Formel E

Performance-Analyse: Zahlen, Daten & Statistiken zur Formel E in Mexiko

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Nach einem hochdramatischen Formel-E-Rennen in Mexiko-Stadt durfte sich Audi-Pilot Lucas di Grassi als Sieger feiern lassen. Der Titelträger aus Saison 3 profitierte im E-Prix am vergangenen Samstag davon, dass Pascal Wehrlein (Mahindra), der das komplette Rennen angeführt hatte, wenige Meter vor dem Ziel der Strom ausging. Für di Grassi ist es der insgesamt neunte Sieg in seinem 49. Formel-E-Rennen. Er ist damit nach Sam Bird der zweite Fahrer, der in jeder Saison einen E-Prix gewinnen konnte - Bird hatte dies bereits beim vorangegangenen Rennen in Santiago erreicht.

Erneut enttäuschend lief das Rennen hingegen für Vorjahresmeister Jean-Eric Vergne (DS). Der Franzose war bereits kurz nach dem Rennstart in einen schweren Unfall mit Nelson Piquet jr. verwickelt und schleppte sich mit seinem "waidwunden" Boliden bis in die Boxengasse, wo es den Mechanikern gelang, den Schaden während der Rennunterbrechung zu reparieren. Kam Vergne seit dem Paris E-Prix 2017 noch 20 Rennen in Folge in die Punkteränge, so blieb er nun bereits zweimal nacheinander ohne Zähler. In der Gesamtwertung fiel Vergne auf Platz 8 zurück.

So viele zeitgleiche Attack-Mode-Aktivierungen wie noch nie

Noch schlimmer erwischte es Nissan e.dams: Nachdem die Franzosen mit dem japanischen Antrieb wenige Minuten vor dem Rennende mit Platz 2 für Oliver Rowland und Platz 4 für Sebastien Buemi noch nach den großen Gewinnern des Wochenendes in Mexiko ausgesehen hatten, gingen sie wegen einer Fehlkalkulation des Teams am Ende leer aus. Beide Fahrzeuge rollten in der letzten Runde ohne Strom aus - die erst zweite Nullnummer für das e.dams-Team in der Geschichte der Formel E. Zuvor war dies lediglich 2018 in Punta del Este der Fall gewesen, damals noch mit Renault-Antrieben. Bei allen übrigen 47 E-Prix gab es jeweils mindestens einen Punkt für die Truppe aus Le Mans.

Der Attack-Mode, der den Fahrern im Rennen zweimal für jeweils vier Minuten mit 25 zusätzlichen Kilowatt Leistung zur Verfügung stand, funktionierte erneut gut. Mit 19 von 21 noch fahrenden Piloten befanden sich in Runde 9 so viele Fahrer wie noch nie zeitgleich im 225-kW-Modus. Der Grund ist einfach erklärt: Hinter dem Safety-Car gilt ein striktes Überholverbot, weswegen kein Fahrer einen Platzverlust befürchten musste. Für den Re-Start nutzten lediglich Daniel Abt und Alexander Sims den Attack-Mode nicht.

BMW-Doppelsieg mit 4. Gewinner im 4. Performance-Rating der Saison

Doch was sagen die harten Fakten? Wie haben sich die einzelnen Fahrer durch alle Sessions hindurch geschlagen? In unserer obligatorischen Performance-Analyse blicken wir auf die Einzelleistung jedes Fahrers im direkten Vergleich mit der Konkurrenz. Eines vorweg: Unsere Performance-Analyse ist natürlich nicht frei von gewissen Einflüssen, beispielsweise absichtliches Langsamfahren im Freien Training oder Fahrfehler im Qualifying, die wir leider nicht vollständig herausfiltern können. Eine detaillierte Erklärung unseres Berechnungssystems findest du am Ende dieses Artikels.

Der Gewinner in der Fahrerwertung unserer Performance-Analyse ist dieses Mal Alexander Sims mit 99,76 Prozent. Der Brite im BMW zeigte das ganze Wochenende eine sehr gute Leistung, war im Rennen jedoch zur falschen Zeit am falschen Ort: Er wurde vollkommen unschuldig in den Crash zwischen Vergne und Piquet verwickelt und verlor bei der anschließenden Reparatur seines Boliden jede Chance auf ein gutes Rennergebnis.

Zweiter im Performance-Rating wurde Sims' Teamkollege Antonio Felix da Costa, der auf 99,71 Prozent kam. Am Ende sprang für den Portugiesen wegen der Zeitstrafe für Wehrlein ebenfalls der zweite Platz heraus - bereits sein zweites Podiumsresultat nach dem Sieg in Diriyya. Aller guten Dinge sind drei: Auch in der Fahrermeisterschaft ist Felix da Costa nun Zweiter.

19 Fahrer mit Ergebnissen von mehr als 99 Prozent

Es folgten die drei Protagonisten des Mexiko-Rennens: Oliver Rowland (99,67), Lucas di Grassi und Pascal Wehrlein (je 99,66) waren wie über weite Teile des E-Prix so eng beisammen, dass sie mit dem sprichwörtlichen Handtuch zugedeckt werden konnten. Es folgte eine weitere Kampfgruppe aus drei Piloten - Felipe Massa, Sebastien Buemi und Edo Mortara kamen gerundet alle auf 99,59 Prozent. Eine Lücke tat sich dann zu NIO-Pilot Oliver Turvey auf, der mit 99,51 Prozent den neunten Rang belegte.

