Formel E

Porsche vs. Andretti: Nichtangriffspakt zwischen Hersteller & Kundenteam sorgt für hitzige Gemüter

Timo Pape

Timo Pape

Porsche-Schriftzug-Formel-E-Auto

Andretti-Pilot Jake Dennis kämpft um die Fahrer-WM, Porsche um den Teamtitel. So einfach schien die Ausgangslage vor dem Samstagsrennen der Formel E in London zu sein. Entsprechend hatten Porsche und sein Kundenteam Andretti im Vorfeld eine Art Nichtangriffspakt vereinbart. Im Eifer des Gefechts kam es jedoch anders. Das Duell zwischen Dennis und Wehrlein erzürnte nicht nur die beiden Fahrer…

Dennis erwischte beim Hankook London E-Prix keine gute Startphase, konnte aber mit den beiden Envision-Fahrern vor ihm mithalten. Nichtsdestotrotz war er dadurch mitten im Getümmel der Top 5. Ausgerechnet mit den Porsche-Werksfahrzeugen von Pascal Wehrlein und Antonio Felix da Costa kam es für Dennis immer wieder zu Positionskämpfen. Dabei hatten beide Teams in einem Strategietreffen vor dem Rennen eigentlich Szenarien für einen Nichtangriffspakt beschlossen.

"Die Strategie war, dass ich Jake nicht angreifen durfte, solange Cassidy vor ihm ist", beschreibt Wehrlein den Porsche-Plan gegenüber e-Formel.de. "Als er (Cassidy) das Problem mit seinem Auto hatte, galt eigentlich das Gegenteil: Dann lag der Fokus auf uns (Porsche-Werksteam) und der Teammeisterschaft. Trotzdem musste ich mich hart an ihm vorbeikämpfen."

Dennis: "Hatte auf ein bisschen mehr Unterstützung gehofft"

Dennis, für den es um seinen ersten WM-Titel ging, beklagte sich während des Rennens immer wieder lautstark am Funk über Wehrlein, während er über mehrere Runden hinter seinem Markenkollegen aus Deutschland festhing. Wehrlein hätte sich nach seiner Ansicht nicht an die Absprachen gehalten. "Wir dachten, dass wir mit einer gewissen Vereinbarung ins Rennen gestartet sind, aber es hat sich nicht so ergeben wie erhofft", sagt Dennis gegenüber e-Formel.de.

"In dieser stressigen Situation hatte ich eigentlich auf ein bisschen mehr Unterstützung gehofft. Das (was Wehrlein getan hat) hat nicht wirklich viel geholfen. Dass wir es nun auch allein geschafft haben, macht es umso schöner", findet der neue Formel-E-Weltmeister.

 
 
 
 
 
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Noch während des Rennens wurde Porsche-Teamchef Florian Modlinger zur Hersteller-Kundenteam-Beziehung befragt. "Wir haben mit Pascal und Jake auf der Andretti-Seite um die Spitzenplätze gekämpft. Wir sind um die Teammeisterschaft gefahren, Jake um den Fahrertitel, und wir haben bestmöglich versucht, uns gegenseitig zu unterstützen", beschrieb der Deutsche. "Wir stehen jede Runde in Kontakt und räumen diese Themen rechtzeitig aus der Welt." Sein Gegenüber bei Andretti, Teamchef Roger Griffiths, kam ebenfalls im TV-Weltsignal zu Wort und sprach indirekt - und doch unmissverständlich - aus, dass er sich etwas mehr Unterstützung durch Porsche wünschen würde.

Porsche braucht kleines Wunder für Team-WM-Titel

Die Fahrer-Weltmeisterschaft ist zwar bereits entschieden, doch bei den Teams geht es am Sonntag noch um alles oder nichts. Nach der Kollision von Wehrlein mit Rene Rast und der nachträglichen Strafe gegen Antonio Felix da Costa steht Porsche plötzlich mit dem Rücken zur Wand. Jaguar und Envision liegen vor dem letzten Saisonrennen punktgleich (!) an der Spitze der Team-Weltmeisterschaft. Porsche rangiert 27 Zähler dahinter. Und selbst Andretti liegt nur noch fünf Punkte hinter dem Werksteam, obwohl die US-Amerikaner die Saison quasi nur mit einem Fahrer bestritten haben - Andre Lotterer trug magere 23 Punkte zum Kontostand (236) bei.

Maximal kann Porsche am Sonntag noch 47 Punkte holen, sollten Wehrlein und/oder Felix da Costa die Pole-Position, die Positionen 1 und 2 sowie die schnellste Rennrunde holen. Doch selbst dann dürften Jaguar oder Envision maximal 19 Punkte mit ihren jeweils beiden Fahrern holen. Bedeutet im Klartext: Siegt ein Pilot von Jaguar oder Envision, kann Porsche den WM-Titel definitiv abschreiben. Aber auch, wenn nicht, ist die Meisterschaft für die Schwaben unrealistisch - zu stark scheinen die Jaguar-Fahrzeuge auf der Strecke in London zu sein.

Aktuell steht allerdings noch das Ergebnis eines Porsche-Protestes gegen das Rennergebnis aus. Bis spätestens 11:30 Uhr soll die Entscheidung fallen. Rennstart beim letzten Saisonlauf der Formel-E-Saison 2023 ist erneut um 18 Uhr (MESZ). ProSieben zeigt das Finale live im Fernsehen, wir begleiten alle Sessions des Tages wie gewohnt in unserem Liveticker. Um 11:30 Uhr beginnt bereits das 3. Freie Training, das wir wir im kostenlosen Livestream zeigen.

zusätzliche Berichterstattung durch Tobias Bluhm

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