Phil Charles erwartet deutlichen Performance-Schub bei Gen4-Auto der Formel E: "Das sind große Schritte"
Tobias Wirtz

Adam Pigott / Spacesuit Media
Die FIA hat vor kurz dem Jakarta E-Prix das Technische Regelwerk für die Gen4-Ära der Formel E veröffentlicht. Neben deutlich mehr Leistung, mehr Rekuperation, höherem Abtrieb und mehr technischen Freiheiten für die Hersteller werden die Boliden aber auch deutlich schwerer. Für Phil Charles, den stellvertretenden Teamchef von DS Penske, ein Kompromiss, wie man ihn im Motorsport oft eingehen muss. Dennoch ist er sich sicher, dass die Performance mit den neuen Boliden deutlich besser wird.
Viele der Änderungen, die es mit der Einführung der vierten Fahrzeuggeneration in der Formel E geben wird, sind darauf ausgelegt, die Rundenzeiten der Fahrzeuge deutlich zu verringern. Das ehrgeizige Ziel: Die Formel E soll auf dem Circuit de Monaco auf Formel-2-Niveau performen. Alex Dunne fuhr in diesem Jahr mit einer Rundenzeit von 1:21.142 Minuten die schnellste Zeit im Qualifying - noch etwas mehr als fünf Sekunden schneller als die Formel-E-Boliden wenige Wochen zuvor an selber Stelle. Die höchste FIA-Nachwuchskategorie im Formelsport fährt mit 456 kW (620 PS) starken Turbomotoren, das Gewicht der Fahrzeuge liegt bei 795 kg.
Im Gegensatz dazu soll die Leistung der Gen4-Autos der Formel E bei 600 kW liegen. Die Elektroboliden werden mit einem Gewicht von 1.012 kg jedoch 217 kg (mehr als 25 Prozent) schwerer sein. Sicherlich ein Nachteil, den die Rennwagen aber dank ihrer höheren Leistung, der neuen Bridgestone-Reifen und dem höheren Abtrieb ausgleichen würden, ist sich Phil Charles sicher.
Charles: "Man muss das Gesamtpaket betrachten"
"Ich denke, man muss das Gesamtpaket betrachten", sagt Charles im Gespräch mit e-Formel.de. "Wir haben ein viel schnelleres Auto mit Abtrieb und mehr Grip. Es gibt immer einen Kompromiss. Man kann nicht unbedingt einen größeren Leistungsbereich oder ein größeres Energieverbrauchsfenster haben, ohne dafür etwas anderes opfern zu müssen."
"Ich denke, die eigentliche Frage ist: Wird das Auto leistungsstärker sein? Ja, ohne Zweifel!", bekräftigt er. "Es ist ein viel schnelleres Auto, mit viel mehr Grip und viel mehr Abtrieb. Ich denke, das ist die Antwort."
"Um die Frage nach dem Gewicht zu beantworten: Man muss das Gesamtpaket bewerten, und wir haben einen großen Schritt gemacht. Das Auto ist größer und auch breiter, aber auch das ist Teil des Gesamtpakets. Wenn man mehr Abtrieb will, braucht man mehr Fläche für die Flügel. Wenn man mehr Grip will, kann man etwas an den Reifen und der Mischung ändern. Manchmal muss man beim Gesamtpaket Kompromisse eingehen. All diese Dinge muss man als Ganzes bewerten."
Gen4-Auto "eine gute technische Herausforderung"
"Es gibt viele Herausforderungen", fährt er fort. "Man hat dann eine Menge Leistung, 600 kW und Allradantrieb für die ganze Zeit. Die Reifen sind ein wirklich großer Leistungsschritt, und auch das Abtriebsniveau. Wenn man also nur diese großen Hauptparameter betrachtet, sind das große Schritte."
"Es wird ein schnelles Auto, bei dem wir viel verändern müssen: die Fahrweise, unsere Strategie, unser Energiemanagement, unsere Steuerungssysteme. All diese Dinge müssen sich an die Veränderungen anpassen. Es sind also keine kleinen, sondern große Veränderungen."
"Sie steigern die Leistung des Autos wirklich enorm", ist sich Charles sicher. "Wir als Ingenieurteam müssen also wirklich nachdenken, neu lernen und verstehen, was uns diese neuen Parameter bringen. Das ist interessant und sehr gut. Ich finde, es ist ein wirklich spannendes Paket, das wir da bekommen, also freue ich mich darauf. Es ist eine gute technische Herausforderung."
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