Nur im Mittelfeld zu finden waren die Fahrer, die aufgrund ihrer Leistungen in der bisherigen Saison als große Favoriten gehandelt wurden: Jean-Eric Vergne (Platz 10; 99,47 Prozent), Sam Bird (Platz 11; 99,32 Prozent) und Jerome d'Ambrosio (Platz 14; 99,14 Prozent). Einzig und allein d'Ambrosio erzielte mit Platz 4 auch ein brauchbares Rennergebnis, weswegen er die Führung in der Gesamtwertung wieder übernahm.

Lediglich drei der 22 Fahrer lagen unterhalb von 99 Prozent, was ein Beweis dafür ist, wie eng das Feld in dieser Saison zusammen liegt: Robin Frijns enttäuschte trotz Audi-Antriebs in seinem Virgin mit 98,91 Prozent und Platz 11 im Rennen. Schwächer waren nur Mitch Evans (Jaguar) mit 98,88 Prozent und DTM-Champion Gary Paffett im HWA-Venturi mit 98,66 Prozent.

Mehrere Fahrer nur durch Zentimeter voneinander getrennt

Wenn man die Rückstände anhand der Rundenlänge (2,093 km) in Meter umrechnet, ergibt sich pro Runde folgendes Bild: Felix da Costa lag 1,15 Meter hinter seinem Teamkollegen Sims. Rowland folgte nach 71 Zentimetern und lag seinerseits 17 Zentimeter vor di Grassi, der nur neun Zentimeter Vorsprung auf Wehrlein hatte. 1,47 Meter waren es dann zu Felipe Massa, der weniger als einen Zentimeter vor Buemi lag. Mortara hatte ebenfalls nur vier Zentimeter Rückstand auf seinen Landsmann. Es folgte Turvey, der dann noch mal 1,62 Meter zurücklag - er war somit der erste Fahrer, der mehr als eine ganze Fahrzeuglänge hinter Sims lag. Am Ende des Feldes fehlten Frijns gut 18, Evans 19 und Paffett rund 23,5 Meter auf die Spitze.

Performance-Rating bei den Teams noch enger als bei den Fahrern

Bei den Teams überrascht der Sieger auf den ersten Blick: Nissan erzielte mit 99,87 Prozent das beste Ergebnis aller elf Teams. Den Sieg bei der Performance-Analyse holten die Japaner aber nur äußerst knapp vor den quasi gleich starken Teams von BMW und Audi, die auf 99,83 Prozent kamen. Eng bleibt es aber auch direkt dahinter: Mahindra kam auf 99,79 Prozent, Venturi schaffte es dahinter trotz sehr starker 99,71 Prozent nur auf Platz 5.

Es folgte eine etwas größere Lücke zu NIO (99,51) und DS Techeetah (99,47). Hinter den Chinesen kamen dann mit einigem Rückstand HWA und Jaguar. Die beiden Teams mit schwarz-türkisen Rennern erreichten jeweils 99,36 Prozent. Das Ende des Feldes bildeten Dragon mit 99,26 Prozent und überraschenderweise Virgin mit 99,12 Prozent. Nach zwei starken Rennen in Marrakesch und Santiago verlor die Truppe von Sylvain Filippi in Mexiko die Führung in der Gesamtwertung.

Erneut umgerechnet auf eine Runde auf dem 2.093 Meter langen Kurs im Autodromo Hermanos Rodriguez: Nissan lag 91 Zentimeter vor BMW, nur fünf Zentimeter später folgte Audi. Mahindra kommt weitere 78 Zentimeter dahinter, hatte jedoch 1,76 Meter Vorsprung auf Venturi. Mit 4,12 Metern folgte eine etwas größere Lücke zu NIO, bevor sich DS nach 84 Zentimetern einreihte. 2,32 Meter dahinter lag HWA, jedoch nur sieben Zentimeter vor Jaguar. Dragon fiel 1,99 Meter zurück, der Vorsprung der US-Amerikaner auf Virgin betrug 3,01 Meter. Alle Teams lagen innerhalb von weniger als 15 Metern, was ganzen drei Fahrzeuglängen entspricht.

Erklärung des Berechnungssystems

Für jede Session (Freie Trainings, Qualifying und Rennen) wird die jeweils absolut schnellste Rundenzeit durch die persönliche Bestzeit jedes Fahrers geteilt. Das Ergebnis wird anschließend in Prozentpunkte umgerechnet. Für jeden Fahrer werden anschließend die Prozentwerte sämtlicher Sessions addiert und durch die Anzahl der Sessions geteilt. Da die Piloten nur jeweils eine 250-kW-Runde in jedem der beiden Freien Trainings haben, betrachten wir nur das jeweils stärkste Ergebnis der beiden Freien Trainings. Somit ergibt sich der durchschnittliche Performance-Wert, unser "Performance-Rating". Bei den Teams ist das Vorgehen identisch, nur dass hier pro Session allein die schnellere Bestzeit der beiden Fahrer gewertet wird.

Leistet sich ein Fahrer im Qualifying, wo es nur einen Versuch gibt, einen Unfall, einen größeren Fahrfehler oder erzielt in einer Session keine Rundenzeit, fließt diese Session selbstverständlich nicht in die Wertung ein, um das Ergebnis nicht zu verfälschen.

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