Formel E

Oliver Opitz von Würth Elektronik eiSos: "Erwartungen bei Weitem übertroffen"

Timo Pape

Timo Pape

Die Formel E wächst stetig. Nach fast zwei Saisons erkennen immer mehr Hersteller und Sponsoren das Potenzial der Serie und bekennen sich zur Formel E. Das deutsche Unternehmen Würth Elektronik eiSos ist bereits seit Anfang an dabei. Als Technologiepartner des Teams ABT Schaeffler Audi Sport ziert das Logo von Würth Elektronik unter anderem das Auto von Lucas di Grassi, der als Gesamtführender zum Saisonfinale nach London (2./3. Juli) fährt und dort Meister werden kann.

Im Rahmen des Berlin ePrix haben wir uns mit Oliver Opitz getroffen. Der 34-jährige Wahlbayer verantwortet bei Würth Elektronik eiSos die Strategische Produktentwicklung und das Engagement in der Formel E auf der Technikseite. Als Privatperson ist Opitz ohnehin ein Formel-E-Fan der ersten Stunde. Doch auch aus der Sicht seines Unternehmens ist er hochzufrieden mit den Entwicklungen der Serie. Im Interview mit 'e-Formel.de' spricht Opitz über die große ABT-Familie, die Rettung der Welt und die Notwendigkeit von Live-Streams.

Oliver, wie zufrieden seid ihr bei Würth Elektronik mit der Entwicklung der Formel E?

Ich muss ganz ehrlich sagen: Unsere Erwartungen wurden bei Weitem übertroffen. In der ersten Saison waren alle Beteiligten noch ein bisschen zögerlich. Das hat sich geändert, die Formel E blüht auf. Bei unserem Formel-E-Engagement spielt die Technologie-Partnerschaft mit ABT Schaeffler Audi Sport natürlich eine große Rolle. Aber geht es uns nicht nur um das Auto oder die Rennstrecke, sondern auch um Social Media.

In Sachen digitaler Kommunikation hat uns die Formel E einen phänomenalen Image- und Bekanntheitsschub gegeben, was sich zum Beispiel durch hohe Reichweiten und Interaktionsraten mit unseren Formel-E-Inhalten belegen lässt. Nicht nur unsere klassische Zielgruppe, sondern neue Zielgruppen wie Journalisten, Motorsportfans, eMobility-Enthusiasten etc. interessieren sich für unsere Inhalte auf der Webseite www.we-speed-up-the-future.com, dem Live-Ticker während der Rennen auf Twitter, der Blogging-Plattform tumblr sowie auf LinkedIn.

Was zeichnet die Formel E neben ihrer Affinität zur digitalen Welt sonst noch aus?

Das Thema Nachhaltigkeit. Wir als Gesellschaft müssen in Zukunft weg von fossilen Brennstoffen. Natürlich geht das nicht von heute auf morgen. Elektro- und Verbrennermotoren werden eine ganze Zeit nebeneinander koexistieren - sowohl auf der Straße als auch im Motorsport. Aber die Formel 1 ist momentan auf dem absteigenden Ast, deshalb ist der Grundgedanke der E-Mobilität aus unserer Sicht deutlich zeitgemäßer. Als Elektronikunternehmen können wir einen sichtbaren Beitrag leisten, der sich positiv auf die Umwelt auswirken wird.

Wie kam es zum Engagement in der Formel E?

Würth feiert dieses Jahr 40 Jahre Motorsport-Aktivitäten. Bei uns herrscht also seit jeher ein besonderer Motorsportgeist. Wir waren in der DTM beteiligt, mit der NASCAR-Serie in den USA und nun eben in der Formel E.

Im Jahr 2013 haben wir bei Würth Elektronik gemeinsam überlegt, in welchem Bereich wir uns als Sponsoring-Partner engagieren könnten. Dabei wollten wir aber nicht nur irgendwo mit dem Schriftzug draufstehen, sondern ein echter Partner sein.

Durch unsere Motorsport-Affinität im Konzern kam relativ schnell die Idee auf, uns auf die Formel E zu konzentrieren. Daraufhin haben wir uns schlaugemacht, welche Teams mitfahren werden. Innerhalb von zwei Tagen kamen wir in Kontakt mit der Familie Abt, weil sie den Zuschlag als deutsches Team erhalten hatte. Der Vertrag war innerhalb von zwei Wochen unterzeichnet.

