Punta del Este: Die große Vorschau
Tobias Bluhm
Während Deutschland in der Vorweihnachtszeit bei Temperaturen um den Gefrierpunkt mit vereisten Autoscheiben und Bodenfrost zu kämpfen hat, wird es für die Formel-E-Teams am kommenden Wochenende in Punta del Este wieder heiß. Schon im Vorjahr zeigte sich die Stadt an der Atlantikküste von Uruguay von seiner besten Seite und möchte auch 2015 als letztes Formel-Rennen des Jahres wieder für einen krönenden Jahresabschluss sorgen.
Als Sieger 2014 ließ sich Sebastien Buemi krönen, der sich in den letzten Runden gegen Formel-E-Neuling Jean-Eric Vergne verteidigen musste, welcher jedoch zwei Runden vor Rennende das Fahrzeug abstellen musste. Der erste ePrix auf amerikanischem Boden sah insgesamt vier verschiedene Führende und galt nicht zuletzt wegen der vielen Vorfälle im Rennen als eines der bisherigen Formel-E-Highlights.
Stadt, Land, Fluss...
Uruguay zeigt sich in Punta del Este von seiner schönsten Seite. Der Kurs führt teilweise direkt am Strand entlang und liegt nur unweit des Wahrzeichens von Punta del Este: die aus dem Sand ragende Betonhand 'La Mano'. "Meine Kommentatorenbox ist nur 18 Sekunden vom Strand entfernt", freut sich auch der englische Fernsehkommentator Jack Nicholls.
Ungefähr 9.000 Leute leben in Punta del Este an der Atlantikküste, wobei sich in den Sommermonaten ebenso viele Touristen in der Stadt im Südosten des Landes aufhalten dürften. Neben dem Formel-E-Rennen findet im Januar das traditionelle "Punta del Este Sevens"-Rugby-Turnier statt, was die Stadt neben den Touristenattraktionen der Seelöwen-Inseln und den Skulpturenparks bei Touristen so beliebt macht.
Was seit dem letzten Rennen passierte
In der Zeit nach dem Rennen von Putrajaya war es alles andere als ruhig in der Formel E. Neben dem am Dienstag bekanntgegebenen Einstieg von Jaguar Land Rover musste das Trulli-Team seinen Abschied aus der Formel E bekanntgeben. Die FIA entzog den Schweizern die Rennerlaubnis, nachdem sie in den beiden vorigen Rennen bereits auf die Teilnahme verzichten mussten. In Punta del Este sind damit wieder nur 18 Autos am Start. Darüber hinaus wurde bekannt, dass Dragon ab der kommenden Saison als Hersteller antreten wird.
Das Deutschland-Rennen scheint indes zu wackeln. Nachdem der Berliner Senat entschied, die Hangars auf dem Flughafen Tempelhof, wo noch im vergangenen Mai die erste Ausgabe des Berlin ePrix stattgefunden hatte, als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen, muss das Rennen für das kommende Jahr verlegt werden. Ob man sich auf ein Rennen in der Berliner Innenstadt einigt oder das nach Nürnberg (Norisring) oder München umzieht, ist noch offen.
Im Gegenzug dazu wurde endlich der erwartete Saisonlauf in Mexiko-Stadt bestätigt. Der Mexico City ePrix wird auf dem Autodromo Hermanos Rodriguez stattfinden - der Strecke, wo die Formel 1 2015 ihr Comback gab. Das Rennen ist für den 12. März 2016 angesetzt.
Zeitplan 2015 (alle Angaben in MEZ):
1. Freies Training - 12:15 bis 13:00 Uhr
2. Freies Training - 14:30 bis 15:00 Uhr
Qualifikation - 16:00 Uhr
Rennen - 20:00 Uhr (33 Runden)
Am Tag nach dem Rennen wird es zusätzlich zwei dreistündige Test-Sessions für die Teams geben. Diese sind am Sonntag für 13:00 Uhr und 18:00 Uhr (jeweils MEZ) angesetzt. Zusätzlich gibt es eine Session für Filmaufnahmen der Formel E.
Formel E im TV bei Eurosport
Eurosport vertraut in Punta del Este auf das gleiche Konzept wie schon beim Putrajaya ePrix gesehen. Um 19:15 Uhr beginnt eine halbstündige Highlight-Sendung, die die Geschehnisse des Qualifyings zusammenfasst. Anschließend, um 19:45 Uhr beginnt die 75-minütige Live-Übertragung des Rennens. Es gibt also erneut eine Viertelstunde Vorberichterstattung. Die Trainingssessions sowie die Qualifikation in Echtzeit sind wie gewohnt im kostenpflichtigen Eurosport Player zu sehen.
Strecke
Auf dem Kurs in Punta del Este zu überholen, ist durch die engen Kurven und vielen Schikanen zwar nicht unmöglich, jedoch deutlich schwerer als zuletzt in Putrajaya. Im Vergleich zum vergangenen Jahr wurde aus den Schikanen etwas Geschwindigkeit genommen, um Unfälle mit den hohen Kerbs zu verhindern. Speziell die erste Kurve wurde verändert, damit der Boxenausgang nicht mehr auf der Ideallinie liegt: Statt einer Rechts-Links-Schikane führt die Strecke nun zuerst nach links und dann nach rechts. Mit 20 Kurven kommt die Formel E in diesem Jahr auf eine Streckenlänge von 2,785 Kilometern.
Auch der Sieger des letzten Jahres, Sebbastien Buemi, ist sich sicher, dass die Strecke nicht enttäuschen wird: "Es ist ein einzigartiger Highspeed-Kurs, der mir sehr viel Spaß macht. Die Veränderungen verbessern die Strecke ungemein, jedoch bleibt der Charakter gleich. Das gefällt mir", freut sich der e.dams-Fahrer.
Wetter
Wie es für diese Jahreszeit normal ist - in Uruguay ist Sommer -, erwartet die Piloten am Samstag ausschließlich sonniges Wetter. Bei 20 bis 25 Grad Außentemperatur und warmen Brisen von durchschnittlich 27 km/h kann man wohl von bestem Rennwetter reden.
Prognose
Nachdem man Putrajaya wohl als Ausrutscher bewerten kann, dürfte e.dams zurück in der Spur sein. Doch auch Abt und Virgin werden hoffen, aus den Daten der ersten Monate gelernt zu haben. Der Sieg könnte sich abermals zwischen diesen Teams entscheiden.
Das Aguri-Team hat indes einen Großteil seiner inneren Teamstruktur geändert und unter anderem den Technikbeauftragten Gerry Hughes entlassen.
Geheimtipp wird neben den üblichen Verdächtigen wieder das Dragon-Team sein. Nachdem Loic Duval und Jerome d'Ambrosio schon zuletzt um den Sieg kämpfen konnten, jedoch durch technische Schwierigkeiten die Führung nicht behalten konnten, werden die Drachen aus den USA nun umso motivierter in das Rennen gehen.
Uns erwartet ein würdiger Abschluss des Motorsportjahres 2015. Nach fantastischen Rennen in der Formel 1, WEC, WTCC, der MotoGP und der Rallye-Serie WRC darf nun die Formel E die Kirsche auf die Torte legen. Wie schon im letzten Jahr dürfen wir uns wenige Tage vor Weihnachten auf ein fantastisches Rennen freuen.
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