Formel E

Porsche-Bekenntnis zur Formel E nur bis 2024 - Fortführung hängt von verschiedenen Faktoren ab

Timo Pape

Timo Pape

Porsche-Formula-E-Car-Front

Als einziger deutscher Automobilhersteller hat sich Porsche für die Gen3-Ära der Formel E eingeschrieben. Die dritte Fahrzeuggeneration der Elektrorennserie kommt in den Saisons 9 bis 12 zum Einsatz, also in den Jahren 2023 bis 2026. Porsche erwähnte nun jedoch erstmals, dass das eigene Formel-E-Commitment zunächst nur bis 2024 gelte. Ob der Sportwagenhersteller darüber hinaus an Bord bleibt, hänge auch von der Entwicklung der Serie und Alternativen im Motorsport ab.

Grundsätzlich will Porsche langfristig elektrischen Rennsport betreiben. "Für mich geht es primär darum, dass der Motorsport auch in fünf und zehn Jahren für Porsche noch so eine signifikante Rolle spielt. Das geht nur darüber, dass wir die sogenannte Motorsport-Pyramide - vom Breitensport bis hoch in den Spitzensport - aufrechterhalten, also die gesamte Bandbreite abdecken", erklärt Porsches neuer Motorsportchef Thomas Laudenbach in einer virtuellen Medienrunde, an der auch 'e-Formel.de' teilnahm.

Aus heutiger Sicht ist die Formel E für Porsche gewissermaßen alternativlos. "Da gibt es bisher eigentlich nur eine Serie auf diesem Niveau", meint Laudenbach. "Wir bei Porsche sind davon überzeugt, dass es gut ist, den Aufbau des elektrischen Motorsports zu unterstützen. Und mir fällt heute keine andere Serie ein, bei der man das tun könnte."

Deshalb hat sich Porsche im vergangenen März zur Gen3-Ära bekannt, die voraussichtlich Ende nächsten Jahres beginnt. "Wir sind heute committed bis einschließlich Saison 10, also noch drei Jahre. Das ist momentan auch nicht infrage gestellt", verrät der Porsche-Motorsportchef erstmals.

"Ob wir dann weitermachen, hängt sicherlich auch davon ab, wie sich die Serie entwickelt, welche Alternativen es gibt, und ob das Gesamtpaket für uns noch passt." Damit deutet Laudenbach an, dass Porsche derzeit nicht mit allen Entwicklungen innerhalb der Formel E glücklich ist. Etwa mit den Beschränkungen bei technischer Eigenentwicklung, die in der Meisterschaft für alle Teilnehmer gelten.

Laudenbach stellt Formel-E-Antriebsentwicklung infrage: "Wie relevant ist das noch?"

Derzeit dürfen die Hersteller in erster Linie den Antriebsstrang ihres Fahrzeugs selbst entwickeln. "Wie viel Sinn macht es, an der Stelle weiterzumachen - wie relevant ist das noch?", hinterfragt Laudenbach. "Denn da sind wir schon auf einem unglaublich guten Niveau." Eine Option ist für ihn die Eröffnung von Entwicklungsmöglichkeiten im Bereich der Batterie. "Da sind wir auch immer in sehr engem Austausch mit der Formel-E-Organisation."

Voraussichtlich schon im kommenden Jahr 2022 will Porsche entscheiden, ob es nach den ersten beiden Gen3-Jahren - bevor ein weiterer neuer Antriebsstrang homologiert werden soll - weitergeht. Neben den Aspekten Entwicklungsfreiheit und elektrische Alternativen dürfte auch die wohl noch 2021 anstehende Entscheidung von Relevanz sein, ob Porsche 2026 in die Formel 1 einsteigt.

Dass alle drei anderen deutschen Premiumhersteller die Formel E verlassen (haben), ist für Laudenbach nicht entscheidend, wenngleich dies auch Porsche ins Grübeln gebracht habe. "Natürlich hätten wir gern gesehen, dass andere deutsche Premiumhersteller drinbleiben. Ja, wir wünschen uns ganz eindeutig hochkarätige Gegner. Das heißt aber nicht, dass wir jetzt auch das Handtuch schmeißen." Nichtsdestotrotz würde sich Porsche "freuen, wenn der eine oder andere Hersteller, der heute noch nicht dabei ist, noch dazukommt."

Gen3-Entwicklung zumindest Porsche-seitig im Zeitplan: "Da sind wir schon kräftig angespannt"

Die Entwicklung des künftigen Antriebs, der in den ersten beiden Gen3-Jahren zum Einsatz kommt und voraussichtlich Ende nächsten Jahres debütieren wird, läuft bereits auf Hochtouren. Details zum aktuellen Status will Laudenbach jedoch nicht verraten: "Wir sind momentan terminplanmäßig auf Kurs, auch wenn man in solchen Meisterschaften natürlich nicht alles selbst in der Hand hat."

"Es gibt ja viele Spec-Parts (Einheitsbauteile) und Festlegungen, die wir von der Serie, vom Veranstalter und von der FIA brauchen", schränkt Laudenbach ein. "Da sind wir schon kräftig angespannt. Aber damit müssen alle klarkommen. Lassen Sie es mich so sagen: Ich schlafe noch nicht unruhig."

Porsche will in Saison 8 volles Potenzial heben: "Viele kleine Mosaiksteine"

Parallel bereitet sich Porsche auf Saison 8 vor, die Ende Januar in Saudi-Arabien starten wird. Alle Teams treten 2022 mit den identischen Antriebssträngen wie in Saison 7 an. Somit sind die Verbesserungsmöglichkeiten limitiert. Ein paar Hebel sieht Laudenbach dennoch: "Wir schauen uns natürlich an, wo wir in der Software noch Kleinigkeiten und Effizienz herausholen können."

Auch bei der Arbeit an der Strecke sieht er noch Verbesserungspotenzial, etwa was die Einstellung des Autos auf jede einzelne Strecke anbelangt. Außerdem spiele das Thema Rennstrategie eine Rolle: "Wie reagieren wir auf Ereignisse, die nicht vorherzusehen sind? Darüber hinaus arbeiten wir an der Struktur des Teams, und wie die Ingenieure im Hintergrund supporten. Das sind ganz viele kleine Mosaiksteine. Da gibt es noch Potenzial."

Nach dem Abtritt von Pascal Zurlinden als Leiter Werksmotorsport sucht Porsche derzeit einen geeigneten Nachfolger für die Position. Zurlinden unterstütze die Abteilung derzeit allerdings noch weiterhin und schaue sich nach einer anderen Rolle im Unternehmen um. Fritz Enzinger, der das Amt des Porsche-Motorsportchefs Mitte September an Laudenbach übergeben hatte, verschwindet indes nicht ganz von der Bühne: Der Österreicher ist weiterhin übergeordnet für Motorsportaktivitäten des gesamten Volkswagen-Konzerns verantwortlich.

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