Porsche zollt Formel-E-Doppelmeister Mercedes Respekt: "Vieles richtig gemacht"
Timo Pape
Mercedes kam, sah und siegte. So könnte man die gleichermaßen kurze wie erfolgreiche Formel-E-Zeit des Stuttgarter Herstellers zusammenfassen. In drei Jahren holte Mercedes zunächst Platz 3 in der Teamwertung sowie die Vizemeisterschaft der Fahrer mit Stoffel Vandoorne, dann folgten jeweils zwei WM-Titel in der Fahrer- und Teamwertung. Porsche stieg zeitgleich mit seinem Werksteam in die Formel E ein, konnte bislang jedoch nicht annähernd die Erfolge von Mercedes erreichen und zollt seinem schwäbischen Nachbarn Respekt.
"Wenn man sich die Ergebnisse anschaut, kann man nur sagen, dass da vieles richtig gemacht wurde", gesteht Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach bei den Kolleg:innen vom 'Motorsport-Magazin'. Dennoch möchte er sich ungern an den "Silberpfeilen" messen lassen.
Außerdem gibt er zu bedenken: "Wir sehen auch an Mercedes, dass man nicht immer vorne sein kann. Man hat es aber oft geschafft, auch auf Strecken Punkte zu sammeln, die ihnen vielleicht nicht so gut lagen. Das macht eine Meisterschaft aus. In der Summe muss man sagen: Hut ab, guter Job."
Kontinuität ist gerade mit Blick auf die vergangene Saison ein wichtiger Aspekt. Porsche ging 2022 gleich viermal leer aus. Nur viermal holten die Zuffenhausener eine zweistellige Punktzahl, darunter der dominante Doppelsieg in Mexiko-Stadt. Mercedes hingegen punktete in jedem einzelnen Rennen und blieb dabei nur ein einziges Mal "einstellig". So standen am Saisonende für Weltmeister Mercedes 319 Zähler zu Buche, Porsche landete mit 134 Punkten auf einem enttäuschenden siebten Gesamtrang.
Kein HWA-Ansatz bei Porsche: "Das ist nicht unser Stil"
Die beiden deutschen Hersteller verfolgten bei ihrem Weg in den Elektro-Motorsport verschiedene Ansätze. Mercedes schickte zunächst HWA Racelab als Vorhut in die Formel E. Die Mannschaft sammelte mit Stoffel Vandoorne am Steuer bereits in der Saison 2018/19, dem ersten Gen2-Jahr, wichtige Erfahrungen. Ob dies der Hauptgrund für die erfolgreiche "silberne" Ära waren, lässt sich nicht endgültig beantworten. Geschadet hat die Probesaison aber sicher nicht.
Porsche wählte einen anderen Weg und bereitete sich "unter Laborbedingungen" allein auf die Formel E vor. Ohne Rennerfahrung trat das Team zum Start von Saison 6 in Saudi-Arabien an. Zwar schaffte es Andre Lotterer auf Anhieb auf das Podium. Doch so gut sollte es nicht weitergehen. Die Bilanz nach drei Saisons: Achter, Achter, Siebter.
Laudenbach verteidigt die Herangehensweise von Porsche dennoch: "Ich halte generell nichts davon zu sagen: 'Lass das erst mal jemand anderen machen, weil wir dann später besser dastehen'. Das ist nicht unser Stil."
"Nicht falsch, sondern geradlinig"
"Dass man in der Formel E sehr viel lernen muss, und auch der Charakter der Rennserie sehr anders ist als das, was wir beispielsweise von der Langstrecke kennen, ist so", erklärt Laudenbach. "Insofern ist die Lernkurve länger, als wir es uns erhofft hatten. Den Weg würde ich aber nicht als falsch bezeichnen, sondern als geradlinig."
Nachdem sich Mercedes aus der Formel E verabschiedet hat, muss Porsche als letzter verbliebener deutscher Hersteller künftig die "Kastanien aus dem Feuer holen". Das vierte Jahr der Schwaben - womöglich schon das vorletzte - soll endlich den lang ersehnten Erfolg bringen.
Dafür verpflichtete Porsche unter anderem Antonio Felix da Costa und will in den kommenden Monaten an einer Liste mit Dingen arbeiten, die es zu verbessern gilt. Saisonstart ist schließlich am 14. Januar 2023.
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