Formel E

Performance-Analyse Mexiko: Lucas di Grassi & Audi klar an der Spitze

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Beim Mexico City E-Prix am vergangenen Samstag gelang Daniel Abt in seinem 38. Formel-E-Rennen sein allererster Sieg nach einer souveränen Vorstellung. Bei der Siegerehrung neben ihm stand der Podiumsdebütant Oliver Turvey. Dazu gesellte sich Dauergast Sebastien Buemi, der zum dritten Mal in Folge Champagner verspritzen durfte. Aber spiegelt das Ergebnis das wahre Kräfteverhältnis der Formel E wider?

Seit den Testfahrten in Valencia haben wir für alle bisherigen Rennen die Zeiten der Teams und Fahrer analysiert. Bis auf den Santiago E-Prix, bei dem Sam Bird die beste Performance zeigte, haben Daniel Abt und Audi ansonsten immer den stärksten Eindruck gemacht.

Auch beim Mexico City E-Prix haben wir eine detaillierte Analyse aller Sessions vorgenommen. Die schnellste Rundenzeit einer jeden Session entspricht dabei 100 Prozent. Der Abstand der Rundenzeiten der einzelnen Piloten zu jener 100-Prozent-Marke bietet daraus resultierend einen Wert, der Rückschlüsse auf die Einzelleistung und die Konkurrenzfähigkeit der Fahrzeuge zulässt. Eine genaue Erklärung findest du am Ende dieses Artikels.

Fahrer-Rating: Mehrere Überraschungen auf den vorderen Plätzen

Erneut fällt auf: Die Fahrer mit dem besten Performance-Rating stehen nicht zwangsläufig auch im Ergebnistableau des Rennens ganz oben. Platz eins in der Performance-Analyse geht nämlich mit großem Vorsprung an den Neuntplatzierten des Rennens, den amtierenden Champion Lucas di Grassi. Eine Rückversetzung um zehn Startplätze, eine Zeitstrafe von fünf Sekunden beim Boxenstopp sowie ein Dreher im Rennen kosteten ihn ein besseres Ergebnis.

Di Grassi war nicht nur Schnellster in beiden Freien Trainings und fuhr die schnellste Rennrunde, auch seine Qualifying-Gruppe gewann er. Allerdings musste der Audi-Pilot in Gruppe 1 ran, die zumeist noch mit schlechteren Strecken- und Gripverhältnissen zu kämpfen hat. Bei einer Analyse im Vorfeld des Rennens in Mexiko-Stadt haben wir ermittelt, dass in Quali-Gruppe 1 die geringste Wahrscheinlichkeit auf das Erreichen der Super-Pole besteht.

Mit 99,78 Prozent bewies di Grassi einmal mehr, dass der Blick auf die Gesamtwertung nicht die echte Leistungsfähigkeit seines Audi zeigt. Eine spätere Qualifying-Gruppe und eine potenzielle Pole-Position hätten ihm möglicherweise erstmals in unserer Analyse das optimale Ergebnis von 100 Prozent beschert.

Hinter ihm liegt mit 99,29 Prozent die Sensation des Mexiko-Rennens, Andretti-Fahrer Antonio Felix da Costa. In einer überragenden Qualifikation erreichte er zum ersten Mal seit dem Long Beach E-Prix 2016 die Super-Pole. Der dritte Platz geht an Sebastien Buemi mit 99,28 Prozent, der sich mit seinem dritten Platz endgültig im Titelkampf zurückgemeldet hat.

Es folgen Jaguar-Pilot Mitch Evans (99,21) und Pole-Setter Felix Rosenqvist (99,18), womit auf den ersten fünf Plätzen erneut Fahrer von fünf verschiedenen Teams liegen. Erst dann kommt der Rennsieger Daniel Abt, der 99,16 Prozent erreichte - direkt vor dem zweitplatzierten NIO-Piloten Oliver Turvey (99,12 Prozent). Der Meisterschaftsführende Jean-Eric Vergne schließt sich mit 99,01 Prozent an. Die Top 10 komplettieren der zweite Jaguar-Pilot, Nelson Piquet jr. (98,97), und Dragon-Fahrer Jose Maria Lopez (98,92).

Zur besseren Veranschaulichung haben wir auch für Mexiko-Stadt die Prozentwerte anhand der Streckenlänge (2,093 Kilometer) in Distanzen umrechnet. So liegt di Grassi auf eine Runde gesehen mehr als zehn Meter vor Felix da Costa, Buemi folgt dichtauf mit nur sieben Zentimetern Rückstand. Evans fehlen 1,50 Meter auf den Schweizer, Rosenqvist weitere 58 Zentimeter, und Abt noch mal 40 Zentimeter.

