Formel E

Nissan-Ingenieurin über Datenverarbeitung in der Formel E: "Daten zu studieren, ist elementar"

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Daten sind heutzutage unverzichtbar - das gilt für nahezu alle Bereiche unseres hochtechnisierten Lebens, aber insbesondere für den Sport. Ganz besonders im Motorsport ist die Nutzung von Daten eminent wichtig, da dutzende Sensoren an den Fahrzeugen vorhanden sind, die eine wahnsinnig große Menge an Daten aufzeichnen. Diese müssen im Anschluss von den Teams analysiert werden, damit diese auf Basis der Daten die Performance auf der Rennstrecke verbessern können.

"Wir haben neben dem Athleten, dem Fahrer, auch dieses komplizierte Stück Maschinerie in Form des Autos", sagt Cristina Manas Fernandez, Head of Performance and Simulation beim Nissan Formula E Team. "Der einzige Weg, wie wir verstehen können, wie es funktioniert und was wir verbessern müssen, sind Daten. Wir sammeln jedes Mal, wenn das Auto auf die Strecke geht, Daten, und es ist für die Ingenieure elementar, diese zu studieren, damit sie wissen, was sie in der nächsten Session tun müssen."

Neben der technischen Seite, was das Auto angeht, gibt es im Motorsport jedoch auch immer die menschliche Komponente, die berücksichtigt werden muss. Das lässt sich in den meisten Fällen jedoch nicht mit irgendwelchen Sensoren messen, sondern ist die Arbeit von Ingenieur:innen, die sich dabei natürlich auch auf ihren Erfahrungsschatz verlassen können.

"Die Renn- und Performance-Ingenieur:innen arbeiten speziell daran, den Stil eines jeden Fahrers zu verstehen und dann die Abstimmung in die Richtung zu lenken, von der wir wissen, dass sie zur Leistungssteigerung beiträgt", so Manas weiter. "Wenn es um das sogenannte Mapping oder die Feinabstimmung des Autos geht, wird der Stil des Fahrers berücksichtigt. Auch wenn es so aussieht, als wären beide Autos gleich: das ist nicht so. Wir stellen das Auto auch für bestimmte Situationen unterschiedlich ein, zum Beispiel ob wir vorne oder hinten starten, je nach Rennstrategie."

Manas: "Unsere Vorbereitung beginnt zwei oder drei Wochen vorher"

Der Hauptanteil der Arbeit spielt sich dabei bereits im Vorfeld eines Rennens statt, wenn sich Fahrer und Ingenieur:innen gemeinsam auf ein Formel-E-Rennen vorbereiten. Hier werden bereits viele Punkte aussortiert, damit sich das Team bei den zeitlich stark limitierten Trainingssitzungen auf der Rennstrecke darauf konzentrieren kann, Detailänderungen vorzunehmen.

"Unsere Vorbereitung auf ein Rennwochenende beginnt etwa zwei oder drei Wochen vor dem Event", erklärt Manas. "Zunächst erstellen wir einen Pre-Event-Report, in dem wir die Strecke charakterisieren und genau festlegen, was wir brauchen, um auf diesem speziellen Layout schnell zu sein. Anschließend verbringen wir zwei oder drei Tage im Simulator, wo die Fahrer und Ingenieur:innen zusammenarbeiten, verschiedene Abstimmungskombinationen ausprobieren und herausfinden, was am besten passt."

"Nachdem wir am Veranstaltungsort angekommen sind, nutzen wir das erste Training, um zu sehen, ob wir auf dem erwarteten Niveau fahren", beschreibt sie den Ablauf am Rennwochenende. "Aufgrund der Beschaffenheit der Formel-E-Strecken, die meist in Stadtzentren liegen, gibt es in der Regel kleine Unterschiede. Aber jedes Team hat dabei dieselben Probleme. Wenn sich der Fahrer dann wohlfühlt, können wir uns auf das Qualifying und das Rennen konzentrieren."

"Nutzen den Fahrer als Ergänzung"

Im Anschluss müssen die Fahrer ihre Leistungen auf der Strecke erbringen. Aber die Datenanalyse bei den Ingenieur:innen hört damit nicht auf, denn es werden Echtzeitdaten verwendet, um die Strategie und damit auch das Rennergebnis zu beeinflussen.

"Wenn wir ein Rennen managen, haben wir viele Messwerte, die wir betrachten und auf deren Grundlage wir Entscheidungen treffen können", sagt Manas. "Wir nutzen den Fahrer, um uns zu den besten Änderungen zu führen, indem wir seine Meinung als Ergänzung zu den Millionen von Datenpunkten heranziehen und dann Prioritäten in die Richtung setzen, in die er uns weist. Nach jeder Session führen wir eine Nachbesprechung mit den Fahrern durch und gehen alle Messwerte durch. Während des Wochenendes ist es eher eine Entwicklung von Session zu Session."

Die nächste Gelegenheit dazu hat Manas gemeinsam mit ihrem Team beim Monaco E-Prix, der am 3. und 4. Mai auf den Straßen des Fürstentums ausgetragen wird. Die Vorbereitung beim Team läuft aktuell bereits auf Hochtouren. Nissan reist als zweitplatziertes Team in der Gesamtwertung zu den Saisonrennen 6 und 7.

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