Platz 2 "unfair entrissen" - Ticktum, Barnard & Vergne schildern packenden Dreikampf in Shanghai
Timo Pape

Levi Erb / Spacesuit Media
Dramatische Schlussphase beim Samstagslauf der Formel E in Shanghai: Auf dem Weg in die letzte Schikane überholte zunächst Dan Ticktum seinen Landsmann Taylor Barnard für den zweiten Platz, dann ging Jean-Eric Vergne überraschend noch an beiden vorbei und machte den DS-Doppelsieg perfekt. Nach dem Rennen beschrieben die drei Beteiligten die Situation.
Barnard hatte über den Rennverlauf hinweg zu viel Energie verbraucht, was die wilde Szene überhaupt erst möglich machte. "Ich hatte in den letzten Runden ziemlich mit meiner Energie zu kämpfen und habe in den letzten Kurven mein Bestes gegeben", beschreibt er. Daher war er in der letzten Runde gezwungen, früh vom Strompedal zu gehen, um Energie zurückzugewinnen und überhaupt das Ziel zu erreichen.
Beim Verlangsamen vor Kurve 10 witterte somit zunächst Ticktum seine Chance und fuhr außen herum am Zweitplatzierten vorbei. "Ich habe gesehen, dass er liftet (vom Strompedal geht). Ich konnte also leicht an ihm vorbeigehen. Aber dann ist er rüber gezogen. Das war kein 'Moving under braking', sondern 'Moving under lifting'. So musste ich ausweichen, bin ein bisschen auf den Dreck gekommen, und das war's dann eigentlich für mich."
Dann rauschte auch noch Vergne auf der rechten Außenbahn heran und setzte sich neben die beiden - was für alle Beteiligten durchaus überraschend kam. Wie er das Manöver angegangen sei? "Ehrlich gesagt: keine Ahnung. Ich habe es einfach versucht", sagt Vergne. "Ich hatte ein bisschen Energie für das Rennende aufgespart, und das hat sich ausgezahlt. Was für ein Rennen, eine Achterbahnfahrt."
A chaotic ending to say the least 😅
— Formula E (@FIAFormulaE) May 31, 2025
Here's how the battle for P3 unfolded around the last few turns 👇@Hankook_Sport #ShanghaiEPrix pic.twitter.com/CqeySl3UGk
Barnard: "Ich bin ein bisschen verwirrt"
So setzte sich Vergne tatsächlich noch gegen beide Kontrahenten durch und wurde Zweiter. Barnard profitierte davon, dass Vergne Ticktum in der Schikane nach außen drängte und ihn selbst dadurch in die bessere Position für die letzte Kurve brachte. Barnard kam dadurch wieder auf Rang 3 zurück und freute sich anschließend über sein bereits fünftes Podium in dieser Saison, das ihn auf den zweiten Platz in der WM vorrücken ließ.
"Ich denke, die anderen sind sich ein bisschen ins Gehege gekommen, darum konnte ich noch aufs Podium kommen", erklärt ein durchaus glücklicher Barnard. "Meine vorherrschende Emotion ist: Ich bin ein bisschen verwirrt. Ich habe nicht verstanden, wie das Rennen verlaufen würde. Ich muss das Rennen noch mal schauen, um zu verstehen, was wirklich passiert ist."
Ticktum: "Ich hätte Zweiter sein sollen"
Ticktum hadert ein wenig mit Platz 4, wenngleich es erneut ein starkes Rennen des Briten war - zumal er vom Ende des Feldes gestartet war! "Ehrlich gesagt habe ich das Gefühl, dass es mir in der letzten Runde ein bisschen unfair entrissen wurde. Ich hätte Zweiter sein sollen."
Er ist nicht nur mit dem Verteidigungsverhalten von Barnard unzufrieden, sondern klagt auch über die Anpassung der Kerbs in der Schikane: "Wäre die Strecke noch so wie letztes Jahr gewesen, wäre ich einfach innen geblieben und übers Gras gefahren. Aber so wäre ich über den Sausage-Kerb gefahren, und wir wären wahrscheinlich beide verunfallt."
Die abschließenden Worte gebühren dem "lachenden Dritten", der unverhofft Zweiter wurde. Auf seinen Funkspruch ans eigene Team nach dem Ziellauf angesprochen, entgegnet Vergne: "Ich habe nichts zu beweisen, aber manche Leute haben vielleicht die Befürchtung gehabt, ich sei zu nett. Ich schätze, das bin ich nicht."
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