Formel E

Postkarte aus Monaco: Die Paddock-Themen vom Formel-E-Freitag

Timo Pape

Timo Pape

Wie bei jedem E-Prix ist auch in Monaco am Freitag vor dem Rennen jede Menge los, denn zahlreiche Medien-Aktivitäten stehen auf dem Programm, und im Paddock herrscht geschäftiges Treiben. e-Formel.de ist für dich live vor Ort im Fürstentum und hat die Augen und Ohren offen gehalten. Die interessantesten Erkenntnisse und Geschichten vom Freitag hat unser Vor-Ort-Reporter Timo Pape für dich in seiner "Postkarte aus Monaco" zusammengestellt.

"Diese Strecke ist ein Witz"

>>>  Für Jean-Eric Vergne steht am Samstag bereits der dritte Monaco E-Prix im Formel-E-Auto an. Zum dritten Mal erwartet ihn dabei das kürzere Formel-E-Layout anstatt der Grand-Prix Strecke, die er "1.000 Mal lieber" gefahren wäre. "Diese Strecke ist ein Witz für mich. Ich mag sie nicht, sie ist sinnlos. Wir brauchen 50 Sekunden für eine Runde und haben 22 Autos... Wir hätten die lange Variante nutzen können, da wir nun das Auto dazu haben." Die FIA entschied sich nach längeren Diskussionen jedoch gegen die Formel-1-Strecke - wohl um dem direkten Vergleich der beiden Rennserien aus dem Wege zu gehen.

>>>  Sorgen macht sich der amtierende Meister vor allem mit Blick auf die Anbremszone vor Kurve 3 (Haarnadel): "Ich bin gestern dort lang gelaufen und habe gesehen, dass sie den Asphalt der Auslaufzone der F1 dort gelassen haben", erklärt Vergne bei uns am Mikrofon. "Der ist extrem rau, um die (Formel-1-) Autos am Ende des Tunnels abzubremsen. Das haben wir nun in der Bremszone. Es wird unsere Reifen komplett zerstören." Generell bietet die Strecke übrigens verhältnismäßig guten Grip - seit dem letzten Auftritt im Mai 2017 wurde die Strecke zum Teil neu asphaltiert.

>>>  Dass Überholen in Monaco schwierig ist, ist weitläufig bekannt. Und selbst mit dem Attack-Mode könnte es laut Daniel Abt schwierig werden. "Mit ein bisschen Annäherung könnte es klappen", schmunzelt der Audi-Pilot. Umso wichtiger wird ein guter Startplatz. "Wenn wir vorn stehen, können wir auch gewinnen. Ich glaube, hier ist das extrem wichtig. Wir wollen natürlich ganz nach vorn."

>>>  Sebastien Buemi hat bisher beide Formel-E-Rennen in Monaco gewonnen. Schafft der Schweizer an diesem Wochenende den Hattrick? "Das ist zwei Jahre her", schmunzelt er. "Das Gute ist, dass wir im Qualifying die Besten sind. Früher oder später wird es auch mal gut für uns ausgehen - hoffentlich schon hier." Buemi hadert indes noch immer mit dem Paris-Rennen, als er beim Aktivieren des Attack-Mode von Robin Frijns am Heck getroffen wurde und einen Reifenschaden davontrug. "Du wirst als Führender getroffen, und es gibt nicht mal eine Untersuchung - das frustriert."

Buemis Startnummer 23 hat tiefere Bedeutung

>>>  Nachdem Buemi in den ersten vier Formel-E-Saisons mit der Startnummer 9 unterwegs war, hat er inzwischen die Zahl 23 auf dem Auto. Dies hat einen guten Grund, wie uns ein Nissan-Sprecher in der Garage erzählt hat: "Alle Nissan-Rennwagen (in verschiedenen Rennserien) tragen die Nummer 23, denn die Ziffer 2 heißt auf Japanisch 'Ni', und die Zahl 3 bedeutet 'San'." Teamkollege Rowland mit der Startnummer 22 dürfte sich demnach übrigens nicht über den Spitznamen "Ni-Ni" beklagen...

>>>  In der Boxengasse der Formel E grüßen gewöhnlich Porträtbilder der 22 Fahrer über deren Garagen. In Monaco fällt dem geneigten Beobachter jedoch etwas auf: Alle Piloten bis auf Daniel Abt und Oliver Rowland haben eine Schraube zur Befestigung mitten durch die Stirn, die an ein Einschussloch erinnert. Kurios, dass dies beim Aufbau der Boxengasse offenbar niemandem auffiel. Rowland, der nicht "durchbohrt" wurde, wertet diese Tatsache als gutes Zeichen: "Ja, vielleicht - warten wir's mal ab", lacht der Brite.

