Formel E

"Noch einige Dinge auf unserer Agenda" - Fragen, die der Gen3-Launch der Formel E noch unbeantwortet ließ

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Gen-3-Präsentation-Formel-E-Monaco

Die Formel E hat am Donnerstagabend ihr mit Spannung erwartetes Gen3-Fahrzeug vorgestellt. Der Wagen, der ab der Saison 2023 in der Elektrorennserie eingesetzt werden soll, verfolgt eine grundlegend andere Designphilosophie als das Vorgängermodell "Gen2" und bietet auch unter der Motorhaube zahlreiche technologische Innovationen. Bei ihrem "Launch" ließ die Formel E jedoch einige Fragen unbeantwortet.

Das erste Feedback von Formel-E-Fans zum Gen3-Auto fiel gemischt aus. Während vor allem die Fahrzeugdaten überzeugten, kursierten wenige Minuten nach der Veröffentlichung erste Bilder humorvoller Vergleiche im Internet. Das Gen3-Modell gleiche demnach wahlweise einem Kajak, einem Nacho-Chip, dem Logo von Renault oder einem Papierflieger.

Während sich die Verantwortlichen der Formel E am Rande der Fahrzeugpräsentation in Monaco auf Erzählstränge zum technologischen Fortschritt und die Rückkehr zur Normalität konzentrierten, wurde bei der Launch-Veranstaltung immer wieder deutlich, dass noch viele Fragen zum Gen3-Wagen unbeantwortet sind.

"Der Fokus lag bislang darauf, das Auto soweit vorzubereiten, dass wir es den Herstellern übergeben können", beschreibt Alessandra Ciliberti, FIA-Technikverantwortliche für die Formel E, die Situation. Im Gespräch mit 'e-Formel.de' erwähnt sie unter anderem das Schnellladesystem von ABB, zu dem bislang nur wenige Details bekannt sind.

"Wir haben noch einige Dinge auf unserer Agenda, und das Schnelladen ist eines davon. Wir müssen sehen, wie wir die operativen Aspekte abstimmen können. Es muss schnell und sicher ablaufen - diese Entscheidung ist die nächste, die wir treffen werden."

Sicherheit bei Gen3-Neuerungen oberste Priorität

Bislang ist das Laden eines Formel-E-Fahrzeugs ein von Sicherheitsmaßnahmen gespickter Prozess, bei dem Mechaniker:innen Visiere und Gummihandschuhe tragen und sich von Kolleg:innen mit einem Haken sichern lassen müssen, während sie das Ladekabel mit dem Auto verbinden. Wie diese Prozesse unter Zeitdruck bei Boxenstopps umgesetzt werden sollen, ohne die Gesundheit der Teammitarbeiter:innen zu gefährden, ist derzeit aber noch offen.

"Die Änderungen der Batterietechnologie sind beachtlich", so Ciliberti. "Die Batterie ist kleiner und rund 100 Kilogramm leichter. Dieser Prototyp, für den wir ganz neue Zellen entwickelt haben, ist technologisch wirklich 'State of the Art'. Wir wollen mit einer Leistung von 600 kW laden, sodass bei Boxenstopps innerhalb von 30 Sekunden zehn Prozent der Batteriekapazität nachgeladen werden können."

Reigle: "Noch nicht herausgefunden, wie wir mit Schnellladetechnologie arbeiten können"

Im Gespräch mit 'e-Formel.de' hält sich auch Formel-E-Geschäftsführer Jamie Reigle wie gewohnt bedeckt. "Das Auto hat die Möglichkeit zum Schnellladen", holt der Kanadier aus. "Derzeit arbeiten wir mit der FIA und den Teams, um das beste Sportformat für dieses Fahrzeug zu finden. Noch haben wir nicht herausgefunden, wie wir potenziell während der Rennen mit der Schnellladetechnologie arbeiten können."

"Sie gibt uns aber Optionen, wodurch es wiederum strategische Überlegungen bei den Teams geben wird", so Reigle weiter. "Momentan haben wir keine Antwort auf diese Frage, aber wenigstens das Tool und die Plattform, um das Rennformat weiterzuentwickeln."

In welcher Form - und ob - Schnellladestopps also eine Rolle in den Rennen spielen werden, wird sich erst in den kommenden sechs Monaten entscheiden. Änderungen am Formel-E-Rennformat seien zwar grundlegend möglich, etwa eine Rückkehr von Runden- zu Zeitrennen, "allerdings können wir nicht die Technologie das Format vorgeben lassen, sondern das, was die Fans und die Spannung in den Fokus rückt", sagt der Formel-E-Geschäftsführer.

"Ich denke dennoch, dass die Zeitrennen bleiben werden. Natürlich liegen alle Optionen auf dem Tisch, aber die Formel E zeichnet sich inzwischen auch durch dieses Format aus. Erst in diesem Jahr haben wir die Rennen um die Option einer 'Nachspielzeit' erweitert, was bei den Fans allgemein gut angekommen ist. Natürlich könnten wir auch zu Rundenrennen zurückkehren, aber ich finde, dass die tickende Uhr für ein bisschen zusätzliche Spannung sorgt. Das gefällt mir."

Die Team- und Herstellerkommission wird im Vorlauf der Saison 2023 gemeinsam mit FIA und Formel E erste Entscheidungen zum Sportlichen Gen3-Regelwerk treffen. Bis dahin dürfte jedoch noch einige Zeit vergehen. Der Fokus aller Formel-E-Beteiligten liegt derzeit ohnehin auf dem Monaco E-Prix, der am Samstag (30.04.) stattfinden wird.

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2 Kommentare

EFan ·

Ich denke es für die Techniker sicher schon erstmal Herausforderung genug einen Batterie, die mit solchen Leistungen während des Rennens belastet ist dann auch noch bei einem Boxenstopp mit 600kw zu beladen. Auch die Leistung find ich gut gewählt, denn die Schnelllader für normale PKW liegen ja irgendwo zwischen 150 und ich glaube mal was von 350kw gelesen zu haben. Also ist man schon damit an der Spitze der Technologie. Außerdem wird es sicher nicht ganz trivial sein, wenn 10 Autos gleichzeitig laden in der Boxengasse irgendwo 6 Megawatt her zu bekommen ... das wird mit der Baumarkt Kabeltrommel schon etwas eng ;-) .... Also wäre es doch schon toll, wenn man es einfach erstmal sicher durchzieht. Ansonsten muss man es halt schaffen durch das Laden einen taktischen Vorteil zu erarbeiten (ähnlich des Attack Mode), z.B. alle müssen 15 Sekunden laden (um die Renndistanz zu schaffen), können frei wählbar aber bis zu 30 Sekunden laden um einen taktischen Vorteil zu haben. Hier könnte man den Attack Mode dann ggf. nicht durch ein Zeitfenster, sondern durch die nachgeladene Energie begrenzen ... heute hat der Attack Mode 15kw Leistung Plus, d.h. (wenn ich mich nicht verrechne) 1 Sekunde mit 600kw Laden ist etwas äquivalent 40 Sekunden Attack Mode. Ich denke das würde etwas die Beschleunigungsphasen einer Formel E Runde locker abdecken und damit genügend Spielraum für Taktik schaffen .... bin gespannt was kommt :-)

Efan ·

Oook... doch verrechnet... sind ja 30 kW extra im attack Mode... also 1 Sekunde laden mit 600 kW sind 20 Sekunden attack Mode...

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