Formel E

Nissan zieht dank Norman Nato noch an Kundenteam McLaren vorbei: "Er hat das Team gerettet"

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Norman-Nato-Cockpit-Nissan-London

Mit einem vierten Platz von Norman Nato beim Saisonfinale hat sich Nissan in der Formel-E-Gesamtwertung auf der Zielgeraden noch an seinem eigenen Kundenteam McLaren vorbeigeschoben. Die Papaya-Farbenen aus Woking hingegen blieben zum siebten Mal in den letzten zehn Rennen ohne Meisterschaftszähler und verloren somit den lange Zeit sicher geglaubten siebten Platz in der WM noch an das Herstellerteam. Der tragische Held, der das Team wohl verlassen muss, ist Norman Nato.

Dem Teamerfolg vorausgegangen war eine starke Qualifying-Performance des Nissan-Piloten, der seinen Wagen bereits zum dritten Mal im letzten Saisondrittel auf den dritten Startplatz stellte. Im Rennen musste er zwar in der Anfangsphase Jake Dennis passieren lassen, hielt Stoffel Vandoorne aber bis zuletzt auf Distanz. Die Belohnung waren zwölf Punkte, mit denen der Franzose den zehnten Platz in der Fahrer-WM holte und seinem Team zu Platz 7 in der Teamwertung verhalf.

"Das war mein bestes Wochenende", sagt Nato gegenüber e-Formel.de. "Wir wissen, dass die Jaguar-Antriebsstränge in diesem Jahr und besonders an diesem Wochenende richtig stark waren - stärker als wir. Mit dem dritten Platz im Qualifying war ich daher sehr zufrieden. Im Rennen war es das Wichtigste, auf der Strecke zu bleiben. Ich konnte mit den drei Jungs vor mir nicht kämpfen, war also quasi 'Best of the rest'."

Nato: "McLaren in der WM zu schlagen, war wichtig"

"McLaren in der WM zu schlagen, war wichtig", berichtet er. "Ich würde nicht sagen, dass wir als Hersteller mit Platz 7 zufrieden sind, aber es ist immer noch besser als Platz 8. McLaren ist ein sehr viel erfahreneres Team als wir. Sie sind (als Mercedes-EQ) zweimal Weltmeister geworden, und doch haben wir es mit dem gleichen Paket am Ende geschafft, sie zu schlagen. Damit können wir sehr zufrieden sein."

"Er hat das Team in gewisser Weise gerettet", beschreibt Sacha Fenestraz die Leistung seines Teamkollegen Nato an unserem Mikrofon. "Ich hatte an diesem Wochenende Schwierigkeiten, doch das gehört für mich zum Lernprozess in dieser Meisterschaft dazu. Aber Norman hat einen fantastischen Job gemacht, damit wir vor McLaren, dem ehemaligen Meisterteam, gelandet sind. Darüber sind wir glücklich. Wir sind natürlich nicht hier, um Siebter zu werden, sondern um zu gewinnen. Aber das war ein erster Schritt. Jetzt müssen wir in den nächsten Jahren weiter vorankommen."

Ironischerweise muss Nato das Team Berichten zufolge verlassen, obwohl er in den vergangenen Wochen über sich hinauswuchs und 52 WM-Punkte in den letzten sechs Rennen holte - darunter Platz 2 in Rom. Nissan soll sich jedoch schon zuvor gegen eine Vertragsverlängerung mit dem Franzosen entschieden haben. Offiziell wurde bislang nichts verkündet. Ob er auch 2024 Formel E fährt? "Ich hoffe es", so Nato. "Es ist noch nicht zu 100 Prozent bestätigt, aber ich hoffe es. In den letzten Rennen dieser Saison habe ich deutlich gezeigt, wozu ich in der Lage bin. Ich hoffe wirklich, dass ich nächstes Jahr in der Startaufstellung stehe und noch mehr Podestplätze und gute Tage wie heute erleben werde."

Rast: "Von der Pace her ebenbürtig, wenn nicht sogar besser als Nissan"

McLaren hingegen schaute nach einem starken Saisonstart in die Röhre. Nach 72 Punkten in den ersten sechs Rennen kamen in den übrigens zehn Saisonläufen nur noch mickrige 16 Zähler hinzu. "Oft war das Glück nicht auf unserer Seite", erklärt Rene Rast auf Nachfrage von e-Formel.de nach seinem zehnten punktlosen Rennen in Folge. "Wir Fahrer haben Fehler gemacht, aber wir haben auch technische Defekte gehabt oder waren zur falschen Zeit am falschen Ort. In Rom hatte ich auf Platz 3 liegend ein technisches Problem, gestern habe ich auf Platz 3 liegend einen Kontakt mit Pascal (Wehrlein) gehabt."

"Mit der Rundenzeit, die ich heute in Gruppe A gefahren bin, wäre ich in Gruppe B Vierter geworden", beschreibt er weiter. "Dann wäre ich wahrscheinlich von Platz 4 oder 5 gestartet anstatt von Platz 15. Es sind viele Dinge gewesen, die in diesem Jahr nicht für uns gesprochen haben. Gerade in der zweiten Saisonhälfte, wo speziell Norman (Nato) das Glück auf seiner Seite hatte. Ich glaube, von der Pace her brauchen wir uns nicht verstecken. Da waren wir ebenbürtig, wenn nicht sogar besser als Nissan."

Letztlich rutschte McLaren innerhalb eines Jahres vom ersten auf den achten Rang in der Formel-E-Teamwertung ab. Jake Hughes wurde in der Fahrer-WM Zwölfter mit acht Punkten Vorsprung auf seinen Teamkollegen Rast. Dieser holte immerhin das einzige Podium des Teams in Diriyya und wurde letztlich 13 direkt hinter Hughes. Gerüchten zufolge war das Saisonfinale in London das letzte Formel-E-Rennen für den Deutschen in Diensten von McLaren. An seiner Stelle soll Sam Bird zum britischen Team wechseln.

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