>>>  Maximilian Günther darf in Monaco ein weiteres Mal für Dragon ran - wohl auch dank Platz 5 in Paris. Trotzdem ist weiterhin offen, ob der Deutsche bei seinem Heimrennen in Berlin (24./25. Mai) erneut ins Lenkrad greifen wird. Das erklärte uns Dragon-Technikchef Nicolas Mauduit. Günther selbst hofft auf weitere Einsätze: "Berlin wäre natürlich sehr besonders - ein Heimrennen ist für jeden Fahrer mega. In Berlin fahren zu dürfen, wäre ein Highlight und würde mir viel bedeuten. Aber jetzt muss ich erst mal hier in Monaco einen guten Job machen und dann sehe ich, wie es bezüglich Berlin aussieht. Es ist alles offen."

Venturi-Formel-E-Team nicht in Extreme E involviert

>>>  In der vergangenen Woche hat Venturi als erstes Team verkündet, ab 2020 in der neuen Elektro-SUV-Rennserie Extreme E anzutreten. Auf unsere Nachfrage bei der Pressekonferenz erklärt Teamchefin Susis Wolff, dass der XE-Einsatz völlig unabhängig vom Formel-E-Engagement laufen werde: "Das wird komplett über Venturi Automobiles gestemmt. Unser Formel-E-Team wird nichts mit Extreme E zu tun haben."

>>>  Nach der Streichung seiner Pole-Position-Zeit im Qualifying von Paris wegen zu geringer Reifendrücke ist Pascal Wehrlein enspannt, dass ihm dieses Unglück in Monaco nicht noch einmal widerfahren kann: "Die Regel wurde geändert. Der Reifendruck wird jetzt nicht mehr (bei noch warmen Reifen) gemessen. Das war totaler Schwachsinn, dass wir deshalb letztes Mal disqualifiziert worden sind. Anscheinend hat man jetzt gemerkt, dass das nicht messbar ist. Deshalb erwarte ich von dieser Seite keine Probleme mehr. Hoffentlich können wir den Speed vom letzten Mal auch hier mitnehmen."

>>>  Obwohl sich die Topfahrer der Formel E immer wieder beschweren, dass sie in der ersten Qualifying-Gruppe mit schlechten Gripverhältnissen auskommen müssen, gedenkt die Serie nicht, das Format der Qualifikation zu ändern. "Wir wollen spannende Rennen und die Fans unterhalten. In dieser Hinsicht funktioniert das Format hervorragend", erklärt uns Alberto Longo, Mitbegründer der Formel E, im Rahmen eines Medienfrühstücks mit voestalpine. Auf acht verschiedene Rennsieger in dieser Saison ist der Spanier sichtlich stolz. "Ich bin super happy mit dem Format."

Marrakesch E-Prix vorerst vom Tisch

>>>  Wie uns Longo ebenfalls mitteilte, ist der Marrakesch E-Prix aktuell nicht mehr für den Kalender der sechsten Saison vorgesehen. "Wir wollen in die Stadtzentren", begründet der Spanier. Gerüchten über ein mögliches Formel-E-Rennen in Singapur 2020 erteilt er ebenfalls eine Absage: "Wir haben schon immer mit Singapur gesprochen, aber für Saison 6 ist das keine Option. Ich weiß nicht, woher diese Gerüchte kommen, aber sie sind falsch."

>>>  Mit einer Runde Blackjack im Casino von Monaco stimmten sich die beiden Audi-Piloten Daniel Abt und Lucas di Grassi auf das Formel-E-Rennen im Spielerparadies ein. Als Croupier fungierte Teamchef Allan McNish, der mit dem neuen Audi e-tron zum PR-Termin kam. Am Freitag bekam Audi Sport ABT Schaeffler zudem Besuch von Fußballstar Naldo. Der Brasilianer war mehr als ein Jahrzehnt in der Bundesliga aktiv. Seit Anfang 2019 spielt er für den AS Monaco.

>>>  Für einige Formel-E-Fahrer ist es bislang ein ereignisreicher Monat Mai: Mit Stoffel Vandoorne, Sebastien Buemi, Alex Lynn und Jean-Eric Vergne reisten gleich mehrere Piloten direkt vom WEC-Rennen in Spa nach Monaco. Nach den Wetterkapriolen in Belgien erwartet sie im Fürstentum am Samstag definitiv besseres Wetter.

>>>  Jacky Eeckelaert - ehemals bei Audi und anschließend Venturi in der Formel E tätig - arbeitet inzwischen bei ByKolles in der LMP1. Beim Rennen in Spa hat der Motorsport-Veteran bereits ausgeholfen und wird auch in Le Mans dabei sein. Auch in der Boxengasse von Monaco lief uns Eeckelaert mal wieder über den Weg.

Foto: Audi Communications

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