel Broad-Cass.

Am eigentlichen Renntag lief jedoch nicht viel für den Neuseeländer zusammen. Im zweiten Training landete er nur auf Platz 12. Dieser Trend sollte sich im Qualifying noch verschlimmern. Dort verpasste er um eine Hundertstelsekunde die Duellphase gegen Nico Müller im ABT Cupra - einen Gegner, gegen den er in dieser Saison noch nicht oft zurückstecken musste.

Cassidy selbstkritisch

Obwohl Sao Paulo deutlich mehr Überholmöglichkeiten durch Windschatten und lange Geraden bietet als die meisten anderen Strecken im Kalender, konnte Cassidy kaum Positionen gutmachen. Er war in enge Positionskämpfe im Mittelfeld verwickelt - zu seinen Lieblingsgegnern gehörten die beiden DS von Jean-Eric Vergne und Stoffel Vandoorne. "Ich hatte eines der schnellsten Autos im ganzen Feld", sagt er. Bei The Race ergänzt er: "Ich bin nicht so gut vorangekommen, wie ich gehofft habe."

Daraufhin sei er mehr Risiko eingegangen, um Positionen gutzumachen, und war in mehrere Rangeleien verwickelt - unter andere mit Nyck de Vries. Dabei habe vor allem der Frontflügel gelitten: "Ich bin viel Risiko eingegangen. Dabei hatte ich zwei oder drei Kontakte mit dem Frontflügel. Deshalb bin ich nicht zufrieden mit mir. Natürlich kann man mal Pech haben, aber wenn es dreimal passiert, muss man die Verantwortung übernehmen."

Diese Kampfspuren sollten ihm zum Verhängnis werden, als er wenig später Oliver Rowland für Platz 7 angreifen wollte. Dabei brach der Flügel ab und rutschte unter das rechte Vorderrad. Cassidy verlor die Kontrolle über sein Fahrzeug und schlug im 45-Grad-Winkel in die Mauer ein. Ein Vorfall, für den er vollständig die Verantwortung übernimmt und hart mit sich ins Gericht geht: "Heute muss ich in den Spiegel schauen, denn ich habe heute meinen Job nicht gut genug gemacht und den Preis dafür gezahlt. Ich werde darüber nachdenken, reflektieren und versuchen, es besser zu machen."

 
 
 
 
 
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Ein Beitrag geteilt von Nick Cass (@nickcassidy_)

Barclay über Akkordeon-Effekt: "Diese Art der Rennen wird langsam verrückt"

Nach diesem Unfall, der glücklicherweise glimpflich ausgegangen ist, stellt sich erneut die Frage, ob die Rennleitung Fahrzeuge mit defekten Frontflügeln nicht aus Sicherheitsgründen zu einem Boxenstopp mit entsprechender Reparatur verpflichten sollte. Denn es ist nicht der erste Unfall dieser Art. Nico Müller war in Portland vergangene Saison Ähnliches passiert. Der Schweizer war damals mit 27 g in die Mauern eingeschlagen.

James Barclay argumentiert, dass der Akkordeon-Effekt, der mit der dritten Fahrzeuggeneration und den "Windschattenschlachten" noch verstärkt wurde, das eigentliche Problem sei: "Diese Art der Rennen wird langsam ein bisschen verrückt", sagte er im Weltsignal. "Du versuchst, Momentum mit in die Kurven zu nehmen, und die Autos halten ständig an. Das müssen wir zukünftig bei der Strategie mit einkalkulieren, denn das ist sehr schwer für die Fahrer vorherzusagen und hat Nick und das Team heute das Rennen gekostet."

Nach dem Sao Paulo E-Prix führt Jaguar trotzdem die Fahrer-,Team- und Herstellerwertung an. Beim Rennen in Tokio in zwei Wochen haben sie die nächste Chance auf neue Punkte.

Zurück

0 Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Bitte addieren Sie 8 und 3.
Advertisement