Porsche-Neuzugang Pascal Wehrlein vor Formel-E-Auftakt: "Wie der 1. Schultag"
Tobias Wirtz
Nach einer vielversprechenden Debütsaison 2019/20 mit einem Podestplatz beim Saisonauftakt strebt Porsche in seinem zweiten Formel-E-Jahr Siege an. Der Antriebsstrang des Porsche 99X wurde hierzu umfangreich weiterentwickelt. Auch die rein deutsche Fahrerpaarung aus Andre Lotterer und Pascal Wehrlein soll das Team einen weiteren Schritt nach vorne bringen. Den Saisonstart am Freitag in Diriyya können beide kaum erwarten.
Neben einem neuen Motor und einem neuen Fahrer gibt es bei Porsche eine weitere Änderung für die zweite Saison in der Elektroserie: Martin Füchtner hat die Rolle des Technischen Projektleiters Formel E übernommen. Malte Huneke, der diese Position zuvor bekleidete, verantwortet jetzt die Gesamtfahrzeugentwicklung aller Rennfahrzeuge von Porsche Motorsport. Neben der Formel E ist er damit unter anderem auch für das neue LMDh-Projekt der Zuffenhausener verantwortlich - Porsche wird 2023 in die Langstrecken-Weltmeisterschaft und nach Le Mans zurückkehren.
Echte Rennaction haben die Porsche-Piloten seit dem Berlin E-Prix vergangenen August vermisst: "Wir waren sehr beschäftigt im Simulator und mit Testarbeit. Aber es ist schon lange her, dass wir ein Rennen gefahren sind", sagte Andre Lotterer in einer Medienrunde am Mittwoch auf Nachfrage von 'e-Formel.de'. "Wenn es dann losgeht, wird alles instinktiv wieder zurückkommen. Es ist wichtig, dass man sich gut vorbereitet. Besonders in so einer langen Pause."
"Für mich fühlt es sich auf jeden Fall an wie der erste Schultag", meint auch Porsche-Neuzugang Pascal Wehrlein voller Vorfreude. "Ich bin in einem neuen Team, und da ist alles neu. Ich freue mich riesig darauf. Für mich war die Pause ja sogar noch länger, weil ich in der zweiten Saisonhälfte nicht gefahren bin. Ich kann es kaum erwarten!"
Wehrlein verließ sein altes Team Mahindra Racing vor dem Sechsfach-Saisonfinale in Berlin, sodass sein letzter Renneinsatz beim Marrakesch E-Prix bereits am 29. Februar 2020 stattfand - genau 363 Tage vor dem Saisonauftakt 2021. Auch das war ein Grund dafür, dass er die Saison mit enttäuschenden 14 Punkten auf dem 18. Gesamtrang abschloss. Lotterer hingegen hatte beim Auftaktrennen allein schon 18 Zähler gesammelt und belegte am Saisonende mit 71 Punkten Rang 8.
Lotterer über Abt: "Jeder darf seine Meinung haben"
Bei zwei schnellen Fahrern in einem Team entsteht gewöhnlich eine besondere Konkurrenzsituation. Immerhin ist nur der Teamkollege mit dem identischen Material unterwegs und daher der erste Gegner, den es zu schlagen gilt. Als Risiko für die Ergebnisse des Teams sieht Lotterer einen teaminternen Zweikampf jedoch nicht: "Wir sind beide hier, um einen guten Job abzuliefern. Wenn Pascal vor mir ist, bedeutet das, dass unser Auto das Potenzial hat, und umgekehrt."
"Wir können die Daten in der Box auswerten und uns somit gegenseitig steigern", fährt Lotterer fort. "Ich bin natürlich etwas älter und erfahrener, aber ich denke, dass Pascal trotzdem schon sehr viel Erfahrung hat. Auch in der Formel E, was sehr wertvoll für das Team ist. Wir lernen uns jeden Tag etwas besser kennen und wollen gemeinsam gute Erfolge feiern."
Ex-Fahrerkollege Daniel Abt, der die Saison als TV-Experte bei "ran racing" begleitet, erklärte kürzlich, dass er Pascal Wehrlein im Teamduell auf eine Runde gesehen vorne sehe. Auf Nachfrage von 'e-Formel.de', wie Lotterer die Aussagen von Abt bewertet, entgegnet dieser: "Es gibt viele Fahrer, die versuchen schnell zu fahren. Wir werden sehen - das ist ja nur eine Meinung. Jeder darf seine Meinung haben. Wir sind da, um Gas - oder eher Watt - zu geben."
Auch Wehrlein glaubt eher an ein Miteinander im Team und vermag noch nicht zu sagen, welcher Porsche-Pilot am Ende vorn sein wird. "Das ist schwer einzuschätzen, bevor wir das erste Rennen gefahren sind", so der Deutsche. "Wir können voneinander lernen. Andre ist sehr erfahren, aber auch ich habe meine Erfahrungen. Wir ergänzen uns ganz gut, was auch für das Team gut ist. Wir geben unser Feedback meistens in die gleiche Richtung und haben das gleiche Gefühl im Auto. Das ist immer gut. Wir können nur voneinander profitieren."
Amiel Lindesay: "Wollen Rennen gewinnen & Weltmeister werden"
"Wir können kaum erwarten, dass es nach der langen Pause endlich losgeht", freut sich auch Amiel Lindesay, Einsatzleiter Formel E bei Porsche, auf die Formel-E-Saison 2021. "Der Start einer neuen Saison ist immer aufregend, vor allem für uns. Wir sind diesmal viel besser vorbereitet und gehen auch mit größeren Erwartungen an den Start als in der Vorsaison. Die war, bedingt durch die Pandemie, sehr kurz. Für uns als Rookie-Team war das im vergangenen Jahr ein großes Handicap, weil uns durch die ausgefallenen Rennen wichtige Streckenerfahrungen verlorengegangen sind. Jetzt hoffen wir alle auf eine komplette und für uns erfolgreiche Saison 2021."
"Unsere Rookie-Saison war wie eine Achterbahn. Uns hat ganz einfach die nötige Konstanz gefehlt, die du brauchst, um am Ende weit vorn zu sein", ergänzt der Neuseeländer. "Im ersten Jahr ist das aber ganz normal. Jetzt müssen wir den nächsten Schritt gehen. Mit den Erfahrungen aus unserer Debütsaison können wir uns jetzt auf die Performance auf der Strecke konzentrieren und darauf, unser Auto schneller zu machen. Wenn uns das gelingt, erreichen wir auch unsere Ziele: Wir wollen Rennen gewinnen und Weltmeister werden."
Die Formel-E-Saison 2021 startet am Freitag und Samstag mit zwei Nachtrennen in Saudi-Arabien. ProSieben Maxx (Freitag) und Sat.1 (Samstag) zeigen die Läufe aus Diriyya im Free-TV, e-Formel.de präsentiert alle weiteren Sessions (Trainings und Qualifyings) im kostenfreien Livestream. Zudem begleiten wir das gesamte Rennwochenende natürlich wieder in unserem beliebten LGT Live-Ticker - optimal geeignet als "Second Screen" oder als Lösung für unterwegs.
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