Formel E

Reifendaten fürs Rennen nicht übermittelt - Wehrlein: "Dann checkt sie verdammt noch mal selbst"

Timo Pape

Timo Pape

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Das Porsche-Team bereitete sich schon auf seinen lang ersehnten ersten Formel-E-Sieg vor, als kurz vor der Zieldurchfahrt des eigentlichen Rennsiegers Pascal Wehrlein die Hiobsbotschaft der Rennleitung kam: Beide Porsche-Fahrer wurden - wie auch beide Nissan - disqualifiziert, weil dem Team ein Fehler bei der Übermittlung der Reifendaten für das Rennen unterlaufen war. Entsprechend enttäuscht und frustriert gaben sich Wehrlein und das Team nach dem Samstagslauf in Puebla.

Wehrlein hatte einen makellosen Rennsamstag gezeigt: Im Qualifying gewann er die Gruppenphase und fuhr auch in der Super-Pole die schnellste Runde - die zweite Pole-Position für den Deutschen (zur Statistik). Auch das Rennen kontrollierte er vom Start weg nach Belieben und managte seine Führung auch nach zwei Safety-Car-Phasen souverän. Nach 28 Runden brachte er seinen vermeintlich ersten Formel-E-Sieg mit einigen Sekunden Vorsprung über die Ziellinie.

Fast zeitgleich meldete die Rennleitung jedoch, dass Porsche die am Fahrzeug montierten Reifen nicht wie vorgeschrieben vor dem Rennen an die FIA gemeldet hatte. Dadurch hatte der Reifenhersteller Michelin keine Möglichkeit, die vorgeschriebene Reifendruckprüfung durchzuführen. Wehrlein wurde somit disqualifiziert, ebenso Teamkollege Andre Lotterer.

Im Sportlichem Reglement, Paragraph 36.5, heißt es: "Wenn das 10-Minuten-Signal (vor dem Start) eingeblendet wird, müssen die Identifikationsnummern (gelbe FIA-Barcodes an der Außenseite) der Reifen, die an allen Fahrzeugen aufgezogen sind/werden und eingesetzt werden, über das dafür vorgesehene Portal an den Technischen Delegierten der FIA übermittelt werden." Dies hat Porsche versäumt.

"Unglücklicherweise waren die Reifen so (mit falschen Nummern) im System", erklärte ein sichtlich enttäuschter Amiel Lindesay, Projektleiter Formel E bei Porsche, kurz nach dem Rennen. "Ein Knopf wurde nicht gedrückt, um sie (die korrekten Daten) für das Rennen zu übermitteln. Nun ja… Wir gewinnen gemeinsam als Team und wir verlieren gemeinsam als Team. Wir sind ziemlich am Boden."

Pascal Wehrlein: "Es tut weh"

In einem Instagram-Post ließ Wehrlein seinen Emotionen freien Lauf: "Heute hätte ein großartiger Tag für uns sein sollen: Pole-Position und ein dominanter Sieg im Rennen. Aber wir wurden disqualifiziert, weil wir die Reifen vor dem Rennen nicht deklariert hatten - drei andere Fahrer übrigens auch nicht." Er richtet sich an die Regelhüter der FIA: "Ihr gebt uns drei Sätze Reifen für das Wochenende. Ich würde eine Strafe verstehen, wenn etwas illegal gewesen wäre oder wir einen Vorteil erlangt hätten, weil etwas nicht korrekt war. Aber nicht für eine Formalität."

"Ich stehe voll und ganz hinter meinem Team: Wir haben einen großartigen Job gemacht heute", so Wehrlein weiter. "Wenn es so wichtig für euch ist, welchen der drei Reifensätze wir im Rennen verwenden, dann checkt es verdammt noch mal selbst während der halben Stunde, wenn die Reifen in der Startaufstellung montiert werden."

