Formel E

Nummer-2-Fahrern von Nissan & Kiro droht Formel-E-Aus - David Beckmann bei Berlin-Heimspiel unter Druck

Tim Neuhaus

Beckmann-in-pits-Tokio

Oliver Rowland ist dieses Jahr das Maß aller Dinge in der Formel E, und Dan Ticktum verschiebt seit Wochen die Grenzen des Möglichen für Cupra Kiro. Doch sowohl Nissan als auch Kiro haben das gleiche Problem, das ihnen in der Teammeisterschaft wichtige Positionen kostet: einen zweiten Fahrer, der in Sachen Ergebnissen nicht mithalten kann. Norman Nato hat durch seinen Ausfall in Berlin nur noch beim Finale in London eine überschaubare Restchance, sein Cockpit für nächstes Jahr zu verteidigen. David Beckmann hat hingegen noch vier Gelegenheiten dazu - angefangen mit seinen beiden Heimrennen in Berlin.

Dass Beckmann Anfang der Saison von Cupra Kiro unter Vertrag genommen wurde, war eine Überraschung, weil sich das Team damit von einem seiner Leistungsträger, Sergio Sette Camara, verabschiedete. Kiro hatte sicherlich große Erwartungen in den Deutschen gesetzt, auch weil er bereits Erfahrung mit dem für das Team neuen Porsche-Antrieb gemacht hatte. Nach zwölf von 16 Rennen hat Beckmann allerdings noch nicht einen WM-Punkt erzielt, während Teamkollege Ticktum auf Rang 5 der Meisterschaft brilliert.

Beckmanns Saisonhighlights bisher waren zwei Duelleinzüge im Qualifying, an denen er nun schleunigst anknüpfen muss. Zwei gute Gruppenphasen im Qualifying von Shanghai und Miami sind zu wenig. Ein Fortschritt über den Saisonverlauf ist durchaus erkennbar, aber um sein Cockpit zu sichern, müssen auch zählbare Erfolge her. Berlin als sein Heimrennen gibt Beckmann hoffentlich einen Aufschwung. Dass Fahrer das Ruder bereits spät in der Saison noch herumgerissen haben, zeigte in der Vergangenheit Norman Nato.

Dieses Mal dürfte es aber (einmal mehr) schwierig werden für den Franzosen. Er liegt mit 19 Zählern auf Platz 19 der Fahrerwertung. Auch hier ist der direkte Vergleich eklatant: Rowland ist Erster in der Weltmeisterschaft mit 172 Punkten.

Natos bisher schwächste Saison

Nato konnte in drei Saisons, die er in der Formel E absolvierte, erst einmal seinen Teamkollegen schlagen: In Saison 9 besiegte er den damaligen Rookie Sacha Fenestraz bei Nissan, jedoch gelang es ihm weder bei Andretti noch bei Venturi, mit seinen Teamkollegen zu konkurrieren. Den bisher größten Punkteabstand hatte er in Saison 10 auf Weltmeister Jake Dennis mit 75 Punkten Rückstand. Sein Vertrag mit Andretti wurde damals aufgelöst.

Momentan liegt der einmalige Formel-E-Rennsieger 153 Zähler hinter Oliver Rowland - ohne Sieg, Podest oder ein Resultat in den ersten Fünf. Seine besten Saisonergebnisse waren zwei sechste Plätze in China und Miami, wobei man erwähnen muss, dass er in Miami ohne eine unverschuldete Strafe Erster geworden wäre. Dennoch deuten momentan alle Zeichen darauf hin, den Vertrag mit Nato nicht weiterzuführen.

Ein letzter Funke Hoffnung besteht aber auch für ihn noch. In den drei vollen Saisons, die er fuhr, hat Nato einen signifikanten Anteil seiner Punkte in den letzten Rennen erzielt. Von 164 Karrierepunkten in der Formel E vor Saison 11 stammen 84 Punkte aus den jeweils letzten vier Rennen. Das entspricht 51 Prozent seiner Gesamtpunkte. Nicht zuletzt gewann der Franzose in Saison 9 das letzte Rennen in Berlin mit einem dominanten Vorsprung.

Entscheidendes Wochenende auch für Sette Camara

Ein weiteres Zünglein an der Waage könnte allerdings Sergio Sette Camara werden. Nachdem der Brasilianer bei Kiro für Beckmann weichen musste, dockte er als Ersatzfahrer bei Nissan an. Nun bekommt er beim "Double-Header" in Berlin seine große Chance, sich für ein dauerhaftes Nissan-Cockpit zu empfehlen, denn Nato fällt wegen eines WEC-Einsatzes aus. Sollte Sette Camara überzeugen und wichtige Punkte für die Team-WM sammeln, könnte er möglicherweise auch gleich noch in London im Auto bleiben.

Ohnehin wird es vor der kommenden Saison einiges in der Formel E ändern, da sich viele Verschiebungen der Fahrerkonstellationen anbahnen. McLaren steigt aus, Stellantis jongliert mit seinen verschiedenen Marken, und Nick Cassidy verlässt Jaguar. Damit ergeben sich einige neue Optionen in der Fahrerwahl für Nissan und Cupra Kiro. Neben den Routiniers der Formel E werden auch die Rookies mehr und mehr unterstützt und zeigen ihr Potenzial. Große Namen wie Felipe Drugovich oder Theo Pourchaire drängen in die Elektrorennserie.

Taylor Barnard und McLaren haben in dieser Saison bislang bewiesen, wie viel Leistung ein junges Talent bringen kann. Umso enttäuschender scheint die Saison von David Beckmann gelaufen zu sein. Gleiches gilt übrigens auch für Rookie Zane Maloney, der jedoch in einem deutlich schwächeren Auto sitzt. Der "Double-Header" in Berlin dieses Wochenende (12. und 13. Juli) wird möglicherweise karriereentscheidend für den jungen Deutschen, für Sette Camara und vielleicht damit auch für Nato.

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