Welche Komponenten von Würth Elektronik eiSos stecken tatsächlich im Abt-Auto?

Beim Antriebsstrang sind mittlerweile mehr Bauteile von Würth Elektronik eiSos verbaut, als wir ursprünglich geplant hatten. Das betrifft besonders den Bereich Spulen. Es geht für uns also um Speicher- und Filterinduktivitäten sowie Hochleistungssteckverbinder. Zwei verschiedene Teile von uns sind mittlerweile im Auto verbaut, weil sie aufgrund ihrer Zuverlässigkeit für den Antriebsstrang von Schaeffler ausgewählt wurden. Würth Elektronik steht für Standardkomponenten, die überall einsetzbar sind - sowohl im Automobil als auch im Industrie-Bereich.

Könntet ihr euch bei Würth Elektronik vorstellen, auch andere Teams zu sponsern?

Die Partnerschaft mit ABT ist einfach grandios. ABT bietet uns ein sehr familiäres Umfeld, sodass wir momentan keinerlei Interesse daran haben, das Team zu wechseln. Wir arbeiten mit ABT nicht nur im Bereich Technologie zusammen, sondern pflegen ebenso eine Markenkooperation. Wir treiben vieles gemeinsam voran. Das können wir nur mit einem Familienunternehmen wie ABT.

Welche Verbesserungsmöglichkeiten siehst du bei der Formel E?

Ich muss sagen, wir sind grundsätzlich sehr zufrieden, wie es aktuell läuft. Natürlich gibt es Potenzial, einen großen Hype aus der Formel E zu machen und es in der Presse noch mehr zu pushen. Aber ich glaube, das ist nichts, was man künstlich erzeugen kann. Es ist einfach eine Frage der Zeit. Was der Formel E momentan noch ein bisschen fehlt, ist die Akzeptanz. Es gibt noch sehr viele Menschen, die den Lärm eines Verbrennermotors gewohnt sind und noch keine E-Motoren kennen. Sie sind erst einmal skeptisch. Das zu ändern, ist unsere Aufgabe. Wir alle müssen mit anpacken: Die Sponsoren oder Technologiepartner, die Medien und natürlich auch die FIA selbst.

Dabei spielen sicher auch das Fernsehen und andere Übertragungswege eine entscheidende Rolle. Was meinst du zur aktuellen TV-Situation der Formel E?

Die Fernsehübertragung weltweit ist definitiv ausbaufähig, da muss mehr passieren. Es muss mehr frei empfangbare Sender geben und weniger Pay-TV. Zumindest das Qualifying sollte live übertragen werden. Und auch Vor- und Nachberichte gehören dazu. Eine typische Übertragung, wie wir sie aus der Formel 1 kennen, wäre wünschenswert. Weil das bisher nicht immer gegeben ist, schauen natürlich auch weniger Menschen zu.

Auch Live-Streaming über das Internet ist wichtig. Ich bin sehr viel auf Reisen, und möchte trotzdem das Rennen schauen. Also nutze ich Live-Streams, wenn das Event nicht im Hotelzimmer übertragen wird. Leider gibt es momentan noch geographische Einschränkungen. Die Formel E muss frei zugängliches Streaming anbieten, denn genau das würde man von ihr erwarten. Ansonsten erreichen wir die jüngeren Generationen schlichtweg nicht.

Oliver, eine letzte Frage: Warum seid ihr die Partnerschaft mit uns eingegangen?

Um die Themen Formel E und Elektromobilität zu pushen, suchen wir junge, aufstrebende Unternehmen. Denn genau das ist unsere Firmenphilosophie: Wir wollen Unternehmen unterstützen, die noch nicht ganz das Standing haben wie die Großen, damit auch sie groß werden. Das gilt genauso für unsere Kunden. Wir fokussieren uns auf mittelständige Unternehmen, nicht auf die großen Consumer-Geschäfte aus der weiten Welt. Wir möchten gemeinsam mit denen wachsen, die um uns herum existieren. Wir schaffen nicht alles alleine, deswegen wünschen wir uns eine sehr enge Zusammenarbeit mit e-Formel.de.

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