Putrajaya: Die große Renn-Vorschau
Tobias Bluhm
Nach einem erfolgreichen Saisonbeginn in Peking wird es nun, knapp zwei Wochen nach dem Rennen in der chinesischen Hauptstadt, für Fahrer und Teams wieder ernst: Auf der Piste in Putrajaya kämpfen die Piloten am Samstag abermals um wichtige Meisterschaftspunkte. Während manche Teams noch mit Problemen zu kämpfen haben, könnten andere Rennställe gute Punkte für den restlichen Saisonverlauf sammeln.
Schon im vergangenen Jahr stellte sich Putrajaya als eines der Highlights im Rennkalender heraus. Die Fahrer schwärmten von Land, Leuten und besonders der Strecke. Als Sieger konnte sich der Virgin-Pilot Sam Bird feiern lassen, der bereits früh im Rennen an Pole-Sitter Oriol Servia (Dragon) vorbeizog und die Führung bis zum Rennende nicht mehr abgab.
Die Highlights des Putrajaya ePrix 2014 im Video
Stadt, Land, Fluss…
Das Land wenige Kilometer nördlich des Äquators zeichnet sich insbesondere durch sein spezielles Klima und die Artenvielfalt in seinen tropischen Regenwäldern aus. Der ePrix findet gerade einmal 30 Kilometer südlich der Hauptstadt Kuala Lumpur in Putrajaya statt, dem Verwaltungszentrum des Landes. Erst in den 1990er-Jahren wurde die Planstadt gegründet und bekam den Namen vom ersten malaysischen Premierminister Abdul Rahman Putra. “jaya” im Namen bedeutet “Erfolg” oder “Perfektion”.
Knapp 30 Millionen Leute leben in Malaysia, dem Land, das das südliche Ende von Asien markiert. Das einstige Handelszentrum ist heutzutage Heimat für vielerlei Kulturen, die sich auf zwei Inseln aufteilen, welche vom südchinesischen Meer getrennt werden. Besonders auf der Insel Borneo, wo Malaysia an Indonesien grenzt, ist die Artenvielfalt in den tropischen Regenwäldern riesig. Über 20 Prozent aller Tierarten auf der Welt sind hier heimisch.
Klatsch und Tratsch aus dem Fahrerlager
Das Bangen um das Trulli-Team ist endlich vorbei: Nachdem die Schweizer wegen Zollproblemen in Peking aussetzen mussten, bestätigte das Team am Dienstag, dass die kritischen Komponenten des Antriebsstranges in Malaysia angekommen seien. “Wir sehen uns auf der Strecke!”, twitterte das Team von Ex-Formel-1-Fahrer Jarno Trulli.
Nachdem sich das Abt-Team bei der Feuertaufe in Peking der e.dams-Mannschaft unterordnen musste, will man nun bereits in Putrajaya den Rückstand verkürzen. “Wir wissen, wo wir ansetzen müssen, um den Rückstand auf Renault e.dams zu reduzieren”, so Abt-Fahrer Lucas di Grassi. Sein Teamkollege Daniel Abt verschreibt sich künftig voll und ganz der Formel E, nachdem er seinen Abschied aus der WEC verkündete.
Neu gemischte Karten
Peking-Siegerteam e.dams führte die Konkurrenz zuletzt nahezu vor. Schließlich überquerte Sebastien Buemi die Ziellinie mit elf Sekunden Vorsprung vor dem Zweitplatzierten di Grassi. Doch für Malaysia liegt der Fokus wieder auf der Zuverlässigkeit: Insbesondere Mahindra und Abt werden alles daran setzen, die Lücke zu e.dams zu schließen. Auch Dragon wird auf das Podium hoffen, das man in Peking nur knapp verpasste. Die Karten sind wie neu gemischt. Auch Trulli wird auf sich aufmerksam machen wollen, schließlich priesen Fahrer und Funktionäre den neuen Trulli-Antrieb von Motomatica als “einen der besten Motoren in dieser Saison” an.
