Formel E

Performance-Analyse Valencia: Max Günther Schnellster, Nio im Nirgendwo

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Die Vorsaison-Testfahrten der Formel E in Valencia - die erste und gleichzeitig letzte Standortbestimmung der Teams vor dem Saisonauftakt 2019/20 in Diriyya - liegen hinter uns. Wie schon in den vergangenen Jahren waren die Tests für die Rennställe sicherlich überaus aufschlussreich, wenngleich Außenstehenden eine genaue Einschätzung der tatsächlichen Performance schwer fällt. Schließlich gab es unterschiedliche Testprogramme, hier und da technische Probleme und eine ganze Reihe von Unfällen. Auch ist der Circuit Ricardo Tormo alles andere als repräsentativ für die Strecken der kommenden Formel-E-Saison. Darüber hinaus ist es mehr als fraglich, ob alle Teams ihre Karten bereits komplett aufgedeckt haben.

Auch 2019 haben wir nach den Testfahrten in Spanien die Zeiten der Teams und Fahrer analysiert und eine detaillierte Analyse aller Test-Sessions vorgenommen. Die schnellste Rundenzeit einer jeden Session entspricht dabei 100 Prozent. Der Abstand der Rundenzeiten der einzelnen Piloten zu jener 100-Prozent-Marke bildet daraus resultierend einen Wert, der Rückschlüsse auf die Einzelleistung und die "Konkurrenzfähigkeit" der Fahrzeuge zulässt. Eine genaue Erklärung findest du am Ende dieses Artikels.

Fahrer-Rating: Fahrer von 5 verschiedenen Teams unter den Top 5

Maximilian Günther im BMW gewinnt unser Performance-Rating mit einem Traumergebnis von 99,90 Prozent. Zwei der sechs Sessions gewann der Oberstdorfer, zudem war er in den anderen vier Sessions nie mehr als zwei Zehntelsekunden hinter der Bestzeit. An zweiter Stelle folgt sein Vorgänger bei BMW, Antonio Felix da Costa im DS Techeetah, mit 99,77 Prozent. Der Portugiese zeigt damit, dass das chinesische Team voraussichtlich auch in der kommenden Saison zu den ganz heißen Titelkandidaten zählen dürfte. Dritter wurde Jaguar-Pilot Mitch Evans, der erneut zeigt, dass er ein richtig schneller Fahrer ist und dass der erste Sieg für Jaguar in Rom kein Zufall war.

Die Top 5 komplettieren Sebastien Buemi im Nissan (99,56 Prozent) und Pascal Wehrlein im Mahindra (99,52 Prozent), die beide gezeigt haben, dass mit ihnen erneut zu rechnen sein wird. Bereits im Vorjahr hatten sie die gleichen Positionen belegt, wenn auch in umgekehrter Reihenfolge. Platz 6 belegt der amtierende Champion Jean-Eric Vergne mit 99,49 Prozent vor Alexander Sims im zweiten BMW (99,46). Dann kommt mit Dragon-Pilot Nico Müller der erste Rookie. Der Schweizer konnte mit einem Gesamtergebnis von 99,44 Prozent ein erstes Ausrufezeichen setzen, besonders unter dem Gesichtspunkt, dass Dragon als kleines Privatteam etwas schwächer einzuschätzen ist als viele der anderen Teams.

Die Top 10 beschließen Oliver Rowland im zweiten Nissan mit ebenfalls 99,44 Prozent sowie Robin Frijns im schnellsten Audi e-tron FE06 mit 99,40 Prozent. Er führt somit den "Audi-Zug" von Lucas di Grassi (99,38), Sam Bird (99,37) und Daniel Abt (99,16) an. Andre Lotterer im schnellsten Porsche liegt mit 99,10 Prozent direkt dahinter. Edoardo Mortara (Venturi) liegt als bester Pilot mit Mercedes-Antrieb mit 98,95 Prozent auf Platz 16. Damit ist er deutlich schneller als die beiden Werks-Mercedes, von denen Stoffel Vandoorne mit 98,66 Prozent und Platz 20 noch die bessere Pace hatte. Formel-2-Champion Nyck de Vries liegt mit 98,04 Prozent im Nio-Sandwich auf Platz 23 - Oliver Turvey war mit 98,09 Prozent minimal schneller. Ganz am Ende des Feldes rangiert mit 96,00 Prozent Ma Qing Hua, der in Valencia allerdings auch erstmals ein Gen2-Fahrzeug fahren durfte. Seine Wochenbestzeit lag dennoch 1,96 Sekunden hinter Günthers Streckenrekord von 1:15.087 Minuten...

