Formel E

Nico Müller bejubelt Sensationspodium in Valencia, ist aber "genauso verwirrt wie alle anderen"

Svenja König

Svenja König

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Im Samstagsrennen von Valencia hat Nico Müller trotz zwei Ausflügen ins Kiesbett und einer Durchfahrtsstrafe einen sensationellen zweiten Platz eingefahren. Er profitierte von der drastischen Energiereduktion durch die Rennleitung, die dazu führte, dass mehr als die Hälfte des Fahrerfeldes auf der letzten Runde liegen blieb. Es war schon die dritte Top-10-Platzierung für Müller im Dragon in dieser Saison - und das erste Podium für das Team seit Langem.

Eigentlich war das Rennen für Müller nach der zweiten Runde schon beendet: Er musste einmal durch die Boxengasse fahren, da sein Auto beim vollem Akku zu viel Energie rekuperiert hatte - ein Problem, das Dragon am gesamten Rennwochenende nicht in den Griff bekam. Es folgten Kollisionen mit Audi-Pilot Rene Rast und Mercedes-Fahrer Stoffel Vandoorne, die den Schweizer zweimal zwangen, durch den Kies zu fahren.

"Wir hatten heute nicht viel zu verlieren", sagt Müller. "Nach einem schwierigen Qualifying haben wir riskiert, am Anfang ein wenig zu konservativ zu fahren. Aber nachdem ich zweimal im Kies war und in der zweiten Runde eine Durchfahrtstrafe absitzen musste, habe ich natürlich nicht erwartet, so weit vorne zu stehen."

Doch als nach der letzten Safety-Car-Phase das Energiechaos ausbrach, zahlte sich das konstante Energiesparen aus, und der Dragon-Pilot konnte von ganz hinten noch auf den zweiten Platz vorfahren. Natürlich begünstigt davon, dass den anderen Autos die Energie ausging.

Via Funk: "Habe mich mehrmals abgesichert"

"Ich war immer noch sehr weit hinten, als der Safety-Car-Restart war. Wahrscheinlich war ich sogar Letzter", so Müller. "Ich habe in den letzten zwei Rennrunden viel mit meinem Ingenieur geredet. Ich war sehr unsicher, ob die Energieziele richtig waren, denn ich habe so viele Fahrer vor mir gesehen, die früher gebremst haben und Energie gespart haben. Ich habe mich dann mehrmals abgesichert."

Ein solche Aufholjagd ist dem 29-Jährigen in seiner bisherigen Karriere noch nie gelungen: "Ich bin natürlich mit jedem Auto, was ich überholt habe, glücklicher geworden. Denn ich habe einen Platz nach dem anderen gutgemacht. Das Gefühl war aber sehr komisch, ich habe so was noch nie erlebt. Ich bin genauso verwirrt wie alle anderen, aber das war eine positive Überraschung, und ich konnte das Team für seine ganze harte Arbeit belohnen."

"Topteams außerhalb unserer Reichweite"

Für Dragon war es das erste Podium in der Formel E seit dem Zürich E-Prix in Saison 4, damals noch dank Jerome d'Ambrosio. "Das ist ein richtiger Teamerfolg für uns", sagt Müller. "Wir sind ein kleines Team und müssen zweimal so hart arbeiten wie die Teams mit großen Herstellern im Rücken."

Dragon Penske Autosport hatte schon in Diriyya mit einem vierten und fünften Platz sowie einer weiteren Top-10-Platzierung in Rom gezeigt, dass sich in dieser Saison am Auto einiges verbessert hat. Für ganz vorne reicht es aber unter normalen Umständen noch nicht, weiß auch Müller.

"Wir müssen natürlich realistisch sein. Im Trockenen haben wir nicht die Pace, um aufs Podium zu fahren. Da sind die Topteams außerhalb unserer Reichweite. Aber in solchen Rennen wie heute musst du deine Chance nutzen, und das haben wir gemacht. Das Qualifying ist normalerweise unserer Stärke - heute leider nicht. Aber irgendwie haben wir es im Rennen umgedreht. Das ist eben die Formel E und was diese Serie so aufregend macht."

Penske: "Haben sie heute mit der Strategie überholt"

"Das Team verdient so viel Anerkennung für die ganze harte Arbeit in der Off-Season", sagt Teamchef Jay Penske. "Wir hatten schon einen tollen Auftakt in Saudi-Arabien, haben uns in Rom schwergetan und sind jetzt mit so vielen Punkten zurückgekommen. Wir wollen uns in jeder einzelnen Session mit den anderen messen. Heute haben wir sie mit der Strategie überholt, und wir werden daran arbeiten, sie auch mit Performance zu überholen."

"Das fühlt sich so gut an", meint der US-Amerikaner. "Wir waren schnell auf den Geraden, aber haben in manchen Schikanen viel Zeit verloren im Vergleich zu den Mercedes, Audis und BMWs. Wir werden diesen zweiten Platz jetzt ein bis zwei Stunden sacken lassen und dann wieder am Auto arbeiten."

Mit 42 Punkten liegt Dragon Penske derzeit auf Platz 10 der Teamwertung. Im Sonntagsrennen kamen keine Zähler dazu, denn beide Fahrer beendeten das Rennen außerhalb der Punkte. Sette Camara sammelte in Valencia gar keine Punkte, denn er viel am Samstag aus, nachdem er sich im Kiesbett festgefahren hatte. Die nächste Chance bekommt Dragon beim Monaco E-Prix in knapp zwei Wochen.

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