Zeitplan 2015 (alle Angaben in MEZ):
Aufgrund der gewöhnlich starken Regenschauer am Nachmittag wurde der Zeitplan um zwei Stunden vorverlegt, das 2. Freie Training entfällt außerdem. Anstelle des Trainings wurde die Streckenzeit an die erste Session angehängt, sodass das 1. Freie Training nun 75 Minuten dauern wird.
Freies Training - 0:45 bis 2:00 Uhr
Qualifikation - 3:00 bis 4:00 Uhr
Rennen - 7:00 bis 8:00 Uhr (33 Runden)
Wiederholung des Vorjahres?
Im vergangenen Jahr war es der Brite Sam Bird, der seinem Virgin-Team in Putrajaya den ersten Sieg bescherte. In einem Rennen, welches von zahlreichen Unfällen und Drehern gekennzeichnet war, konnte sich Bird letzten Endes mit einem Vorsprung von vier Sekunden vor di Grassi (Abt) und Buemi (e.dams) als erster Putrajaya-Sieger in die Geschichtsbücher eintragen.
Auch in der laufenden Saison scheint Virgin, nun mit der Unterstützung von Citroen, ein gutes Gesamtpaket entwickelt zu haben. Zudem unterstützt der ehemalige Formel-1-Fahrer Jean-Eric Vergne das Team. Die Konkurrenz ist mit Rennställen wie e.dams, Abt, Mahindra und Dragon zwar stark, jedoch will Virgin beweisen, dass der siebte und zwölfte Platz aus Peking eine Ausnahme waren: Das Team von Unternehmer Richard Branson will aufs Podium.
Tropische Hitze gepaart mit Bodenwellen
Schon 2014 stellte sich der Kurs in Putrajaya nicht nur wegen der drückenden Hitze als eine der anspruchsvollsten Strecken im Kalender heraus. Aus Fahrersicht gilt der 2,5 km lange Straßenkurs jedoch als eines der Highlights der Saison. Unweit der berühmten Moschee und dem Parlamentsgebäude windet sich der Kurs am Hafen von Putrajaya entlang.
Ein richtiger Rhythmus ist, wenn man hier Erfolg haben will, unumgänglich. Im kurvigen dritten Sektor bekamen einige Fahrer schon im vergangen Jahr große Probleme. Speziell der Weg zur letzten Kurve hat viele Bodenwellen, was das Anbremsen, welches zudem noch in einem Rechtsknick erledigt werden muss, deutlich erschwert. Der Ausgang aus dieser letzten Kurve ist jedoch wichtig, schließlich folgen mit den Kurven 1, 3 und 4 die einzig guten Überholmöglichkeiten im ersten Sektor.
Kommt der Regen?
Durch die geographische Lage sind sintflutartige Regenfälle am Nachmittag in Malaysia keine Seltenheit. Anders als am kommenden Freitag sind Samstag jedoch bereits zur Mittagszeit in Putrajaya Gewitter gemeldet. Bei schwülen 29 bis 32 Grad sollen ab 11 Uhr, etwa die Zeit der Entscheidung um die Super-Pole, die ersten Wolken aufkommen, die sich bis zum Rennstart um 14 Uhr verdichten sollen. Auch wenn Wettervorhersagen für die Tropen nur schwer zu treffen sind, besteht zumindest die Möglichkeit, dass wir ein von malaysischen Wetterkapriolen gespicktes Rennen erleben könnten.
Doch auch ohne Regen erwartet die Zuschauer wieder ein fantastisches Event. Die Organisation funktionierte bereits in der vergangenen Saison einwandfrei und machte den Putrajaya ePrix für die Fans an der Strecke und die Fernsehzuschauer zu einem einmaligen Erlebnis. Und durch die unterschiedlichen Antriebsstränge ist in diesem Jahr eine weitere Spannungskomponente hinzugekommen. So hat quasi die Hälfte des Feldes realistische Chancen auf ein Podium und gute Punkte. Es dürfte am Samstag wieder spannend werden.
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