Formel E

Porsche möchte Entwicklungsfreiheit für Formel-E-Batterie: "Fänden das sehr, sehr gut!"

Timo Pape

Timo Pape

Porsche-Heck-Andre-Lotterer-New-York

Porsche plädiert für Entwicklungsmöglichkeiten im Bereich der Formel-E-Batterie. Wie der neue Motorsportchef, Thomas Laudenbach, im Rahmen einer Medienrunde auf eine Frage von 'e-Formel.de' hin erklärte, wünsche sich der deutsche Sportwagenhersteller eine Verlagerung der Entwicklung weg vom Antriebsstrang hin zu einzelnen Bereichen des Akkus.

Bislang verfolgt die Formel E den Ansatz, nur sehr ausgewählte Bereiche des Fahrzeugs zur Entwicklung freizugeben. Hersteller dürfen demnach den Antriebsstrang samt E-Maschine, Inverter und Getriebe sowie die Heckaufhängung und Software selbst designen. Die Batterie hingegen ist seit Beginn an ein Einheitsbauteil - zunächst von Williams Advanced Engineering, dann von McLaren Applied und in der Gen3-Ära künftig wieder von Williams.

Die Entwicklung am Antriebsstrang ist hingegen bereits seit Saison 2 freigegeben, sodass die Hersteller allmählich die natürlichen Grenzen der Effizienz erreichen. Schon BMW begründete seinen Formel-E-Ausstieg damit, dass das Entwicklungspotenzial ausgeschöpft sei.

"Wir sehen natürlich, dass alle Antriebe mittlerweile bei extrem hohen Effizienzen und auf einem unglaublich guten Niveau sind. Und zwar bei mehreren Herstellern - man sieht ja, wie eng die Meisterschaft ist", gibt Laudenbach zu bedenken. "Da muss man sich die Frage stellen: Wie viel Sinn macht es, an der Stelle weiterzumachen - wie relevant ist das noch? Ich könnte mir einen Weg vorstellen, bei dem man die Antriebsstränge einfriert."

Ohnehin sind für die vier Jahre währende Gen3-Ära nur zwei Homologationen geplant, um Kosten zu sparen. Es wäre somit durchaus vorstellbar, entweder längerfristig mit den Antrieben für die Saisons 11 und 12 weiterzumachen oder aber einen der dann existierenden Motoren für alle Teams als Einheitsteil zur Verfügung zu stellen, um Chancengleichheit zu gewährleisten. Allerdings müsste sich die Formel E in diesem Fall für einen Antrieb entscheiden, was zu politischen Diskussionen führen könnte.

Straßenrelevanz muss gegeben sein

Laudenbach schlägt vor, die Entwicklungsfreiheit zu verlagern: "Es wäre durchaus sinnvoll, in Zukunft den Bereich Batterie zu öffnen. Ich würde das aber sehr kontrolliert machen. Ich könnte mir vorstellen, dass man mit einer Einheitszelle anfängt, aber die Batterie frei ist - also Software, Junction-Box, Verschaltung, Kühlung und alles, was dazugehört. Da kann man auch bei identischer Zelle sehr viel machen."

Eine andere mögliche Richtung wäre die Zellentwicklung, "allerdings nur in einem gewissen Rahmen", stellt Laudenbach klar und erklärt: "Vor ein paar Jahren hätte ich noch gesagt, die Zelle nicht, weil die Hersteller keine Zelllieferanten waren, sondern sie zugekauft haben. Das stimmt aber nicht mehr."

Wichtig sei für Porsche - wie vermutlich für die meisten anderen Wettbewerber in der Formel E -, dass die Batterie nicht von jedem Hersteller von Grund auf neu entwickelt werde. "Das würde zu einer Kostenexplosion führen." Ebenso will Porsche unbedingt vermeiden, "dass wir eines Tages irgendwelche Luft- und Raumfahrtzellen haben, von denen das Stück einen Tausender kostet und die nichts mehr mit der Straße zu tun haben. Das darf nicht passieren."

In welche Richtung auch immer eine Batterieentwicklung gehen würde - Laudenbach sieht in jedem Fall die Notwendigkeit einer Technischen Arbeitsgruppe innerhalb der Formel E, die alle Details sauber ausarbeite, damit die Kosten im Rahmen blieben. "Dann fänden wir das sehr, sehr gut und würden es begrüßen."

Porsche-Einheitsbatterie für alle Teams kein Thema mehr

Schon im Herbst 2016 hatte Porsche Interesse am Thema Batterieentwicklung. Damals bewarb sich der Hersteller - wenngleich nie offiziell bestätigt - als Einheitslieferant für die Formel-E-Batterie in der Gen2-Ära, die gut zwei Jahre später, also Ende 2018, starten sollte. Porsche zog jedoch gegen McLaren Applied den Kürzeren und stieg stattdessen zur sechsten Saison als Werksteam in die Elektroformel ein.

Diese Option, einen Einheitsakku zu bauen, ziehen die Schwaben inzwischen nicht mehr in Erwägung. "Ich persönlich halte nichts davon, wenn einer der Wettbewerber ein Einheitsbauteil liefert", erklärt Laudenbach. "Das wäre falsch. Es sollte immer eine neutrale Stelle sein."

Somit bekam für die kommende Gen3-Ära abermals Williams den Zuschlag. Bis einschließlich 2026 wird es demnach aller Voraussicht nach keine Freiheiten in der Batterieentwicklung für Formel-E-Hersteller geben. Ob das für Porsche bereits zu spät sein könnte, steht in den Sternen. Denn wie in selber Medienrunde bekannt wurde, hat sich der deutsche Hersteller zunächst nur bis 2024 eingeschrieben.

Schon im kommenden Jahr will Porsche über den längerfristigen Verbleib in der Formel E entscheiden. Bis dahin sollte das Thema Batterieentwicklung mit den anderen Herstellern, der Serie und der FIA diskutiert werden.

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