Formel E

Neuer Eigentümer: Venturi verkauft Formel-E-Team an US-Investorengruppe um Agag-Schwager

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Das Formel-E-Team ROKiT Venturi Racing hat einen neuen Mehrheitseigentümer. Wie der Rennstall aus Monaco am Mittwoch verkündete, habe die US-amerikanische Investorengruppe "Vroom E" kürzlich die Mehrheit der Team-Anteile von Venturi Racing erworben. Susie Wolff und Gildo Pastor halten fortan nur noch Minderheitsanteile am Team, werden ihre Rollen als Teamchefin beziehungsweise Präsident aber weiterhin erfüllen.

An der Spitze des US-Syndikats stehen mit Scott Swid und Jose Maria Aznar Botella zwei erfahrene Geschäftsleute. Insbesondere die Beteiligung von Aznar Botella ist im Kontext der Elektroserie bemerkenswert, schließlich ist der 41-Jährige der Sohn des ehemaligen spanischen Ministerpräsidenten Jose Maria Aznar - und somit Schwager von Formel-E-Gründer Alejandro Agag. Aznar Botellas Geschäftspartner Swid wird künftig die Rolle des Venturi-Vorstandsvorsitzenden übernehmen. Der Spanier hingegen übernimmt gemeinsam mit Wolff und Pastor die Geschäftsführung.

"Zunächst waren wir an einem Investment in der Formel 1 interessiert, aber verständlicherweise hat Jose stärker an das Potenzial der Formel E geglaubt und mir Susie vorgestellt", berichtet Swid. "Seit unserem ersten Treffen sehe ich eine einmalige Geschäftsgelegenheit in diesem Team und in diesem Sport. Jeder zukunftsorientierte Vorstand der Welt ist sich der Bedeutung von Nachhaltigkeit bewusst und sucht nach Wegen, um in die Zukunft zu investieren. Die Formel E bietet hierfür ein starkes, etabliertes Fundament."

Venturi behält Namen & Standort in Monaco

In einer Pressemitteilung spricht Venturi von dem Beginn einer "neuen Ära" und neuen Perspektiven, von denen sich der Rennstall einen weiteren Entwicklungsschub erhofft. So viel dürfte sich aber vorerst gar nicht ändern. Der Standort und Name des Teams sollen nicht angepasst werden. Trotz des Investments wird Venturi also auch zukünftig seinen Namen auf den Nennlisten der Formel E behalten.

"Ich hatte von Anfang an einen besonderen Zugang zur Formel E und war von der Vision fasziniert, eine nachhaltigere Zukunft durch elektrischen Motorsport zu fördern", erklärt Aznar Botella. "Mein erstes Mal an der Strecke war beim Saisonfinale 2015 in London. Schon damals hatte ich das Gefühl, dass die Formel E etwas Besonderes ist. Was Alejandro (Agag) und sein Team getan haben, hat die Art und Weise, wie Menschen über Elektromobilität denken, grundlegend verändert."

Aznar Botella richtet sich dennoch mit einem Appell an die Formel-E-Geschäftsleitung um Jamie Reigle: "Wir investieren zu einem kritischen Zeitpunkt in das Team. Obwohl es noch viel Potenzial für Entwicklungen und kommerzielle Expansion gibt, muss eine verbesserte Partnerschaft zwischen dem Sport und den Teams zu den Prioritäten zählen. Die Zusammenarbeit mit Susie und Scott, meinem langjährigen Freund und Mentor, freut mich persönlich sehr. Mal sehen, was wir gemeinsam erreichen können."

Venturi-Präsident konzentriert sich auf den Weltraum: "Das Team ist in sicheren Händen"

Obgleich die Verhandlungen zwischen Venturi, Swid und Aznar Botella hinter den Kulissen wohl bereits seit einiger Zeit andauerten, wurde Vroom E erst kürzlich bei der zuständigen US-Behörde für Börsenaufsicht (SEC) registriert. Das Unternehmen mit Sitz in New York wurde laut öffentlichen Dokumenten erst Anfang November gegründet und mit einem "Startkapital" von 34,8 Millionen Dollar ausgestattet. Ob dieses Kapital ausschließlich zum Kauf des Venturi-Rennstalls bestimmt war, oder zusätzliche Investitionen in weitere Projekte vorgesehen sind, ist ungewiss.

"Vor zweieinhalb Jahren habe ich mein absolutes Vertrauen in Susie gesetzt, sodass sie ihre Vision für das Team in die Tat umsetzen kann", kommentiert Venturi-Präsident Gildo Pastor den Einstieg des Geldgebers. "Wir haben jetzt die Unterstützung einer vorausschauenden Investorengruppe, die in der Serie und im Team das gleiche Potenzial wie wir sehen. Während sich mein Fokus von der Rennstrecke auf (Venturis) Weltraumprojekt verlagert, weiß ich, dass das Team in sicheren Händen ist."

Susie Wolff wirbt für Kostendeckelung in Formel E

Venturis Teamchefin Susie Wolff bezeichnete das Investment von Vroom E als "neues Kapitel" für das Team, spricht sich aber ähnlich wie Aznar Botella für eine Kostenbeschränkung in der Formel E aus. "Diese Investition zeigt, welche Rolle ein Kostendeckel spielen muss, um die Serie kommerziell abzusichern und ihre Attraktivität für Investoren und Partner nicht zu verlieren", findet sie. "Ich danke Gildo Pastor für sein Vertrauen und zweifle nicht daran, dass er auch weiterhin die Grenzen der nachhaltigen Mobilität verschieben wird."

ROKiT Venturi Racing startet am 16./17. Januar als eines von zwölf Teams in die Formel-E-Saison 2021. Das Auftaktwochenende findet in der chilenischen Hauptstadt Santiago statt. Anschließend ist in Diriyya das erste Nachtrennen in der Formel-E-Geschichte geplant. Sportlich dürfte Venturi ebenfalls auf einen Kurswechsel hoffen: Die abgelaufene Saison 2019/20 schloss das Team lediglich auf Gesamtplatz 10 ab - die schlechteste Platzierung in der Geschichte des Rennstalls.

Foto: ROKiT Venturi Racing

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