Nach fehlendem Gen4-Commitment: Steigt Mahindra sogar ganz aus der Formel E aus?
Tobias Wirtz
Jaguar, Lola, Nissan und Porsche: Vier Hersteller haben sich bereits für die vierte Generation der Formel E offiziell eingeschrieben. Ein Hersteller, der seit der zweiten Saison der Elektroserie dabei ist, fehlt jedoch noch: Mahindra. Doch nicht nur hinter dem Engagement als Hersteller, sondern auch hinter an der Teilnahme an der Formel E überhaupt scheint ein Fragezeichen zu stehen, wie die Kolleg:innen von The Race berichten.
Mahindra hat genau wie ERT und der Stellantis-Konzern (DS und Maserati) die erste Deadline zur Registrierung als Hersteller für die Gen4-Ära verpasst. Das muss jedoch noch nichts heißen, da auch eine spätere Registrierung ausdrücklich möglich ist. Jedoch haben die vier bereits registrierten Hersteller damit schon deutlich früher Zugriff auf die Daten der Lieferanten der Einheitsteile und können so bereits konkret in die Planung ihrer Antriebsstränge einsteigen.
Offenbar steht aber nicht nur die Zukunft von Mahindra als Hersteller auf dem Spiel: Nachdem das Team nun bereits fünf Saisons in Folge nicht unter die ersten Sieben kam und eine Rückkehr des Heimrennens in Hyderabad in den Rennkalender mehr als fraglich ist, scheint das gesamte Projekt in Indien auf dem Prüfstand zu stehen. Immerhin hat Mahindra seit Januar 2019 nur ein einziges Formel-E-Rennen gewinnen können: Alex Lynn siegte beim London E-Prix 2021 - was auch schon mehr als drei Jahre her ist.
So soll der administrative Teil der Herstellerregistrierung von Seiten des Rennteams bereits durchgeführt worden sein, jedoch noch keine positive Entscheidung des Mutterkonzerns vorliegen. Diese wird benötigt, um Bestellungen der Teile von Zulieferern abzugeben und sich an den Entwicklungskosten der Gen4-Boliden zu beteiligen. Beides sind Voraussetzungen, um auch nach 2026 noch als Hersteller in der Serie zu bleiben.
"Es gibt noch ein wenig zu tun", so Frederic Bertrand, CEO und Teamchef von Mahindra bei The Race. "Wie die Meisterschaft in Zukunft verwaltet wird, wie die Kosten und die Logistik gehandhabt werden, und wie alle Themen rund um die Entwicklung für die nächste (Auto-) Generation und innerhalb der Generation gehandhabt werden."
"Vielleicht nicht der richtige Moment, um auszusteigen"
"All das sind noch viele kleine Fragezeichen, die zusammen ein großes Fragezeichen ergeben", so Bertrand weiter. "Ich denke, dass es für jeden wichtig ist, Klarheit zu haben, denn das bedeutet Kosten, und gleichzeitig braucht man Planungssicherheit. Wenn man diese großen oder kleinen Fragezeichen hat, entsteht damit auch Fragezeichen hinter dem globalen Business-Case."
Die Übernahme der Formel E durch Liberty Global könnte jedoch für Mahindra zur richtigen Zeit gekommen sein, beschreibt er: "Liberty hat die Meisterschaft vollständig übernommen und einen ehrgeizigen Plan, um sie weiterzuentwickeln. Das ist definitiv der richtige Weg, um ein Unternehmen, das seit dem ersten Tag dabei ist, davon zu überzeugen, dass es vielleicht nicht der richtige Moment ist, um auszusteigen."
"Es ist ein bisschen wie bei einigen Formel-1-Teams, die verkauft wurden, kurz bevor sie zu der großen Formel-1-Meisterschaft wurden, die wir jetzt haben", zieht er einen Vergleich zur "Königsklasse" des Motorsports. "Es wäre also keine gute Idee, dass Mahindra diese Gelegenheit verpasst als Gründungsmitglied der Meisterschaft. Das spielt definitiv eine Rolle."
Verlust des Kundenteams "kein Drama"
Als zusätzliche Erschwernis steht Mahindra nun vor zwei Saisons, in denen man kein Kundenteam mehr hat. ABT Cupra hatte wegen der enttäuschenden Performance der Mahindra-Antriebe bereits im Frühjahr den Vertrag gekündigt und geht ab kommender Saison mit Motoren von Lola-Yamaha an den Start.
"Es ist auf jeden Fall ein Verlust, denn man verliert viele Daten", gibt Bertrand zu. "Weil wir (kommende Saison) mit einem neuen Antriebsstrang neu beginnen, denke ich, dass ein Kundenteam für die ersten Rennen ein großes Plus wäre, um das Auto und die Abstimmungen schneller zu verstehen, und wie wir mit dem Auto umgehen. Aber auf der anderen Seite werden wir auf Strecken zurückkehren, auf denen wir bereits mit dem Gen3-Auto gewesen sind. Wir haben also Daten."
"Es ist nicht von Vorteil, kein Kundenteam zu haben", gesteht Bertrand. "Aber es ist auch kein Drama."
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