Formel E

Neue Reifenregel in der Formel E sorgt für Unverständnis & Frust bei Fahrern

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Michelin-Formel-E-Reifen

Aus Kostengründen hat die Formel E vor ihrer siebten Saison die Anzahl der zur Verfügung stehenden Reifen reduziert: Statt acht Pneus darf jeder Fahrer jetzt pro Renntag nur noch derer sechs einsetzen. Bei "Double-Headern" mit zwei Saisonläufen, wie etwa beim Saisonauftakt in Diriyya, verringert sich die Anzahl der Gummis von zwölf auf acht. Im Fahrerlager stößt diese neue Regelung nicht auf Gegenliebe.

Statt insgesamt jeweils 96 Reifen für vorn und hinten muss Einheitslieferant Michelin in der Saison 2021 nur noch jeweils 72 Vorder- und Hinterreifen für die 24 Fahrzeuge im Starterfeld an die Strecke mitbringen. Damit sinken die Produktions- und Transportkosten der profilierten Allwetterreifen deutlich. Auch wenn die Reduzierung des Reifenkontingents auf den ersten Blick nicht nach einer großen Veränderung aussieht, stellt sie Fahrer wie Teams vor neue Herausforderungen.

Besonders im Falle eines Unfalls oder eines Reifenschadens geraten die Piloten nun schnell in Schwierigkeiten. Zwar ist es laut Reglement im Falle eines Reifenschadens nach dem Freien Training erlaubt, einen unbenutzten Reifen des Teamkollegen zu verwenden. In der Praxis wird jedoch wohl nur selten einer der drei zur Verfügung stehenden Vorder- oder Hinterreifen zu diesem Zeitpunkt noch unbenutzt sein.

James Barclay: "Das macht es zu einem Drahtseilakt"

Jaguar-Teamchef James Barclay bestätigt bei 'Motorsport-Total', dass die neuen Regeln die Teams dazu zwingen, deutlich vorsichtiger zu sein. "Wir müssen das Optimum aus den Reifen herausholen und sie zum besten Zeitpunkt nutzen", so der Südafrikaner. "Das macht es wirklich herausfordernd für alle. Wenn du nur einmal von der Linie abkommst, möchtest du nicht den Reifen beschädigen. Das macht es zu einem Drahtseilakt. Es ist ja nicht so, als wäre die Formel E das nicht ohnehin schon."

Virgin-Fahrer Robin Frijns stimmt ihm zu: "Wir fahren zu 90 Prozent auf Straßenkursen, auf denen ein kleiner Fehler großen Schaden anrichten kann. Ein Reifenschaden kann da schnell passieren, und das macht unser Leben oftmals sehr schwierig", erklärt der Niederländer.

In Diriyya bekamen die Fahrer die Auswirkungen der neuen Regeln zu spüren: "Wir hatten für den zweiten Renntag nur noch einen Reifensatz", sagt Maximilian Günther nach dem Saisonauftakt zu 'e-Formel.de'. Im ersten Rennen war der Deutsche nach einem Fahrfehler in die Streckenbegrenzung geprallt. Zwar konnten die Mechaniker den beschädigten BMW-Renner rechtzeitig reparieren, der Reifensatz war danach jedoch nicht mehr zu gebrauchen.

Vergne hadert mit Blick auf Gen3-Ära: "Verstehe nicht, warum es diese Regel gibt"

In der Gen3-Ära ab Ende 2022 wird Hankook den bisherigen Einheitsausrüster der Formel E, Michelin, ablösen. Aussicht auf Besserung besteht jedoch nicht - ganz im Gegenteil. Denn ab Saison 9 soll den Fahrern nur noch ein neuer Reifensatz für den gesamten Renntag zur Verfügung stehen.

Klare Worte zu den neuen Regeln kommen vom zweifachen Formel-E-Champion Jean-Eric Vergne: "Ich freue mich nicht wirklich auf die Gen3-Ära, in der es nur einen Reifensatz am Wochenende geben wird. Ich verstehe nicht, warum es diese Regel gibt", äußert er sein Unverständnis. "Manchmal hat man einfach Pech und fährt sich beim Training einen Reifenschaden ein. Das muss nicht einmal deine Schuld sein, aber es ist trotzdem möglich."

Genau dies bewies in Saudi-Arabien Vergnes ehemaliger Teamkollege Andre Lotterer, der im Rennen über eine Schraube fuhr und sich somit einen Reifenschaden einhandelte. Deshalb stimmt auch Sam Bird, Sieger des zweiten Rennens beim Diriyya E-Prix, seinem Konkurrenten Vergne zu: "Wenn ich an die Gen3-Ära denke... das wird richtig schwierig werden."

Bevor die Gen3-Ära der Formel E im Herbst/Winter 2022 starten wird, geht die siebte Saison am 10. April mit dem Rom E-Prix weiter. In der Hauptstadt Italiens steht der dritte Saisonlauf auf dem Programm.

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