Formel E

Mysteriöser Unfall von Mitch Evans lässt Sicherheitsbedenken vor Formel-E-Auftakt in Mexiko wachsen

Timo Pape

Timo Pape

Im 1. Freien Training der Formel E in Mexiko ereignete sich ein merkwürdiger Unfall. Abseits der TV-Kameras krachte Jaguar-Pilot Mitch Evans nach Ende der Session in die Streckenbegrenzung. Der "Kiwi" blieb glücklicherweise unverletzt. Im Fahrerlager wachsen die Sorgen weiter, dass der Crash mit einem Versagen der Motorbremse im Heck des Elektrorennwagens zu tun haben könnte.

Mitch Evans beendete die Auftaktsession der Saison 2023 mit einer soliden persönlichen Bestzeit als Siebter. Nach Ablauf der 30 Minuten machte er sich vermeintlich zurück auf den Weg Richtung Start-/Ziel-Gerade, wo die meisten Piloten noch Startübungen durchführten. So weit sollte er jedoch nicht kommen.

Bei der Zufahrt auf die Rechtskurve 12, die ins Stadion abbiegt, fuhr der Neuseeländer geradeaus und schlug in die TecPro-Barriere ein. An selber Stelle hatte 2020 bereits Daniel Abt seinen schweren Unfall mit anschließendem Krankenhausaufenthalt.

Der Jaguar von Evans nahm erheblichen Schaden an der Front. Nicht nur der Frontflügel wurde zerstört, sondern auch die Radaufhängungen - vor allem vorne rechts - und damit möglicherweise auch der Frontmotor des neuen Gen3-Autos. Im TV-Signal der Formel E war der Unfall nicht zu sehen. Auch wurde er während der Übertragung nicht thematisiert.

Erst in der anschließenden Livesendung der Formel E bekam die Öffentlichkeit Wind von dem Vorfall: Ein Abschleppwagen brachte den beschädigten Jaguar zufällig gerade zurück an die Box und lud ihn ab, als dort die Livekamera lief. Moderator Vernon Kay wies auf die Szene hin. Jaguar-Mechaniker versuchten gerade, die Front des Fahrzeugs mit einem Sichtschutz abzudecken (siehe Video im unten stehenden Tweet).

Jaguar: "Nicht vom Hersteller stammendes Bauteil" als Unfall-Auslöser

"Die Ursache für den Unfall liegt in einem nicht vom Hersteller stammenden Bauteil", teilte Jaguar auf Nachfrage der Kollegen von 'The Race' mit. Die Vermutung liegt somit nahe, dass der Unfall mit dem bekannten Bremsproblem des Gen3-Autos zu tun haben könnte, das auch Sebastien Buemi in Valencia ereilte.

Der neue Elektrorennwagen hat keine hydraulische Bremse mehr im Heck und soll rein über die Rekuperation des hinteren Elektromotors verlangsamen. Fallen dieser oder die Batterie aus, hat das Auto keine Bremsleistung mehr im Heck und kann nur noch mit der dafür unterdimensionierten klassischen Bremse an den Vorderrädern verzögern. Die Formel E und FIA arbeiten mit Hochdruck an einer "Notbremse", die jedoch voraussichtlich erst beim nächsten Rennwochenende in Saudi-Arabien zur Verfügung stehen wird.

Ob ein Ausfall der Motorbremse für den Unfall von Evans sorgte, ist nicht klar. Die Tatsache, dass sich der Crash auf der sogenannten Inlap ereignete, als der Vizemeister von 2022 gar nicht mehr mit Vollstrom unterwegs war, könnte ein Indiz dafür sein. Zumal nun alle vier Piloten mit Jaguar-Fahrzeugen einen vergleichbaren Unfall erlitten haben: Sam Bird bei privaten Testfahrten, Sebastien Buemi und Nick Cassidy in Valencia (Letzterer jedoch ohne Einschlag) und nun Evans.

Fest steht unabhängig von der Ursache: Evans hatte großes Glück, dass sich das Problem nicht während einer schnellen Runde in der Session ereignete, und dass die Formel E dem Kurs eine neue Schikane hinzugefügt hatte. Sonst wäre er am Bremspunkt deutlich schneller gewesen und entsprechend härter eingeschlagen.

Auch Sam Bird mit Elektronik-Problemen

Jaguar arbeitete in der Nacht vor dem 2. Freien Training an mehreren Stellen des Fahrzeugs: "Wir haben die gesamte zugehörige Hardware ausgetauscht, um ein erneutes Auftreten des Problems zu verhindern", teilt das Team mit. "Außerdem gab es ein Software-Update, um ähnliche Vorfälle zu vermeiden."

Ob der zwischenzeitliche Fahrzeug-Shutdown von Sam Bird im 2. Freien Training, der aufgrund eines Problems mit seiner Motorkontrolleinheit (MCU) liegenblieb, in Zusammenhang mit Evans' Unfall steht, war zunächst ungeklärt.

Die Qualifikation von Mexiko beginnt um 16:40 Uhr - zu verfolgen im Hankook Formel E Liveticker auf e-Formel.de.

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