Formel E

Nico Müller über die Entwicklung der Formel E: "Gen 4 könnte sehr, sehr spannend werden"

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Vergleicht man das Formel-E-Rennen in Mexico City vor wenigen Wochen mit dem allerersten Lauf der Rennserie im September 2014 in Peking, so tut man sich schwer, Gemeinsamkeiten zu finden. Zwar werden die Autos nach wie vor batterie-elektrisch angetrieben, aber ansonsten hat sich sehr viel verändert: Technik und Rennformat, aber auch die Professionalität und - nicht zu vernachlässigen - die Budgets der Teams sind heute auf einem sehr viel höheren Niveau als damals. Das bleibt auch der restlichen Motorsportwelt nicht verborgen, wie Andretti-Pilot Nico Müller bei e-Formel.de erklärt.

"Technisch ist ziemlich offensichtlich, dass die Autos viel schneller und viel effizienter geworden sind", beschreibt Müller die Entwicklung der Formel E in Episode 350 unseres Podcasts ePod. Der Schweizer muss es wissen: 2016 schon bestätigte er im Gespräch mit e-Formel.de sein Interesse an der Elektroserie, im Januar 2018 durfte er beim Rookie-Test in Marrakesch erstmals einen Formel-E-Boliden testen. "Der Schritt von Gen1 zu Gen2 war schon groß: Man hat die Autos während des Rennens nicht mehr getauscht, die Autos wurden viel schneller, und man konnte viel, viel länger und auf einem höheren Level fahren. Die Effizienz hat sich drastisch verbessert."

"Gen3 war nochmal ein großer Schritt, was die pure Leistung des Fahrzeugs angeht, das war schnell zu erkennen", erklärt er weiter. "Man darf fast sagen, dass der Schritt zum Gen3 Evo vielleicht fast größer ausgefallen ist, als man mit den auf dem Papier doch überschaubaren Änderungen hätte erwarten dürfen. Es ist ja kein von Grund auf neues Auto, sondern man hat ein paar Veränderungen vorgenommen, die aber einen sehr, sehr großen Effekt haben."

"Das macht es dem Zuschauer deutlich, dass die Evolution wirklich alles andere als abflacht, sondern dass es immer noch in großen Schritten vorwärts geht. Das ist das Spannende. Und wenn man ein bisschen weiter Richtung Horizont blickt - Richtung Gen4 - dann könnte das sehr, sehr spannend werden", so Müller.

Auch über die reine Technik der Formel E hinaus beobachtet Müller deutliche Veränderungen. Selbst wenn die Serie, gerade im Vergleich zur Formel 1, auch in ihrer elften Saison immer noch ein Nischenprodukt ist und in der großen Medienwelt kaum Beachtung findet, ist das in den Paddocks dieser Welt längst nicht mehr der Fall.

Müller: "Es geht in die richtige Richtung"

"Ich habe den Eindruck, dass die Akzeptanz bei Motorsportprofis aus jeglichen Ecken - Fahrer, Teams, Journalisten - bis hin zum Automobilexperten sehr gewachsen ist", schildert Müller. "Man hat auch das Gefühl, dass der Respekt vor dem Job, den Teams, Organisatoren und Fahrer abliefern, noch mal angewachsen ist. Weil die Herausforderung einerseits eine andere ist, noch mehr Komponenten zum 'erfolgreich Rennen fahren' hinzubekommen, als nur schnell im Kreis zu fahren. Wobei diese Autos doch schwierig am Limit zu bewegen sind. Das hat zugenommen."

Mit Blick auf die Popularität der Rennserie sieht er lokal jedoch ein Ungleichgewicht. "Ich habe das Gefühl, dass die breite Akzeptanz in Europa vielleicht nicht ganz so angewachsen ist, wie in anderen Ecken auf dieser Welt. Ich habe das Gefühl, dass wenn man in den asiatischen Bereich guckt oder auch in Richtung Amerika, die Entwicklung noch ein bisschen schneller vorangeschritten ist, was die breite Wahrnehmung der Formel E angeht. Aber grundsätzlich geht es in die richtige Richtung. Wenn wir das noch ein bisschen beschleunigen könnten - umso besser."

Die nächste Gelegenheit, die Wahrnehmung der Formel E zu vergrößern, hat die Rennserie beim "Double-Header" in Jeddah (Saudi-Arabien) am 14. und 15. Februar. Dann soll auch erstmals eine weitere technische Entwicklung zum Einsatz kommen: die "Pit-Boost" genannten Boxenstopps mit Schnellladung.

Zurück

0 Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Bitte addieren Sie 1 und 2.