Formel E

Nio-333-Neuzugang Sergio Sette Camara im Formel-E-Interview: "Gen3-Auto scheint sehr physisch zu sein"

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Nach zweieinhalb Saisons bei Dragon Racing, wo er trotz unterlegenen Materials immer wieder sein fahrerisches Können beweisen konnte, wechselt Sergio Sette Camara zur neuen Saison zu Nio 333. Beim chinesischen Team ist er aktiv in die Entwicklung des neuen Antriebs für die Gen3-Ära eingebunden.

36 Rennen bestritt Sette Camara für das US-amerikanische Team, in denen er 18 Punkte erzielte. Die schlechten Rennergebnisse waren jedoch oftmals dem ineffizienten Antriebsstrang des Penske-Boliden geschuldet. Insbesondere im Qualifying zeigte er dennoch immer wieder seinen Speed, sodass er trotz des schwächsten Antriebs in der abgelaufenen Saison eine durchschnittliche Startposition von 14,1 erzielte. Damit ließ er Fahrer in deutlich besseren Autos wie Sebastien Buemi, Oliver Askew und Alex Sims hinter sich. Doch das ist alles Schnee von gestern, die Zukunft für Sette Camara heißt Nio 333.

Willkommen bei Nio 333! Wie hast du dich in deinem neuen Team zurechtgefunden?

Ich bin von allen im Team sehr gut aufgenommen worden, und es scheint hier ein sehr gutes Arbeitsumfeld zu geben. Ich freue mich wirklich auf die kommende Saison!

Du bist den Nio 333 ER9, so der Name des Gen3-Boliden des Teams, zum ersten Mal bei einem Test in Italien und letzte Woche in Großbritannien gefahren. Was kannst du uns über das Auto erzählen und wie ist es gelaufen?

Ich hatte mich schon seit einiger Zeit darauf gefreut, das Gen3-Auto zu fahren, und ich war sehr froh, dass ich das in Varano und letzte Woche in Mallory Park endlich tun konnte. Die Testfahrten waren sehr produktiv, wir haben viele Punkte abgearbeitet und ich habe langsam Vertrauen in das Auto und einen Arbeitsrhythmus mit dem Team aufgebaut.

Du hast bereits öffentlich erwähnt, dass du in der Formel-E-Weltmeisterschaft bleiben möchtest. Warum ist das so und was denkst du, was die Gen3-Entwicklung für den Sport bedeutet?

Seit etwa der dritten Saison verfolge ich die Formel E sehr genau. Ich habe gesehen, wie die Meisterschaft in dieser Zeit sehr schnell gewachsen ist. Gleichzeitig habe ich gesehen, wie der Markt für Elektroautos immer mehr an Bedeutung gewinnt und die traditionelle Autoindustrie durcheinanderbringt. Ich glaube, dass sich diese Trends fortsetzen werden. Natürlich wird es auf dem Weg dorthin einige Rückschläge geben, aber langfristig glaube ich, dass die Formel-E-Weltmeisterschaft diejenigen, die in ihr arbeiten, sehr gut belohnen wird. Vor allem diejenigen, die schon früh eingestiegen sind.

Abgesehen von der strategischen Seite macht die Meisterschaft auch viel Spaß! Wir fahren Rennen in einigen der wichtigsten Städte der Welt, sehr oft im Stadtzentrum, und das macht es zu etwas ganz Besonderem. Außerdem war ich schon immer ein Fan von Straßenkursen und den einzigartigen Herausforderungen, die sie für einen Fahrer darstellen.

Was sind deine persönlichen Ziele und Ambitionen auf der Strecke für Saison 9?

Ich mag es nicht, vor dem ersten Rennen schon Erwartungen zu äußern. Ich gehe gerne sehr offen in den ersten Lauf, und dann bekommen wir eine Momentaufnahme, wo jedes Team und jeder Fahrer steht. Erst dann fange ich an, Erwartungen zu haben.

Wie laufen deine Vorbereitungen und wie sieht dein Trainingsplan aus?

Das Gen3-Auto scheint sehr physisch zu sein. Jeder Fahrer, mit dem ich gesprochen habe, hat gesagt, dass das Lenkrad sehr schwer ist, da sind wir uns alle einig. Deshalb werde ich in diesem Jahr mehr denn je auf meine körperliche Verfassung achten. Indoor-Training ist großartig, um Kraft aufzubauen, Outdoor-Training ist der Ort, an dem ich das Herz-Kreislauf-System trainiere. Aber ich nutze diese Zeit auch, um den Kopf frei zu bekommen.

Ein großer Teil meines Trainings findet auch in Simulatoren statt, wo ich mindestens einmal pro Woche versuche, zu fahren. Da wir nur begrenzte Zeit im Simulator des FE-Teams verbringen können, ist das die nächstbeste Lösung.

Nio 333 ist sehr stolz darauf, die Drei-Sterne-Auszeichnung des Automobil-Weltverbandes FIA erhalten zu haben. Die Formel E ist führend in Sachen Umweltbewusstsein und Klimaschutz im Motorsport. Was tust du in deinem Privatleben, um dem Planeten zu helfen?

Ich versuche, meinen Teil dazu beizutragen, indem ich nicht zu viel konsumiere. Es gibt so viele Dinge, die wir wegwerfen, die aber eigentlich wiederverwendbar sind. Das sind natürlich Beispiele, die für sich genommen nur eine sehr geringe Auswirkung auf die Welt haben, aber wenn sie von einer Gruppe von Menschen praktiziert werden, können sie tatsächlich eine große Wirkung haben.

Ich versuche auch, so viel wie möglich von den Themen Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein zu verstehen. Es ist sehr schwierig, Maßnahmen zu ergreifen, wenn man nicht weiß, warum man sie ergreift oder welchen Nutzen bzw. Schaden sie verursachen. Daher ist hier die Bildung ebenso wichtig wie das Handeln.

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