Porsche büßt bei Formel-E-Rennen in Berlin Vorsprung ein: "Wir waren zu geduldig"
Tobias Bluhm
Die Hälfte der Formel-E-Saison 2023 ist geschafft. Nach den ersten acht E-Prix des Jahres liegt das deutsche Team TAG Heuer Porsche in den Meisterschaftswertungen der Fahrer und Teams vorn. Doch der Vorsprung auf die Konkurrenten ist nach dem Heimspiel in Berlin kleiner als zuvor. Während Spitzenreiter Pascal Wehrlein unter anderem mit einer Stallorder im Sonntagsrennen hadert, mahnt Felix da Costa das Tempo der WM-Rivalen an.
Nach einem "Raketenstart" in die Saison 2023 setzt bei Porsche langsam, aber sicher die Gewissheit ein: Ganz konkurrenzlos wird das Team aus Weissach in diesem Jahr wohl nicht bleiben. In den Garagen von Pascal Wehrlein und Antonio Felix da Costa dürfte daran zwar ohnehin kaum jemand geglaubt haben. Doch nach dem Berlin-Wochenende ist der Druck der Rivalen größer denn je.
"Ich glaube gar nicht, dass sie aufgeholt haben. Sie waren schon immer stark", sagt Antonio Felix da Costa gegenüber 'e-Formel.de' über Porsches Verfolger von DS, Jaguar und Envision. Diese konnten in Berlin wichtige Punkte im Titelrennen aufholen.
"Am Anfang haben sie ein paar Fehler mehr gemacht als Pascal, der einen großartigen Saisonstart hingelegt hat. Inzwischen sind sie aber auf einem guten Niveau angekommen und haben ebenfalls gute, saubere Wochenenden, an denen sie Punkte sammeln. Sie sind super stark, schnell und konstant", lobt Felix da Costa. "Jetzt müssen wir sicherstellen, dass wir auf unserer Seite dasselbe tun. Unsere Autos sind auf einem Level."
Übersicht: Die Berlin-Punkteausbeute von Porsche & Verfolgern
Team | Punkte Samstag | Punkte Sonntag | GESAMT |
Porsche | 8 | 16 | 24 |
Envision | 25 | 25 | 50 |
Jaguar | 43 | 12 | 55 |
DS Penske | 6 | 19 | 25 |
Felix da Costa: "Hätten früher attackieren sollen"
Im Sonntagsrennen schaffte es Felix da Costa immerhin auf dem fünften Platz ins Ziel. Dabei profitierte er auch von einer Stallorder bei Porsche, bei der er von seinem Teamkollegen Pascal Wehrlein vorgelassen wurde. "Wir hätten früher attackieren sollen, aber ich war zu geduldig ", so Felix da Costa bei 'Total Motorsport'. "Als das Rennen unter Vollstrom zu Ende ging, hatten wir schon zu viel Boden verloren. Das ist frustrierend."
Weitaus unzufriedener war der WM-Spitzenreiter Pascal Wehrlein mit der Entscheidung zum Positionstausch. Am Teamfunk hielt sich Wehrlein zunächst zurück, als sein Renningenieur Kyle Wilson-Clarke ihn in Runde 27 über den geplanten Wechsel informierte. Wenig später rief Wehrlein dann aber erzürnt: "Was zum Teufel, Mann?!" Wilson-Clarke bat ihn, ruhig zu bleiben. Doch als wenig später auch Maximilian Günther (Maserati MSG) an ihm vorbeifuhr, war klar: Im Kampf um die Top-5-Plätze sollte Wehrlein keine Rolle mehr spielen.
WM-Führung von Wehrlein auf 4 Punkte geschrumpft
"Niemand will mehr anführen", erklärt Wehrlein das Geschehen vor der Stallorder. Er selbst lag sonntags für sieben Runden an der Spitze des Feldes. "Alle rollen die Geraden nur noch entlang und hoffen, dass sie in den Windschatten zurückfallen. Der wichtige Moment kommt dann zur Hälfte und gegen Ende des Rennens, wenn die Pace schneller wird. Diesen Punkt haben wir heute ganz klar verpasst."
In der Fahrerwertung der Formel E beträgt seine Führung nun nur noch vier Punkte vor Nick Cassidy (Envision). Antonio Felix da Costa liegt auf Rang 6. In der Team-WM schmolz Porsches Vorsprung auf Envision auf nur noch 15 Punkte zusammen. Die nächste Gelegenheit auf Zähler gibt es für das Team aus Weissach aber schon in weniger als zwei Wochen in Monaco: Der E-Prix im Fürstentum ist für den 6. Mai 2023 angesetzt.
0 Kommentare
Einen Kommentar schreiben