Pit-Boost-Defekt: Darum konnte Müller nicht in Monaco gewinnen - aber Dennis aufs Podium bringen
Timo Pape

Paddy McGrath / Spacesuit Media
So dicht können Glück und Pech beieinander liegen: Durch einen frühen Pit-Boost wurde Nico Müller im Samstagsrennen der Formel E in Monaco an die Spitze gespült. Wie nach dem Rennen bekannt wurde, hatte sein Schnellladegerät dabei aber nicht funktioniert - die TV-Anzeige stimmte nicht! So wurde es nichts mit dem ersehnten Sieg. Doch durch einen pfiffigen Trick verhalf er immerhin Teamkollege Jake Dennis zum Podium und nahm trotz frühem Reifenschaden noch einige Punkte mit.
Das Rennen hätte für Nico Müller kaum schlechter beginnen können. "Ich wurde zunächst in Runde 1 getroffen, dann hatte ich einen Plattfuß hinten rechts und musste die Box ansteuern", erklärt er exklusiv bei e-Formel.de. "Von daher mussten wir was probieren: Ich konnte die Lücke zum Feld zufahren und habe dann ganz früh bei der ersten Gelegenheit den Pit-Boost in Anspruch genommen."
"Der hat aber nicht funktioniert", enthüllt Müller. "Sie schalten dir die Energie zwar (softwareseitig) frei, aber die Batterie ist trotzdem nicht geladen." Da das Rennen in Monaco verhältnismäßig lang ausgelegt war, brauchte Müller eigentlich die volle Batteriekapazität, um über die Distanz zu kommen. "Also musste ich irgendwie überleben." Das extreme Energiesparen führte zu einer sehr langsamen Pace.
Im TV war davon nichts zu erahnen. Die Energieanzeige spiegelte den geringen Akkustand Müllers nicht korrekt wider, obwohl er gut zehn Prozent weniger Energie als seine Konkurrenten haben musste. So wunderten sich die Zuschauer:innen, warum der Schweizer in kurzer Zeit gut eine halbe Minute Vorsprung verlor und auch in der Schlussphase nicht mit der Spitze mithalten konnte.
"Hätten ohne das Problem gewonnen - ganz klar"
Auch Müller selbst erlebte die Situation chaotisch: "Natürlich hast du dann auch komische Informationen auf dem Dash (Lenkradanzeige), weil das Auto denkt, du hast die Energie. Du würdest so aber nicht ins Ziel kommen. Darum war es ein schwieriger zweiter Teil des Rennens, auch wenn wir dann vorn waren. Hätten wir das Problem heute nicht gehabt, hätten wir gewonnen - ganz klar."
So hadert Müller zwar mit dem defekten Schnellladegerät, ist unter dem Strich aber zufrieden mit Rang 5. "Wir hatten uns auf der einen Seite in die Lage gebracht, so eine Situation ausnutzen zu können - natürlich braucht es dazu Glück. Das hatten wir. Und danach hatten wir Pech, dass das Ding nicht funktioniert hat. Durch den Plattfuß am Anfang überwiegt sicherlich der Fakt, dass wir noch Punkte mitnehmen konnten. Auch wenn du heute das Rennen gewonnen hättest, wenn alles normal gelaufen wäre."
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Dennis nutzt FIA-Ladegerät & erreicht Podium trotz Strafe
Weil das Andretti-Ladegerät bei Müller nicht funktioniert hatte, nutzte Jake Dennis direkt das Ersatzgerät der FIA und hatte somit kein Problem beim Nachladen. Außerdem kam ihm die Schützenhilfe seines Teamkollegen zugute, obwohl die Chancen gegen Ende nicht gut für ihn standen.
Dennis hatte nach der Full-Course-Yellow-Phase zu früh beschleunigt und wenige Runden vor Schluss eine 5-Sekunden-Zeitstrafe erhalten. Auf Rang 3 konnte er mit dem Führungsduo entschwinden, während Müller als Vierter die Konkurrenz aufhielt. So schaffte er es, die Lücke groß genug werden zu lassen, sodass Dennis trotz Strafe Dritter blieb.
"Ich wusste, dass es ganz schön knapp war bei der FCY-Phase. Als die Strafe kam, habe ich sie ohne Widerrede hingenommen", sagte Dennis kurz nach dem Rennen im TV-Weltsignal der Formel E. "Aber ich hatte ein bisschen Hilfe von Nico, und die Pace war gut genug, um diesen Vorsprung herauszufahren. Es war schon echt ein hartes Rennen und ganz schön stressig."
Während Dennis auf dem Podium jubelte, musste Müller einen letzten Tribut zollen: Beim letzten Beschleunigungsvorgang des Rennens ging ihm offenbar endgültig die Energie aus, sodass er quasi auf der Ziellinie noch Edo Mortara passieren lassen musste. Nichtsdestotrotz darf sich Andretti über eine gute Ausbeute von 25 WM-Punkten freuen.
zusätzliche Berichterstattung durch Tobias Wirtz
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