Formel E

"Natürlich hatten wir höhere Erwartungen" - Audi blickt auf durchwachsene Saison zurück

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Audi hat die Formel-E-Saison 2019/20 auf dem sechsten Platz der Teamwertung abgeschlossen, und auch Lucas di Grassi belegte bei den Fahrern den sechsten Gesamtrang. Wirklich zufrieden können die Ingolstädter mit ihrer Leistung in dieser Saison nicht sein - im Gegensatz zu Rene Rast, der für die letzten sechs Rennen ins Cockpit des Audi e-tron FE06 stieg.

Nach dem Meistertitel in Saison 4, dazu drei Vizemeistertiteln und einem dritten Platz in der Debütsaison der Formel E hatte sich das seit 2017 im Besitz der Audi AG befindliche Team auch für die abgelaufene Saison Großes vorgenommen. Doch neben der COVID-19-Pandemie und einem Simracing-Skandal sollte auch ein nicht ganz konkurrenzfähiges Fahrzeug die sechste Formel-E-Saison nachhaltig beeinflussen.

Unter dem Strich steht die bis dato schwächste Saison in der Teamgeschichte: Zum ersten Mal gab es keinen Sieg für einen der Piloten, und auch nur drei Podestplatzierungen stellen einen neuen Negativrekord dar. Demnach schlagen 114 Punkte zu Buche - zum ersten Mal seit der Debütsaison (165 Punkte) wurden weniger als 200 Punkte erzielt.

Die Höhepunkte aus Teamsicht sind schnell zusammengefasst: Lucas di Grassi wurde Zweiter beim zweiten Saisonrennen in Diriyya und Dritter beim zweiten Rennen auf dem Rückwärts-Layout des Kurses in Berlin-Tempelhof. Für Daniel Abt war das Highlight ein sechster Platz beim zweiten Diriyya-Rennen. Sein Nachfolger Rene Rast gewann - auch dank Qualifying-Gruppe 4 - die Gruppenphase beim vorletzten Saisonlauf, bei dem er anschließend als Drittplatzierter sein erstes Formel-E-Podium feierte. Einen Tag später wurde er Vierter.

Di Grassi: "Es ist klar, dass wir uns verbessern müssen"

Di Grassi spielte dabei zum ersten Mal in seiner Formel-E-Karriere keine Rolle im Titelkampf. Hatte der Champion von Saison 3 zuvor jede Saison unter den ersten Drei abgeschlossen, war der Zug für ihn spätestens nach dem ersten Berlin-Rennen abgefahren. Während Antonio Felix da Costa gewann, wurde di Grassi, der als Meisterschaftsfünfter in die deutsche Hauptstadt gereist war, nur Achter. Sein Rückstand auf den Portugiesen betrug zu diesem Zeitpunkt bereits 55 Zähler. Einen Tag später war er nach Platz 3 kurzzeitig sogar Meisterschaftszweiter - dies hielt jedoch nicht lange an.

Mit einer Punkteausbeute von 39 Zählern in den sechs Berlin-Rennen war am Ende nicht mehr als Rang 6 drin - auch wenn ihm auf Vize-Champion Stoffel Vandoorne nur zehn Punkte fehlten. An der Rennpace hat es sicher nicht gelegen: Di Grassi konnte sich in jedem der elf Saisonläufe nach vorne arbeiten und so insgesamt 66 Positionen gutmachen, im Schnitt also genau sechs Positionen pro Rennen.

Doch seine Leistung im Qualifying gab den Ausschlag - eine durchschnittliche Startposition 14 reichte für den Titelkampf nicht aus. "Saison 6 ist damit Geschichte. Platz 6 in der Fahrerwertung, Platz 6 in der Teamwertung: Es ist klar, dass wir uns verbessern müssen", fällt kurz und knapp di Grassis Fazit zur Saison aus.

Rast: Platz 3 & Platz 4 "ein toller Abschluss"

Der amtierende DTM-Champion Rene Rast kehrte nach vier Jahren ins Formel-E-Cockpit zurück - er hatte 2016 in Berlin bereits ein Rennen für das Team Aguri bestritten. Ironischerweise ersetzte Rast damals den heutigen Formel-E-Meister Antonio Felix da Costa, der wegen einer Terminkollision mit der DTM aussetzen musste. Für sein Comeback bereitete er sich bei einem Test auf dem Lausitzring vor.

Nach seinem zehnten Platz im ersten Berlin-Rennen - Rast hatte von der Disqualifikation von Maximilian Günther profitiert und so einen Punkt ergattert - ging er dreimal leer aus. Erst am Mittwoch auf dem neuen Layout des Flugplatzkurses platzte der Knoten, und Rast sicherte sich mit einem robusten Manöver in der Schlussrunde gegen Andre Lotterer noch Position 3.

Der Mindener konnte die Leistung einen Tag später erneut bestätigen, auch wenn es dieses Mal nicht zum Podium reichen sollte. "Ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich in diesen sechs Rennen gelernt habe. Das Podium und der vierte Platz waren ein toller Abschluss", so Rast.

McNish: "Werden hart arbeiten, um nächstes Jahr wieder weiter vorn zu sein"

Nach der Saison ist vor der Saison. Auch bei Audi liegt der Fokus jetzt bereits auf Saison 7, wenn die Ingolstädter wieder angreifen wollen. Trotz des enttäuschenden Ergebnisses ist Audi-Teamchef Allan McNish darauf bedacht, das Positive hervorzuheben: "Natürlich hatten wir höhere Erwartungen, aber das Team darf stolz darauf sein, was es zum Ende der Saison in diesen 'Berlin Six' erreicht hat", so McNish nach dem letzten Rennen der Saison. "Wir werden hart arbeiten, um nächstes Jahr wieder weiter vorn zu sein."

Die kommende Saison, in der die Serie erstmals als offizielle Weltmeisterschaft ausgetragen wird, startet am 16. Januar 2021 in Santiago. Übertragen werden die Rennen dann bei Sat.1 und online bei ran.de.

Foto: Shivraj Gohil / Spacesuit Media

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