"Es ist eine Schande, dass all die harte Arbeit und Vorbereitung so vieler Leute wegen einer Formalität in die Tonne getreten wird. Es tut weh. Und wie sollen wir das den Fans und Zuschauern vermitteln? Wenn ihr meint, dass wir eine Strafe verdient haben, dann gebt uns eine Geldstrafe. Es wurden schon für schlimmere Vergehen Strafen ausgesprochen, und ich zahle sie gern aus meiner eigenen Tasche. Das ist meine Meinung, und ich möchte sie nicht zurückhalten, auch wenn manche Leute das nicht mögen werden."

 
 
 
 
 
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"Pascal tut mir wirklich sehr leid" - Deja-vu für Wehrlein in Mexiko

Wehrlein verlor bereits zum zweiten Mal in Mexiko einen Rennsieg kurz vor Schluss: Schon vor zwei Jahren, beim Mexico City E-Prix in Saison 5, hatte er die Ziellinie als Führender vor Augen. Dann ging ihm jedoch die Energie aus, und Lucas di Grassi überholte ihn noch auf den letzten Metern. In Puebla war es erneut di Grassi, der kurz vor Schluss profitierte und den Sieg von Wehrlein erbte.

Damals hatte Wehrlein seine Energie nicht optimal gemanagt. Diesmal leistete sich der Deutsche allerdings nicht den kleinsten Fauxpas. "Es war ein fantastisches Rennen von Pascal - eine absolut fehlerfreie Leistung vom Start bis ins Ziel", findet auch Lindesay. "Pascal tut mir wirklich sehr leid."

Hoffnung für das zweite Puebla-Rennen am Sonntag hat der Neuseeländer nichtsdestotrotz: "Ja, absolut. Wir haben schon das ganze Jahr über gesehen, dass man einfach alles zusammenbringen muss. Wir fühlen uns da vorn wohl, wissen, dass wir es schaffen können und haben das heute auch gezeigt. Wir müssen einfach dafür sorgen, dass morgen alles zusammenläuft."

Wehrlein gibt sich ebenfalls kämpferisch: "Morgen versuchen wir es erneut. Wir geben nicht auf! Danke für für all eure Nachrichten, die mir viel bedeuten." Das 3. Freie Training zum Puebla E-Prix startet am Sonntag um 16:15 Uhr, Rennstart ist erneut um 23 Uhr. Kann Wehrlein die Enttäuschung abschütteln und seine Leistung vom Samstag wiederholen, zählt er erneut zu den Favoriten auf den Sieg.

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4 Kommentare

HWE ·

Es bleibt ein zusammen geflicktes IRGENDETWAS, nur kein MOTORSPORT
Sicher darf, egal in welcher Serie, so ein Regelverstoß nicht passieren....Aber der Reglements- Müll macht schon im Vorfeld keine Lust zum Anschauen, und das ist nicht so in "egal in welcher Serie".....

Grid ·

Regeln gehören zum Motorsport wie die Reifen. Nur so bleibt es fair. Und die Reifendrücke müssen eben kontrolliert werden. Porsche hat einen Fehler gemacht und der wurde bestraft. Auch das ist Motorsport. Und gut so. Für Wehrlein natürlich extrem bitter. Aber für Kritik über die Regeln habe ich hier absolut kein Verständnis.

Motte ·

Natürlich schade für Wehrlein, der sich hier den Sieg absolut verdient hätte, aber es bleibt eben ein Teamsport. Wenn das Team einen Fehler macht, wird der betreffende Fahrer (nicht nur Wehrlein, sondern auch Lotterer) bestraft. Das tut weh, aber das ist eben nun einmal so. In dem Fall nun die Regeln zu kritisieren, ist ein wenig kindisch.

Yuri ·

So einen Verstoß mit Disqualifikation zu bestrafen, ist etwa so, als ob man in einer Klassenarbeit alles richtig hat, aber eine sechs bekommt, da man das Datum vergessen hat.
Wozu soll man sich so etwas anschauen?
Und ja, unsinnige Regeln kann und muss man als Erwachsener kritisieren.

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