Formel E

"Nicht zu akzeptieren" - ABT-Partnerschaft mit Mahindra erreicht nach Kapstadt-Farce neuen Tiefpunkt

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Nico-Mueller-Formula-E-ABT-Cupra-Cape-Town

Die Rückkehr in die Formel-E-Weltmeisterschaft läuft für das deutsche Team ABT Cupra bislang alles andere als nach Plan. Als einziger Rennstall ist die Mannschaft aus Kempten bislang noch punktlos. Beim Kapstadt E-Prix kamen dann auch noch Aufhängungsprobleme hinzu, die die Beziehung zu Antriebspartner Mahindra auf die Probe stellen. Der Frust bei ABT sitzt tief.

Für Kelvin van der Linde hätte das Formel-E-Wochenende am Kap der Guten Hoffnung zu einem Karrierehöhepunkt werden sollen. Der Südafrikaner stand für sein Heimrennen auf der Nennliste, weil die gebrochene Hand von ABT-Stammpilot Robin Frijns weiterhin verheilen muss. Doch der Publikumsliebling stand bei "seinem" E-Prix in Kapstadt nicht am Start. Stattdessen begleitete van der Linde den Lauf aus der Kommentatorenkabine für das englische Fernsehen.

Was war passiert? Wenige Stunden zuvor hatte Mahindra Racing entschieden, dass weder seine zwei Werks- noch die beiden Kundenautos von ABT am Rennen teilnehmen würden. Grund waren "Sorgen um die Sicherheit der Fahrer", nachdem der indische Hersteller Schäden an den Hinterradaufhängungen seiner Fahrzeuge entdeckt hatte. Bereits in den Freien Trainings gab es Ärger mit dem Fahrwerk - Lucas di Grassi und van der Linde rollten mit Autoschäden aus.

ABT-Teamchef: "Erwarten, dass Mahindra das Problem löst"

"Wir hatten Probleme mit den Querlenkern, die im zweiten Training stark verbogen wurden. Die Gefahr ist zu groß, die Gesundheit der Fahrer aufs Spiel zu setzen", sagte ABT-Teamchef Thomas Biermaier am Samstag bei 'ran'. Nach unseren Informationen waren alle vier Fahrzeuge von den beschädigten Querlenkern betroffen.

"Das ganze Team ist enttäuscht, alle hatten sich auf das Rennen gefreut. Gerade Kelvin als Lokalmatador sah im Training schnell aus, und wir hatten uns ein bisschen was erhofft." Im Gespräch mit 'e-Formel.de' formuliert Biermaier seine Forderung an den Hersteller: "Was hier passiert ist, ist nicht akzeptabel. Wir erwarten, dass das Problem in der Pause vor Sao Paulo von Mahindra gelöst wird."

Die erste Vermutung von Mahindra: Der buckelige Kurs in Kapstadt forderte den Autos unerwartet viel ab. Dass die vier Fahrzeuge von Mahindra und ABT jedoch die einzigen waren, die von Aufhängungsproblemen geplagt wurden, spricht derzeit für ein herstellerseitiges Problem. Die Konstruktion des hinteren Fahrwerks ist neben dem Antriebsstrang einer der wenigen Bereiche der Gen3-Boliden, für die die Autobauer selbst verantwortlich zeichnen.

Mahindra zieht Neu-Homologation in Betracht

"Wir müssen es akzeptieren, weil den Anweisungen von Mahindra Folge zu leisten ist", so Biermaier bei 'ran'. "Sie müssen erst verstehen, was das Problem ist. Mahindra ist dran, das zu analysieren. Das wird aber nicht Minuten oder Stunden, sondern Tage dauern." Dann betont er nochmals: "Das ist eigentlich nicht akzeptabel." Direkt nach dem Kapstadt E-Prix wurden die Fahrzeuge von Mahindra in die eigene Fabrik nach Banbury in Großbritannien transportiert, wo derzeit die Suche nach der Fehlerursache läuft.

Möglicherweise muss der Hersteller die Konstruktionsweise der Hinterradaufhängung verändern. Für diese Anpassung bräuchten die Inder die explizite Erlaubnis der FIA, da es sich dabei um ein bereits homologiertes Bauteil handelt. "Wir müssen die Streben verstärken und werden in den nächsten zwei, drei Wochen einen Test damit durchführen", sagt Mahindra-Teamchef Frederic Bertrand im Gespräch mit 'e-Formel.de' über die Aufhängung. "In Sao Paulo werden wir auf jeden Fall am Start sein, zuerst müssen wir aber alle möglichen Änderungen überprüfen."

ABT weiterhin einziges Team ohne Punkte

Die Beziehung von ABT Cupra zu seinem Hersteller dürfte damit einen neuen Tiefpunkt erreicht haben. Zwar machte erst Mahindra möglich, dass ABT nach der späten Entscheidung zur Rückkehr überhaupt in diesem Jahr Formel E fährt. Doch schon nach Verzögerungen bei der Anlieferung von Fahrzeugteilen knirschte es erstmals zwischen beiden Partnern.

Der Start ins Jahr 2023 lief für die "Äbte" ohnehin alles andere als nach Plan: Im Auftaktrennen brach sich Robin Frijns bei einem Auffahrunfall die Hand. Bei keinem der übrigen Läufe schafften es Nico Müller und Frijns' Ersatzmann van der Linde in die Top 10.

Nach dem vierten Rennwochenende der Formel-E-Saison 2023 belegen ABT Cupra und seine Fahrer somit die letzten Plätze in den WM-Wertungen der Teams und Fahrer. Mahindra sammelte bislang 26 Punkte - den Großteil dank Lucas di Grassis Podium beim Saisonauftakt in Mexiko. Mahindra ist dadurch immerhin Gesamtsiebter.

zusätzliche Berichterstattung von Tobias Wirtz

Zurück

0 Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Bitte rechnen Sie 4 plus 5.