Offiziell: Nissan schreibt sich als Hersteller der Formel E für Gen3-Ära bis 2026 ein
Timo Pape
Die Formel E hat ihren dritten Hersteller für die sogenannte Gen3-Ära an Bord: Nach Mahindra und DS Automobiles hat sich am frühen Mittwochmorgen auch der japanische Automobilhersteller Nissan offiziell für das neue Reglement der Jahre 2022 bis 2026 eingeschrieben und wird der Elektroserie somit langfristig treu bleiben.
Die dritte Fahrzeuggeneration der Formel E beginnt mit der neunten Saison 2022/23 und erstreckt sich über vier Jahre bis zum zwölften Meisterschaftsjahr 2025/26. Für diese Zeit plant die Serie derzeit ein vollständig überarbeitetes Auto mit deutlich mehr Leistung, zusätzlichen Frontmotoren zur Rekuperation und Schnellladetechnologie für Boxenstopps während der Rennen. Durch das Commitment von Nissan fügt sich ein weiteres Puzzleteil - auch hinsichtlich der Planungssicherheit.
Nissan hatte die Formel-E-Hersteller-Lizenz zur Saison 2018/19 von Allianz-Partner Renault übernommen. Seitdem holte das japanisch-französische Team unter Einsatzleitung von e.dams insgesamt zwei E-Prix-Siege und neun weitere Podiumsplätze durch seine beiden Stammfahrer Sebastien Buemi und Oliver Rowland, die auch in dieser Saison weiterhin ins Lenkrad greifen. Nach dem Saisonstart im Februar liegt Nissan aktuell auf dem achten Rang der Teammeisterschaft. Zum nächsten Rennen in Rom am 10. April führt das Herstellerteam einen neuen Antriebsstrang ein, der dann bis zum Ende der Gen2-Ära (Sommer 2022) zum Einsatz kommen wird.
Volpe: "Die perfekte Plattform, um unsere Expertise in der Elektrifizierung zu fördern"
Nissan-Motorsportchef Tommaso Volpe freut sich auf das neue Kapitel: "Wir haben in unseren ersten beiden Saisons großartige Ergebnisse erzielt, und die Erneuerung unseres langfristigen Engagements in der Formel E ist ein wichtiger Schritt. Wir sind mit dem Ansatz des Technologietransfers von der Straße auf die Strecke in den Sport eingestiegen. Durch die Verlängerung unseres Rennprogramms in der Gen3-Ära haben wir die Möglichkeit, den Tech-Transfer-Kreis zu schließen. Wir glauben, dass dieser Sport die perfekte Plattform ist, um unsere Expertise in der Elektrifizierung zu fördern und unser Engagement für nachhaltigere Mobilitätslösungen zu demonstrieren."
"Nissan ist bekannt für seine bahnbrechenden Elektrofahrzeuge, und wir freuen uns, mit ihnen bei der Entwicklung der nächsten Generation zusammenzuarbeiten", sagt Formel-E-CEO Jamie Reigle. "Sie haben schnell bewiesen, dass sie auch in unserem Grid eine Kraft sind, mit der man rechnen muss. Der Leistungssprung des Gen3-Autos wird einen noch intensiveren Wettbewerb auf der Rennstrecke schaffen, den Fortschritt abseits der Rennstrecke vorantreiben und den Autokäufern das volle Potenzial von Elektrofahrzeugen zeigen. Wir freuen uns, dass Nissan in dieser nächsten Phase der Formel E antreten wird."
Technologie-Transfer steht für Nissan offiziell im Vordergrund
Für Nissan ist die Formel E ein strategischer Baustein auf dem Weg zu einem übergeordneten Ziel: Bis 2050 wollen die Japaner Kohlenstoffneutralität im gesamten Betrieb und Lebenszyklus ihrer Produkte erreichen. Zudem plant Nissan, alle neuen Fahrzeuge bis Anfang der 2030er-Jahre elektrifizieren. Mit der Formel E als Testlabor will der Hersteller Wissen und Technologie von der Rennstrecke auf die Straße bringen, um bessere Elektrofahrzeuge für Kunden zu entwickeln. Ein erneuter Widerspruch gegen die Begründung von BMW, die Serie zu verlassen, weil die "Entwicklungsmöglichkeiten ausgeschöpft" seien.
"Nissans Vision für Autos geht weit über einfache Transportmittel hinaus", erklärt Nissan-COO Ashwani Gupta. "Unser Ziel ist es, Elektrofahrzeuge zu entwickeln und zu bauen, die die Art und Weise verändern, wie sich Gesellschaften verbinden und fortbewegen, und die uns alle dazu inspirieren, auf eine nachhaltige Gesellschaft hinzuarbeiten. Die Formel E hilft uns dabei, Begeisterung, Energie und Umwelt in den Vordergrund zu stellen, während wir diese Zukunftsvision einem immer größer werdenden, neuen, jungen und vielfältigen Publikum vermitteln."
Zukunft für e.dams gesichert, weitere Hersteller-Commitments wahrscheinlich
Damit ist auch die Zukunft des Privatteams e.dams in "trockenen Tüchern": Die Equipe wird weiterhin die Einsätze an der Strecke für Nissan durchführen. "Das Engagement von Nissan in der Gen3-Ära der ABB FIA Formel-E-Weltmeisterschaft zeigt die Stärke der vollelektrischen Rennserie und ihr Streben nach Erfolg in der nächsten Phase", meinen die e.dams-Teamchefs Olivier und Gregory Driot. "Die neuen Gen3-Autos werden schneller und leistungsstärker sein, und diese ständige Weiterentwicklung der Rennleistung, die wir in der Formel E sehen, ist großartig für die Fans und den Sport."
Die offizielle Deadline für die Einschreibung zur Gen3-Ära endet am 31. März. Deshalb erwarten wir weitere Hersteller-Commitments in den kommenden Tagen. Nach Informationen der Kollegen von 'The Race' sollen Mercedes, Porsche und Jaguar allesamt ebenfalls an Bord bleiben. Ein Verbleib von Penske (Dragon) ist ebenfalls wahrscheinlich - nicht zuletzt dank der neuen Partnerschaft mit Bosch. Lisheng Racing (Nio 333) hingegen soll noch unentschieden sein und könnte womöglich sogar erst später über einen Verbleib entscheiden. Grundsätzlich wäre dies möglich, wenngleich ein Hersteller erst dann die technischen Spezifikationen des Gen3-Autos erhält, wenn er sich eingeschrieben hat.
Außerdem hat sich McLaren eine Einstiegsoption für die Gen3-Ära gesichert. Es bleibt abzuwarten, ob die Briten tatsächlich in die Formel E einsteigen. Audi und BMW hingegen verabschieden sich vor der Saison 2022/23 wieder aus der Elektroserie.
Die Bestätigung Nissan könnte übrigens noch einen Nebeneffekt haben: Ein Formel-E-Rennen in Japan - eines der erklärten Hauptziele der Formel E - wird etwas wahrscheinlicher. Nach Tokio und Yokohama war zuletzt von der Hafenstadt Okoyama als möglicher Austragungsort die Rede. Es bleibt abzuwarten, ob Nissan seinen politischen Druck erhöht und einen E-Prix in Japan weiter vorantreibt.
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