Nur im Mittelfeld zu finden ist der Überraschungsmann aus Santiago, Andre Lotterer (Platz 11, 98,89 Prozent), der unmittelbar vor dem ersten DS-Virgin-Piloten, Alex Lynn (98,88), liegt. Die beiden anderen Deutschen, Nick Heidfeld und Maro Engel, belegen mit 98,71 beziehungsweise 98,64 Prozent nur die Ränge 16 und 17.

Hast du einen Meisterschaftskandidaten bislang vermisst? Nachdem er in den letzten zehn Rennen neunmal die Super-Pole erreicht hatte, war für Sam Bird in Mexiko der neunte Platz im Qualifying noch das Highlight des Tages. Mit nur 98,61 Prozent belegt der Sieger des Performance-Ratings von Santiago nur Platz 18. Schwächer präsentierten sich nur Andretti-Fahrer Tom Blomqvist (98,51) und Luca Filippi im NIO (98,45).

Team-Rating: Audi deutlich vorne, Verfolger dicht beieinander

Die überragende Performance von di Grassi sorgt dafür, dass Audi mit 99,88 Prozent auch bei den Teams den ersten Platz belegt. Auch hier kommt erst einmal lange nichts, bevor mit Jaguar (99,41 Prozent) der erste Verfolger auftaucht. Wenig überraschend, immerhin hat das Team von James Barclay in Mexiko den dritten Platz der Teamwertung übernommen. Dahinter folgt der amtierende Team-Meister, Renault e.dams, mit 99,33 Prozent.

Auf dem vierten Platz liegt bemerkenswerterweise Andretti mit 99,29 Prozent. Mahindra (99,17) folgt, wie schon in Santiago, auf Platz fünf, ganz knapp vor Venturi (99,15) und NIO (99,12). Nur auf Platz acht liegt Techeetah, das führende Team in der Meisterschaft, mit 99,07 Prozent. Das chinesische Team konnte ungeachtet dessen seinen Vorsprung in der Teamwertung sogar ausbauen.

Am Ende des Feldes liegen Dragon und DS Virgin, die mit 98,93 beziehungsweise 98,88 Prozent einen deutlichen Rückstand aufweisen.

Die Dominanz von Audi lässt sich gut darstellen, wenn wir hier erneut die Prozentwerte in Meter umrechnen: Auf eine Runde liegt das Team um Allan McNish rund zehn Meter vor Jaguar. Das letztplatzierte Team DS Virgin liegt auf eine Runde aber "nur" 21 Meter hinter den Ingolstädtern.

Foto: Audi Media Center

Erklärung des Berechnungssystems (Explanation of the calculation System)

 
Für jede Session (Freie Trainings, Qualifying und Rennen) wird die jeweils absolut schnellste Rundenzeit durch die persönliche Bestzeit jedes Fahrers geteilt. Das Ergebnis wird anschließend in Prozentpunkte umgerechnet. Für jeden Fahrer werden die Prozentwerte sämtlicher Sessions addiert und durch die Anzahl der Sessions geteilt. Da viele Piloten nur in einem der beiden freien Trainings mit der vollen Leistung von 200 kW fahren, betrachten wir nur das jeweils stärkste Ergebnis der beiden freien Trainings. So ergibt sich der durchschnittliche Performance-Wert. Bei den Teams ist das Vorgehen identisch, nur dass hier pro Session allein die schnellere Bestzeit der beiden Fahrer gewertet wird.
Leistet sich ein Fahrer im Qualifying, wo es nur einen Versuch gibt, einen Unfall oder einen größeren Fahrfehler, fließt diese Session nicht in die Wertung ein, um das Ergebnis nicht  zu verfälschen. In Mexiko-Stadt betraf dies Edo Mortara nach seinem Fehler im zweiten Sektor.

--

In order to work out a respective driver's performance rating, each session's (Free Practice, Qualifying, Race) overall best time is divided by the driver's personal best laptime. The result is then converted into percentages, from which we can, through addition of all percentages and division by the number of sessions, calculate an average "performance percentage". Most drivers don't use the maximum power output of 200 kW during both Free Practices, so we use just the best result of the two Free Practices. The calculation method is similar for the teams, whereas we only pick the better of their two available times.

In case a driver runs into trouble during the qualifying session (i.e. crashes out, makes a serious mistake), his time is excluded from our assessment, expunging possible outliers. In Santiago, this exceptional rule applied to Edo Mortara, who made a mistake in the second sector of his qualifying lap.

Zurück

0 Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Bitte rechnen Sie 2 plus 7.
Advertisement