Paddock-Geflüster: Die Fahrerlager-Themen beim Formel-E-Rennen in Puebla
Tobias Wirtz
Nach sechs Wochen Sommerpause im Anschluss an den spektakulären Monaco E-Prix geht die Formel-E-Saison 2021 an diesem Samstag und Sonntag mit dem Puebla E-Prix weiter. Beim "Double-Header" auf dem Autodromo Miguel E. Abed stehen die Saisonrennen 8 und 9 auf dem Plan. Was das Fahrerlager abseits der großen sportlichen Themen in Mexiko sonst noch so beschäftigt, erfährst du in der aktuellen Ausgabe unserer Serie "Paddock-Geflüster".
Die Nebengeschichten vom Formel-E-Freitag in Puebla
>>> Schlechter Start für Dragon Racing ins Wochenende: Die Rennkommissare brummten beiden Piloten jeweils eine Rückversetzung um 20 Startplätze auf. In einem Statement bestätigt das Team einen Zusammenhang mit dem Liegenbleiben von Sergio Sette Camara in Monaco: "Angesichts des Stopps auf der Strecke in Monaco haben wir uns vorsichtshalber entschlossen, alle Inverter zu überprüfen, was bedeutete, dass wir die FIA-Siegel brechen mussten. Weil wir die FIA-Siegel gebrochen haben, haben uns die Stewards eine Strafe von 20 Startplätzen pro Auto auferlegt." Sette Camara hatte das Fahrzeug mit dem brandneuen Antrieb vor der Boxengasseneinfahrt abstellen müssen und sich anschließend nicht getraut, irgendetwas anzufassen - die Elektronik zeigte an, dass der Dragon aufgrund eines Defektes unter Strom stehe.
>>> Alle Teams haben für das Rennwochenende ausnahmsweise einen Reifensatz mehr pro Fahrzeug zur Verfügung. Grund dafür ist der vergleichsweise hohe Abrieb, den der Asphalt in Puebla laut Simulationen von Reifenhersteller Michelin mit sich bringt. Ex-Champion Jean-Eric Vergne sagte in einem Twitter-Video von DS Techeetah dazu: "Der Asphalt sieht aus wie Lava aus dem Vulkan da vorne. So etwas habe ich noch nie gesehen."
Big corners ✅
— DS TECHEETAH (@DSTECHEETAH) June 18, 2021
A massive banking turn ✅
Long straights (lots of overtaking opportunities!) ✅
Take a tour of the #PueblaEPrix ?? track with @afelixdacosta and @JeanEricVergne!#ABBFormulaE #racing #motorsport #DSTACHEETAH pic.twitter.com/9RTHcnqbkF
>>> Rekordwerte beim Strafmaß: Eine nachträglich verhängte Durchfahrtsstrafe wird beim Puebla E-Prix in eine Zeitstrafe von 46 Sekunden umgerechnet, eine 10-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe sogar in 61 Sekunden. Grund dafür ist die mehr als 700 Meter lange Boxengasse. Bei den meisten anderen Formel-E-Rennen wird eine Durchfahrtsstrafe in eine Zeitstrafe von 20 bis 30 Sekunden umgerechnet.
>>> Heißes Thema in der Fahrer-Pressekonferenz vor dem Rennen: die Steilkurve, die auf die Start-Ziel-Gerade führt. Die Fahrer sind sich unsicher, ob diese im Qualifying-Trimm (250 kW) mit Vollstrom zu durchfahren sei. Im Shakedown war das nicht möglich: Starker Regen sorgte dafür, dass die Kurve selbst mit der reduzierten Leistung von 110 kW nicht ohne "Lupfen" durchfahren werden konnte.
>>> Der Zeitverlust beim Aktivieren des Attack-Modes könnte noch größer sein als bislang angenommen: Die Positionierung liegt an der Außenseite der zweiten Kurvenhälfte im Bereich der "Joker-Runde". Die Strecke war an dieser Stelle beim Trackwalk zudem sehr schmutzig. Jaguar-Pilot Sam Bird hofft daher darauf, dass die Strecke dort noch einmal gesäubert wird.
>>> Mexikanische Wissenschaftler in Puebla haben eine innovative Lösung für die städtische Umweltverschmutzung entwickelt, indem sie speziell entwickelte Mikroalgen zur Reinigung von Schadstoffen in der Atmosphäre einsetzen. BiomiTech's "BioUrban" 2.0 kann in Sachen Luftreinhaltung 368 Bäume ersetzen und wurde in der Stadt mit Unterstützung der lokalen Regierung installiert. Mexikos Klimagesetzgebung hat eine Emissionsreduzierung von 50 Prozent bis 2050 und den Einsatz von mindestens 35 Prozent erneuerbarer Energien bis 2024 zum Ziel.
>>> Priorität für die Formel E: Gary Paffett wird beim DTM-Saisonauftakt in Monza am Steuer des Mercedes-AMG GT3 von Maximilian Bukh ersetzt. Paffett konzentriert sich stattdessen auf seine Rolle als Berater bei Mercedes-EQ in der Formel E und ist in Puebla vor Ort.
Die Nebengeschichten vom Formel-E-Samstag in Puebla
>>> Aufgrund des Kontaktes mit einer positiv auf COVID-19 getesteten Person mussten mehrere Formel-E-Mitarbeiter die Heimreise nach Großbritannien antreten oder sich in ihrem Hotel in Quarantäne begeben. Bei keinem der betroffenen Formel-E-Mitarbeiter ergab ein Test ein positives Ergebnis. Nichtsdestotrotz ist die "Belegschaft" - gerade auch das Kommunikationsteam, das in den vergangenen Wochen ohnehin schon zahlreiche Kündigungen hinnehmen musste - stark dezimiert.
>>> Um die Emissionen für den Transport möglichst gering zu halten, werden die Formel-E-Fahrzeuge nach dem Puebla-Rennen auf dem Landweg nach New York City gebracht. Die Logistik - insbesondere der weltweite Transport von Rennwagen und Equipment - macht etwa 70 Prozent der insgesamt anfallenden CO2-Emissionen der elektrischen Rennserie aus.
>>> Nach Informationen von 'The Race' wird Stephen Lane, langjähriger Renningenieur von Sam Bird, Envision Virgin Racing am Ende der Saison verlassen. Sein neuer Arbeitgeber wird Mercedes-EQ. Ein weiteres Indiz für einen längerfristigen Verbleib von Mercedes in der Formel E.
Die Nebengeschichten vom Formel-E-Sonntag in Puebla
>>> Wie unser Medienkollege Sam Smith berichtet, hat Virgin eine lange Nacht hinter sich. Nach dem Unfall von Nick Cassidy in der ersten Runde des Samstagsrennens musste das britische Team sein Fahrzeug mit der Startnummer 37 komplett neu aufbauen und dafür sogar die vorgeschriebene Sperrstunde brechen. Cassidy hat für den Lauf am Sonntag eine neue Fahrgastzelle bekommen.
>>> Porsche hat Protest gegen die Entscheidung der Rennkommissare eingelegt, beide Fahrer des Teams aufgrund der fehlenden Meldung der Reifen für das Samstagsrennen zu disqualifizieren. Das Rennergebnis bleibt daher bis zur endgültigen Entscheidung vorläufig.
Weitere Informationen folgen im Laufe des Wochenendes.
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