Formel E

Venturi-Pilot Norman Nato feiert in Berlin 1. Sieg mit "unfassbarer Pace", doch könnte Formel E verlassen

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

National-Anthem-Podium-Moment-Berlin

Bereits vor dem Berlin E-Prix hatte Norman Nato keine rechnerischen Chancen auf den WM-Titel in der Formel E. Dass sich die Motivation des Franzosen dadurch nicht ansatzweise verschlechterte, stellte er beim letzten Lauf der Saison eindrücklich unter Beweis: Mit einem souveränen Rennen sicherte er sich seinen ersten Sieg in der Serie. Trotz des Erfolges könnte Nato im nächsten Jahr jedoch nicht mehr in der Formel E antreten.

"Die Langstrecken-Weltmeisterschaft ist sehr wichtig für meine Zukunft", betont der Franzose bei 'e-Formel.de'. "Dort sehen wir, wie viele Hersteller sich momentan einschreiben. An einem gewissen Punkt werden Fahrer eine Entscheidung zwischen der Langstrecke und anderen Projekten fällen müssen. Das ist schade, aber die Realität."

Nato tritt in der WEC derzeit für Realteam Racing in der LMP2-Kategorie an. Am kommenden Wochenende wird er das 24-Stunden-Rennen von Le Mans bestreiten. "Anschließend werde ich mir eine kleine Pause nehmen und überlegen, was ich in der Zukunft machen will. Ich weiß noch nicht, ob ich nächstes Jahr (in der Formel E) dabei bin. Noch ist weder in der WEC noch Formel E etwas unterschrieben."

"Ich muss einfach alles auf den Tisch legen und dann bewerten, was für mich und meine zukünftigen Möglichkeiten das Beste ist."

Schon seit einigen Wochen ranken sich Gerüchte um die Zukunft der Formel-E-Fahrerpaarung bei Venturi. Teamchefin Susie Wolff sei darauf bedacht, dass beide Piloten regelmäßig Punkte erzielen, hieß es schon vor dem Saisonabschluss. Hinter den Kulissen soll Lucas di Grassi, bislang Audi-Fahrer, Verhandlungen mit Venturi geführt haben und als möglicher Teamkollege von Formel-E-Vizemeister Edoardo Mortara gelten.

Für Nato bestehe folglich die realistische Möglichkeit, dass er seine Formel-E-Laufbahn mit einem Sieg beendet haben könnte. "Es ist eine sehr schwere Meisterschaft", so der Franzose, "das sieht man schon im Qualifying, wenn man durch eine Zehntelsekunde Rückstand sechs, sieben Plätze verliert."

"Heute war unsere Pace im Rennen unfassbar, ich konnte es selbst kaum glauben. In den letzten Runden habe ich ständig meine Energiewerte kontrolliert und meinen Ingenieur gefragt, ob alles korrekt ist. Heute lief einfach alles perfekt. Wir haben uns diesen Sieg sehr verdient."

Puebla E-Prix als Schlüssel zu gutem Renntempo

Schon vor dem Berlin E-Prix lag der 29-Jährige in dieser Saison in Reichweite des Podiums, fiel jedoch immer wieder wegen zu hohen Energieverbrauchswerten vorzeitig aus. Rückblickend bewertet er seine Saison dennoch positiv - insbesondere angesichts seiner persönlichen Weiterentwicklung.

"Beim Saisonstart in Diriyya wusste ich nicht, was ich erwarten sollte. Das war mein erstes Wochenende. Meine Philosophie zur Meisterschaft und meine Einstellung dazu, wie man fahren soll, war nicht die richtige", gesteht er.

"Vor drei Jahren hatte ich eigentlich mit dem Einsitzer-Motorsport aufgehört und war seitdem nur in Langstreckenserien unterwegs. Nach Rom bin ich dann mit einem anderen Mindset gereist, und das hat im Qualifying gut funktioniert. Für mich war der Schlüsselmoment aber Puebla, als wir im Rennen viel am Energiemanagement gearbeitet haben. Seitdem war die Pace sehr stark, auch wenn wir dort nicht das Podium erreicht haben."

Sein Fazit zur Saison: "In der ersten Hälfte war das Qualifying unsere Stärke, in der zweiten Hälfte lief es nicht so gut. Stattdessen wurde das Renntempo immer besser. Mir war klar, dass wir ausgehend von Platz 6 oder 7 ums Podium kämpfen könnten. Das haben wir gestern und heute gezeigt."

Venturi beendete die Formel-E-Saison 2021 auf Position 7 in der Gesamtwertung. Nato verbesserte sich beim letzten Rennen der Saison auf Platz 18 und ließ somit Alexander Sims (Mahindra) hinter sich. Edoardo Mortara sammelte durch seinen heftigen Startunfall beim Saisonabschluss keine Punkte, wurde hinter dem neuen Weltmeister Nyck de Vries (Mercedes) dennoch WM-Zweiter.

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