Reifen, Temperatur & Energie: Evans, Vergne und Mortara beschreiben spannende Schlussphase von Jakarta E-Prix
Svenja König
Drei Runden vor dem Endes des Rennens besiegelte Mitch Evans mit einem Überraschungsmanöver gegen Jean-Eric Vergne seinen Sieg im Hitzerennen von Jakarta. Der Jaguar-Pilot übernahm in Kurve 7 die Führung, nachdem Vergne eine Fahrzeugfunktion zum Energiesparen aktiviert hatte. Doch mit dem Überholmanöver war der Kampf um den Sieg mitnichten beendet, denn auch Edoardo Mortara im Venturi meldete noch Ansprüche an.
Der Dreikampf um den Sieg in Indonesien begann etwa 15 Minuten vor Schluss. Zu diesem Zeitpunkt führte DS-Techeetah-Pilot und Pole-Sitter Vergne vor Mitch Evans und Edoardo Mortara. Kurz nacheinander aktivierten der Neuseeländer und der Schweizer ihren zweiten Attack-Mode, nachdem beide zuvor mit einer verhältnismäßig vorsichtiger Strategie unterwegs gewesen waren.
Während Evans seine gesamte Zeit im Attack-Mode einem Angriff auf dem Führenden widmen konnte, fiel Mortara kurzzeitig hinter den zweiten DS von Felix da Costa zurück. Der 35-Jährige konnte den dritten Rang aber schnell wieder zurückerobern. Evans verkürzte währenddessen den Rückstand auf "JEV" auf rund 0,5 Sekunden, konnte zunächst allerdings zu keinem Manöver mehr gegen den Franzosen ansetzen.
THIS ENDING, THOUGH?! ??@mitchevans_, @JeanEricVergne & @edomortara all battling it out to the line, for the win - absolutely incredible!
— ABB FIA Formula E World Championship (@FIAFormulaE) June 4, 2022
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Evans überrumpelt Vergne
In Runde 31 überrumpelte Evans dann mit einem Manöver "aus dem Nichts" nicht nur das eigene Team, sondern auch Konkurrent Jean-Eric Vergne. In Kurve 7 zog er innen am Franzosen vorbei: "Ich war mit etwas Abstand hinter JEV, dann habe ich auf einmal sehr viel Boden gut gemacht", beschreibt Mitch Evans die Situation nach dem Rennen bei 'ran racing'. "Entweder hat er einen Fehler gemacht oder musste die Batterie abkühlen. Ich hätte erwartet, dass er sich etwas mehr verteidigt, aber das war nicht der Fall."
Jean-Eric Vergne erklärte später, dass das Team ihn im Moment von Evans' Angriff angewiesen habe, in einen langsameren Motormodus zu wechseln, um Energie zu sparen. Daher habe er sich nicht verteidigen können.
Jaguar-Teamchef James Barclay ordnet das Überholmanöver und die Strategie nach dem Rennen zufrieden ein: "Wir waren heute zunächst vorsichtig unterwegs. Wir wollten abwarten wie sich Reifen, Batterie und Balance bei der Hitze entwickeln. Daher wussten wir auch erst spät im Rennen, dass es wirklich etwas werden könnte. Wir hatten natürlich eine Strategie ausgearbeitet, wie wir um den Sieg kämpfen könnten, aber es gibt eine Variable für den Fahrer. Wenn sie die Möglichkeit zum Überholen sehen und ein effizientes Manöver setzen, können sie selbstverständlich die Position auf der Strecke holen."
Venturi hätte "ein, zwei Runden mehr gebraucht"
Doch auch nach Evans' Manöver war der Jaguar-Sieg noch längst nicht sicher. "Ich dachte, dass ich eine Lücke aufreißen kann, wenn ich an JEV vorbeigehe", so Evans über die letzten zwei Runden. "Aber meine Reifen haben auf einmal aufgegeben. Also musste ich mich verteidigen."
Es kam zu einigen sehenswerten Aktionen zwischen Vergne und Evans, die wiederum Mortara nutzte, um die Lücke zu den Führenden zu schließen. Der Schweizer schloss zu Vergne auf und wartete in der Lauerposition auf eine Möglichkeit, um zu überholen. Diese sollte er allerdings nicht mehr bekommen, obwohl Vergne in der Verteidigung von Platz 2 gegen Mortara die Energie ausging. Ein später Angriff auf Evans war somit nicht mehr möglich.
"Wir sind ein intelligentes Rennen gefahren", sagt Mortara. "Am Ende bin ich doch noch einmal in den Kampf um den Sieg eingestiegen und habe auf ein Manöver von JEV gewartet, um noch mit durchschlüpfen zu können. Aber das kam nicht. Trotzdem bin ich sehr glücklich mit dem Rennen. Ich hatte noch etwas im Köcher, aber ich konnte nicht mehr vorbeigehen."
"Wir sind am Ende auf Nummer sicher gegangen. Edo hat es ein paarmal versucht und hätte auch weiter attackieren können", sagt Venturi-Teammanagerin Delphine Biscaye. "Wir hatten mehr Energie als alle anderen und haben auch die Temperatur gut gemanagt - das konnte man hören. Es war klar, dass wir am Ende gut sein würden, aber uns haben eine oder zwei Runden gefehlt. Das ist trotzdem ein super Ergebnis und wir nehmen lieber die Punkte mit, anstatt alles zu verlieren."
Somit spitzt sich der WM-Kampf mit sieben verbleibenden Rennen zu. Stoffel Vandoorne (Mercedes) führt die Wertung weiterhin an, aber Vergne, Mortara und Evans liegen höchstens zwölf Punkten hinter dem Belgier. Die nächste Chance auf Punkte gibt es in knapp vier Wochen in Marrakesch.
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