Formel E

Performance-Analyse: Abt auch in Hongkong der Stärkste, Jani weit zurück

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Am 2. und 3. Dezember fanden die ersten beiden Läufe zur Formel-E-Meisterschaft 2017/18 statt. Virgin-Pilot Sam Bird verließ Hongkong als Führender der Gesamtwertung, die beiden Meisterschaftsfavoriten Sebastien Buemi und Lucas di Grassi gingen gänzlich leer aus. Aber wie ist das Kräfteverhältnis in der vierten Formel-E-Saison wirklich?

Bereits nach den Testfahrten in Valencia haben wir die Zeiten der Teams und Fahrer analysiert und dabei festgestellt, dass Daniel Abt und Audi, obwohl sie nicht immer die besten Rundenzeiten drehten, den stärksten Eindruck gemacht haben. Ähnlich war es in Hongkong. Denn auch wenn Buemi im 3. Freien Training mit einer Zeit von 1:02.002 Minuten die beste Zeit des Wochenendes gefahren ist und den Rundenrekord aus dem Vorjahr brechen konnte, sagt dies noch lange nichts über die gesamte Performance des e.dams-Teams aus.

Wir haben daher auch beim Hongkong E-Prix eine detaillierte Analyse aller Sessions vorgenommen. Die schnellste Rundenzeit einer jeden Session entspricht hierbei 100 Prozent. Der Abstand der Bestzeiten der einzelnen Piloten zu jener 100-Prozent-Marke bietet daraus resultierend dann einen Wert, der zumindest grobe Rückschlüsse auf die Einzelleistung und die Konkurrenzfähigkeit der neuen Fahrzeuge zulässt.

Erklärung des Berechnungssystems (Explanation of the calculation system)

Für jede Session (Freie Trainings, Qualifying und Rennen) wird die jeweils absolut schnellste Rundenzeit durch die persönliche Bestzeit jedes Fahrers geteilt. Das Ergebnis wird anschließend in Prozentpunkte umgerechnet. Für jeden Fahrer werden die Prozentwerte sämtlicher Sessions addiert und durch die Anzahl der Sessions geteilt. So ergibt sich der durchschnittliche Performance-Wert. Bei den Teams ist das Vorgehen identisch, nur dass hier pro Session allein die schnellere Bestzeit der beiden Fahrer gewertet wird.

Leistet sich ein Fahrer im Qualifying (nur ein Versuch) einen Unfall oder einen größeren Fahrfehler, fließt diese Session nicht in die Wertung ein. In Hongkong betraf dies Mitch Evans, Edo Mortara und Nico Prost am Samstag sowie Sebastien Buemi am Sonntag.

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In order to work out a respective driver's performance rating, each session's (Free Practice, Qualifying, Race) overall best time is divided by the driver's personal best lap time. The result is then converted into percentages, from which we can, through addition of all percentages and division by the number of sessions, calculate an average "performance percentage". The calculation method is similar for the teams, whereas we only pick the better of their two available times.

In case a driver runs into trouble during the qualifying session (i.e. crashes out, makes a serious mistake), his time is excluded from our assessment, expunging possible outliers. In Hong Kong, this exceptional rule applied to Mitch Evans, Edoardo Mortara and Nico Prost on Saturday and Sebastien Buemi on Sunday.

Enger Kampf um die Spitze

Die Zahlen zeigen eines ganz deutlich: Das Feld ist viel enger zusammengerückt, als es bei den Testfahrten in Valencia noch schien. Die beste Performance zeigten erneut Audi und Daniel Abt, auch wenn es dahinter denkbar knapp zuging.

Mit stolzen 99,45 Prozent bestätigte der Kemptener, der am Rennsonntag 25 Jahre alt wurde, dass in dieser Saison mit ihm zu rechnen ist. Hinter ihm rangieren gleich drei Piloten mit jeweils 99,25 Prozent: Felix Rosenqvist (Mahindra), Lucas di Grassi (Audi) und Sam Bird (Virgin). Äußerst beeindruckend wird das Ganze, wenn man die Prozentwerte anhand der Streckenlänge (1,86 Kilometer) umrechnet. So liegt Abt um 3,73 Meter vorn, was weniger als einer Fahrzeuglänge entspricht. Dahinter trennen Rosenqvist und di Grassi auf einer Runde nur 8,5 Zentimeter, Bird liegt weitere fünf Millimeter (!) zurück.

Die anderen beiden Ex-Champions starteten die Saison im Mittelfeld. Buemi kam trotz seines Rundenrekords mit 98,93 Prozent nur auf Platz neun. Damit ist er aber noch zwei Plätze vor dem stark eingeschätzten Nelson Piquet jr. im Jaguar, der auf 98,85 Prozent kam und klar von seinem jungen Teamkollegen Mitch Evans geschlagen wurde (99,21 Prozent, Platz fünf).

Am Ende des Feldes liegt wenig überraschend Dragon-Neuling Neel Jani, dem mit 96,29 Prozent genau 1,5 Prozent auf den Vorletzten, Techeetah-Pilot Andre Lotterer, fehlten.

Überraschungen bei den Teams

Die starke Performance von Abt und di Grassi sorgte dafür, dass Audi mit 99,64 Prozent auch bei den Teams mit einigem Abstand den ersten Platz belegt. Dahinter folgen - fast gleichauf - Mahindra (99,36 Prozent), DS Virgin und Jaguar (jeweils 99,34 Prozent).

Weiter geht es, ebenfalls mit nahezu identischem Abstand, mit Renault e.dams, Techeetah, NIO, Andretti und Venturi. Auf den ersten Blick wirkt der neunte Platz für Venturi überraschend, immerhin dominierte Edoardo Mortara das Rennen am Sonntag, bis er durch einen Dreher zwei Runden vor dem Ziel noch zurückfiel. e.dams hingegen gelang es nicht, die gezeigte Trainings-Performance in Resultate umzusetzen. Der dreimalige Gewinner der Teamwertung lag nach dem Hongkong E-Prix nur auf Platz neun.

Der letzte Platz, sowohl nach Punkten als auch nach Performance, geht nach unserer Statistik mit deutlichem Abstand an Dragon. Es wartet wohl oder übel noch viel Arbeit auf das Team von Jay Penske, um den Anschluss an den Rest des Feldes zu finden...

Fotocredit: Audi Communications Motorsport / Michael Kunkel

Die oben stehenden Grafiken zeigen die Performance der Fahrer und Teams nach dem Prinzip der Prozent-Punkte-Wertung.

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