Formel E

Porsche-Motorsportchef Walliser im Interview: Formel-E-Antrieb "wird gut"

Timo Pape

Timo Pape

Anfang 2019 übernimmt Frank-Steffen Walliser bei Porsche die Baureihenverantwortung für den 911 und den 718. Der 49-jährige gebürtige Stuttgarter ist seit 2014 Leiter der Motorsportabteilung und GT-Straßenfahrzeuge beim Zuffenhausener Unternehmen. Zum Jahreswechsel übernimmt Fritz Enzinger die Gesamtleitung des Porsche-Motorsport-Programms, das in der kommenden Saison neben dem GT-Sport auch die Formel E umfasst.

Bevor Walliser in das Ressort des Vorstandsvorsitzenden bei Porsche wechselt, hat sich 'e-Formel.de' bei der ADAC Sportgala 2018 in München mit ihm über den Porsche-Einstieg in die Formel E unterhalten.

Herr Walliser, noch hat Porsche sein Formel-E-Chassis nicht erhalten - wie schreitet die Entwicklung voran?

Wir warten sehnsüchtig auf das neue Auto. Die Regeln schreiben den 1. Januar vor, um Wettbewerbsgleichheit herzustellen. Die Antriebe laufen bereits auf dem Prüfstand.

Können Sie etwas zum neuen Porsche-Elektroantrieb sagen?

Er wird gut. Das Spannende ist, dass man sich (als Hersteller) in den Bereichen Antrieb und Softwareentwicklung präsentieren kann, was die Differenzierung betrifft. Das wird bei den Serienautos auch so sein. Die Formel E dient als Plattform. Parallel dazu gibt es die Einführung des Porsche Taycan im nächsten Jahr. So haben wir eine sehr gute Basis dafür geschaffen.

Bringt Porsche seinen großen Erfahrungsschatz aus der LMP-Zeit in das Formel-E-Projekt ein?

Das geht noch viel weiter zurück. Wir haben mit dem GT3 R Hybrid die ersten Schritte gemacht. Danach kam der Porsche 918 Spyder Plug-in, der Cayenne und der Panamera. Es geht in der Serie und im Motorsport immer hin und her. Die Erfahrung mit dem 919er-Modell hilft sicherlich, davon haben wir viel profitiert. Dieser Wagen war sehr kompakt, sehr leicht mit der komplexeren Steuerung und den zwei unabhängigen Achsen.

Porsches Formel-E-Kader nimmt immer mehr Konturen an. Fritz Enzinger übernimmt Ihr Amt als Motorsportchef zum Jahreswechsel, der Schweizer Neel Jani wurde als erster Formel-E-Pilot offiziell verkündet. Haben Sie für den zweiten Fahrer bereits jemanden im Auge?

Es würde nicht für eine gute Vorbereitung sprechen, wenn wir da niemanden im Auge hätten. Es gibt ein paar Kandidaten, aber es ist noch zu früh, um darüber zu sprechen.

Könnte ein deutscher Fahrer das vakante Porsche-Cockpit bekommen?

Wir schließen nichts aus, aber Stand heute kann man noch nichts dazu sagen.

Eine andere Personalie ist nicht mehr dabei. Andreas Seidl, der das Formel-E-Projekt geleitet hat, verlässt Porsche. Können Sie die Gründe dafür nennen?

Er hat das Formel-E-Projekt nach dem 919er entsprechend geleitet. Die Entwicklung, die Vorbereitung des Einsatzes und so weiter. Zu den Gründen seines Abschieds kann ich nichts sagen, das ist seine persönliche Entscheidung. Das respektieren wir.

Haben Sie den Saisonauftakt in Saudi-Arabien mit dem BMW-Erfolg im Fernsehen gesehen?

Ich habe den Regen mitbekommen, aber das Rennen habe ich nicht gesehen. BMW hat das gut gemacht, Glückwunsch an die Münchner Kollegen. Die Formel E zeichnet sich dadurch aus, dass man tatsächlich vor dem Rennen nicht weiß, wie es ausgeht. Gute Vorbereitung hilft da auf jeden Fall.

Wie gefällt Ihnen die Formel E persönlich?

Grundsätzlich gut. Sie gibt uns als Hersteller die Möglichkeit, andere Fans und Zuschauer anzusprechen, nicht nur die klassischen Motorsportfans. Wir sehen, dass junge Familien die Formel E besuchen. Wir sehen andere Medien, die das Thema aufnehmen. Das Interesse an der Elektromobilität ist sehr groß. Als Ergänzung zu unseren Motorsport-Aktivitäten ist das sehr, sehr gut.

Können Sie uns verraten, wie der Fahrplan des Formel-E-Projekts bis zum Saisonstart 2019 aussieht?

Gewisse Dinge sind vorgeschrieben, was das Testen betrifft. Aktuell sind wir extrem intensiv mit der Entwicklung beschäftigt. Das Auto zu verstehen, den Antrieb zu verstehen, alles auf Zuverlässigkeit zu trimmen. Ein paar Komponenten werden bekanntlich gestellt, beispielsweise die Batterie. Die Batterie muss man verstehen. Wie kann die Charakteristik der Batterie optimal genutzt werden? Wie können wir das Rekuperationspotenzial optimal nutzen? Da ist jetzt sehr, sehr intensive Entwicklungsarbeit gefragt, die in den nächsten Monaten ansteht.

Finden diese intensiven Entwicklungsarbeiten vorwiegend im Porsche-Entwicklungszentrum in Weissach statt?

Das machen wir in Weissach, ja, aber wir testen auch auf den entsprechenden Kursen, die dafür geeignet sind.

Porsche hat sich ja auch mal als Batteriehersteller für die Formel E beworben...

Das ging auf mein Konto... (lacht) Es war eine der Überlegungen, diese Batterie-Technologie entsprechend anbieten zu können. Es hat leider nicht geklappt. Das hat unser Interesse an der Elektrorennsportserie bereits früh unterstrichen.

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