Nach F1-Vorbild: Formel E diskutiert Mindestgewicht für Fahrer
Tobias Bluhm
Seit mehreren Jahren beschäftigt die Welt des Motorsports der schier allgegenwärtige "Abnehm-Wahnsinn". Auch in der Formel E wird das Thema des Fahrergewichts inzwischen heiß diskutiert. Denn während die Formel 1 für ihre neue Saison 2019 ein Mindestgewicht für die Piloten einführte, haben in der Elektroserie leichte Fahrer weiterhin einen teils deutlichen Performance-Vorteil. Bereits Ende 2019 könnte sich dies jedoch ändern.
Mindestens 80 Kilogramm, so die Regel, muss ein Formel-1-Fahrer in dieser Saison samt Helm, Overall, Schuhen und feuerfester Unterwäsche wiegen. Durch die neue Regelung finden jahrelange Diäten, Saunabesuche und extreme Gewichtsverluste vor dem Start einer Saison ein Ende. Auch im Tourenwagen-Sport ist das Fahrergewicht spätestens seit der Wasserflaschen-Kontroverse um Mattias Ekström ein brisantes Thema. Der Schwede war nach seinem Sieg am Norisring 2013 disqualifiziert worden, als ihm sein Team eine Wasserflasche zusteckte - vermeintlich um sein Gewicht zu erhöhen.
We hope @FIAFormulaE also adopts minimum 80kg complete driver weight... I’m 78kg with 9% body fat and zero muscle to try to achieve minimum weight. It’s not healthy for some “tall “drivers... also gives small guys an unfair advantage! https://t.co/tv4VeyM5gA
— LUCAS DI GRASSI (@LucasdiGrassi) February 24, 2019
In der Formel E existiert die neue 80-Kilogramm-Regel der Formel 1 aktuell noch nicht. "Ich wiege 78 Kilogramm mit neun Prozent Körperfett und null Muskeln, damit ich auf das Minimalgewicht komme", schaltete sich Lucas di Grassi (Audi) kürzlich auch über Twitter in die Debatte ein. Bezug nimmt er dabei auf das Mindestgewicht von 880 Kilogramm für Auto inklusive Fahrer, das in der Elektroserie gilt. Um die bestmögliche Performance zu erreichen, versuchen Teams, so nah wie möglich an jenen Grenzwert zu gelangen.
Minimales Gewicht für maximale Performance
Teilweise werden sogar zusätzliche Ballaste eingesetzt, damit die Formel-E-Fahrzeuge nicht untergewichtig sind. Unvergessen ist beispielsweise eine Strafe für Sebastien Buemi in Marrakesch 2016, als sein Renault-e.dams-Renner im Qualifying aufgrund eines leeren Feuerlöschers bei der Technischen Abnahme nach seiner schnellsten Runde als zu leicht (und zugleich unsicher) deklariert wurde.
"Für große Fahrer bedeutet (ihr Gewicht) nicht nur einen Nachteil gegenüber den kleinen Piloten, sondern ist auch einfach nicht gesund", führt di Grassi weiter aus. Der Brasilianer, der 2016 Vizemeister in der WEC wurde, weiß: "In Le Mans kosten dich in einem LMP1-Wagen zehn zusätzliche Kilogramm etwa 0,4 Sekunden pro Runde."
Team-Gruppe debattiert Mindestgewicht für Saison 6
Immerhin: In die Gewichtsdebatte scheint langsam aber sicher Bewegung zu kommen. In der WEC, in der sich meist drei Fahrer ein Fahrzeug teilen, gilt seit 2015 ein Durchschnittsgewicht von 80 Kilogramm für alle Fahrer. Ist das Fahrergespann im Schnitt leichter, muss das Team sein Fahrzeug mit zusätzlichen Ballasten beschweren.
Laut einem Bericht von 'e-racing365' ist eine ähnliche Gewichtsregelung wie in der Formel 1 für die Formel E bereits ab der kommenden Saison denkbar. Offenbar wurde die Einführung eines Minimalgewichts für Fahrer im Rahmen eines Zusammentreffens der Technischen Formel-E-Arbeitsgruppe vor zwei Wochen in Genf diskutiert. Wie immer blieben die Ergebnisse des Treffens geheim. Dennoch scheint ein Minimalgewicht für die Fahrer in der Formel E in naher Zukunft immer realistischer. Im Interesse der Gesundheit der Formel-E-Fahrer wäre dies wohl nur zu hoffen.
Foto: Audi
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