Formel E

Porsche: "Formel E ist das hochkarätigste Umfeld für High-Performance-Elektromobilität"

Timo Pape

Timo Pape

Bis zum Start der sechsten Formel-E-Saison ist es zwar noch eine Weile hin, doch bei Porsche laufen längst die Vorbereitungen auf den Werkseinstieg Ende 2019. Im Interview mit 'auto touring' spricht Fritz Enzinger - zuletzt Leiter des Porsche-LMP1-Programms und neuerdings Motorsportchef des gesamten VW-Konzerns (siehe Foto unten) - über die Beweggründe für den Serieneinstieg von Porsche und den Status quo. Die Formel E sei eine strategische und vollkommen logische Entscheidung gewesen.

"Der Einstieg in die Formel E leitet sich ganz klar aus der Porsche-Strategie 2025 ab. Darin sind neben puristischen GT-Straßensportwagen auch vollelektrische Sportwagen verankert. Präsenz und natürlich Erfolge mit E-Rennwagen sind die Ziele unserer 'Mission E'", erklärt Enzinger. "E-Racing hat auf jeden Fall eine große Zukunft."

Wie schon beim WEC-Programm geht es Porsche darum, die technologische Entwicklung auf der Rennstrecke voranzutreiben und neue Innovationen für die Straße zu erschaffen. "Die Formel E ist derzeit das hochkarätigste Umfeld für High-Performance-Elektromobilität", sagt Enzinger. "Der Konkurrenzkampf ist stark, die Rennen spannend. Ab der sechsten Saison, zu der wir Ende 2019 werksseitig einsteigen werden, wird es auch mehr Freiheiten für Eigenentwicklungen geben. Das alles macht die Formel E attraktiv."

Zwar wird auch das künftige Chassis der Formel E für alle Teams identisch sein, doch unter der Haube erwarten Porsche einige Herausforderungen. "Wichtig ist, einen optimalen Antriebsstrang zu entwickeln, inklusive Betriebsstrategien und Software-Varianten", sagt Enzinger. Es ist durchaus realistisch, dass Porsche und Audi bei der Antriebsentwicklung zumindest in Teilen gemeinsame Sache machen werden. Porsche würde somit vom jahrelangen Know-how der VW-Konzernschwester profitieren.

In Sachen Batterie wird Porsche zunächst mit einem Einheitsbauteil von McLaren Applied Technologies vorliebnehmen müssen. Die Eigenentwicklung ist vorerst nicht zugelassen - für Porsche kein Problem: "Für unseren 919er-Prototyp hatten wir einen Exklusivvertrag mit einem Akkuzellen-Lieferanten aus den Vereinigten Staaten. Diese Zusammenarbeit war höchst erfolgreich." Dass Porsche Interesse an der Batterieentwicklung hat, zeigte sich bereits 2016, als sich die Stuttgarter mutmaßlich für die Rolle des Einheitsausrüsters beworben hatten. Am Ende machte bekanntlich McLaren das Rennen.

Personaltechnisch gut aufgestellt

Wer ab Ende 2019 für Porsche ins Lenkrad greifen wird, ist noch völlig unklar: "Die Frage stellen wir uns derzeit noch nicht", sagt Enzinger. "Wir haben mit Sicherheit keinen Mangel an hochklassigen Fahrern. Alle sechs LMP1-Piloten bleiben unter Vertrag und haben für 2018 tolle Aufgaben gefunden. Wie es dann Ende 2019 weitergehen wird, entscheiden wir, wenn es soweit ist, zusammen mit den Fahrern", so der Österreicher.

Gute Chancen dürfte nach aktuellem Stand der Deutsche Andre Lotterer haben, der beim letzten Formel-E-Rennen in Santiago de Chile als Zweiter seinen ersten Pokal für Techeetah holte. Neel Jani hingegen hatte die Elektroserie (Dragon) bereits nach dem ersten Rennwochenende verlassen.

Auch mit Blick auf das übrige Personal macht sich Enzinger keine Sorgen: "Das Le-Mans-Team in Weissach ist eine absolut herausragende Mannschaft. Darum beneidet mich nicht nur die ganze Motorsportszene, sondern auch Porsche ist sich dieser Kompetenz bewusst und möchte sie im Unternehmen halten." Einige Mitarbeiter seien bereits mit der Formel-E-Vorbereitung befasst, andere forschten weiter an der Effizienzsteigerung von Verbrennungsmotoren.

Auf die Frage, wann Porsche in der Formel E denn wohl siegfähig sei, antwortet Enzinger mit einem Schmunzeln: "Wenn ich als Vorgabe unseren WEC-Einstieg von 2014 mit dem 919-Hybrid hernehme, sollte es in der Formel E spätestens beim letzten Rennen der ersten Saison sein."

Foto 1: Nic Redhead / Spacesuit Media

Foto 2: Porsche Newsroom

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