Zur Veranschaulichung haben wir die Abstände anhand der Streckenlänge (3,094 Kilometer) in Meter umgerechnet: Günther liegt auf eine Runde gesehen durchschnittlich etwas mehr als vier Meter vor Felix da Costa, der seinerseits ebenfalls etwas über vier Meter vor Evans folgt. Buemi schließt sich mit 2,16 Metern Rückstand an, bevor nach weiteren 1,27 Metern Wehrlein folgt. Frijns auf Platz 10 hat etwas über 15 Meter Rückstand auf Günther. Die Performance-Unterschiede am Ende des Feldes sind extrem deutlich: Turvey verliert 16 Meter auf Calado und folgt nur rund 1,60 Meter vor de Vries. Ma liegt ganz am Ende des Feldes weitere 63 Meter zurück. Auf eine Runde gesehen liegt er sogar mehr als 120 Meter hinter der Spitze!

Teamwertung: BMW verteidigt "Titel"

In der Performance-Wertung der Teams gibt es erneut keine Zweifel bezüglich des Siegers: BMW belegt mit einem Ergebnis von 99,93 Prozent unangefochten den ersten Platz. Erster Verfolger der Münchener ist - wie im Vorjahr - DS mit 99,72 Prozent. Es folgt Virgin mit 99,64 Prozent, ganz knapp vor Nissan und Jaguar (beide 99,63). Mahindra belegt mit 99,56 Prozent den sechsten Platz vor Dragon, die es auf 99,44 Prozent schafften. Es folgt Audi mit 99,32 Prozent, bevor sich eine Lücke zu den übrigen Teams auftut. Venturi liegt mit 99,09 Prozent vor Porsche (99,05 Prozent). Am Ende des Feldes kommen Mercedes (98,57) und Nio (97,32). Die Chinesen schneiden sogar noch schwächer ab als im letzten Jahr.

In Metern ausgedrückt führt BMW mit rund 6,50 Metern vor DS und mit etwas mehr als neun Metern vor Virgin. Nissan folgt nur 24 Zentimeter dahinter, Jaguar weitere sechs Zentimeter. Etwas mehr als zwei Meter verliert Mahindra auf die "Raubkatze". Dragon und Audi haben danach jeweils rund 3,80 Meter auf das vorherige Team. Venturi fehlen weitere 7,15 Meter, Porsche dann 1,23 Meter. Mercedes liegt mit 14,84 Metern knapp drei Fahrzeuglängen zurück, aber noch fast 39 Meter vor Nio. Die Chinesen haben am Ende des Feldes somit mehr als 80 Meter Rückstand pro Runde auf BMW.

Foto: Shivraj Gohil / Spacesuit Media

Erklärung des Berechnungssystems (Explanation of the calculation system)

Für jede Test-Session wird die jeweils absolut schnellste Rundenzeit durch die persönliche Bestzeit jedes Fahrers geteilt. Das Ergebnis wird anschließend in Prozentpunkte umgerechnet. Für jeden Fahrer werden die Prozentwerte sämtlicher Sessions addiert und durch die Anzahl der Sessions geteilt. So ergibt sich der durchschnittliche Performance-Wert. Bei den Teams ist das Vorgehen identisch, nur dass hier pro Session allein die schnellere Bestzeit der beiden Fahrer gewertet wird.

Erzielt ein Fahrer in einer Session keine Rundenzeit oder dreht nur langsame Installationsrunden, fließt diese Session nicht in die Wertung ein, um das Ergebnis nicht zu verfälschen.
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In order to work out a respective driver's performance rating, each session's overall best time is divided by the driver's personal best lap time. The result is then converted into percentages, from which we can, through addition of all percentages and division by the number of sessions, calculate an average "performance percentage". The calculation method is similar for the teams, whereas we only pick the better of their two available times.

In case a driver doesn't set a time or only attempts installation laps in a session, their time is excluded from our assessment, expunging possible outliers.

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