Formel E

Audi-Pilot Rene Rast erklärt sein Qualifying-Problem in der Formel E: "Weil sich ständig alles verändert"

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Audi-Frontschürze-Monte-Carlo-Formel-E

Beim Berlin E-Prix 2020 stieg Rene Rast erstmals für Audi in das Cockpit eines Formel-E-Fahrzeugs. Schon in seinem fünften Rennen für die Ingolstädter konnte er sich auf dem Podium feiern lassen. Seither konnte Rast jedoch keinen größeren Erfolg mehr feiern. Zur Halbzeit der Saison 2021 hat der Audi-Pilot die Qualifikation als seine größte Problemzone identifiziert.

In den ersten sieben Rennen des Jahres schaffte es Rast erst zweimal in die Top 10 der Startaufstellung: beim Saisonstart in Diriyya und zuletzt in Monaco. Zwar führt er das Qualifying-Duell gegen seinen Teamkollegen Lucas di Grassi aktuell mit 4:3 an. Dennoch kam er im bisherigen Jahr 2021 bislang nicht über Position 14,1 als durchschnittlichen Startplatz hinaus.

"Die größte Herausforderung ist für mich immer das Qualifying-Format", gibt Rast zu. Im Interview in der 200. Episode unseres Formel-E-Podcasts "ePod" erklärt er exklusiv: "In der DTM war ich der erfolgreichste Fahrer im Qualifying, aber in der Formel E klappt das noch nicht so, wie ich mir das vorstelle. Es ist schwer, diese eine Runde mit hoher Leistung zu fahren."

Saison 2021: Rene Rasts Formel-E-Statistik

Lauf Rennen Datum Startplatz Zielposition
1 Diriyya E-Prix 26.02.2021 3 4
2 Diriyya E-Prix 27.02.2021 19 17
3 Rom E-Prix 10.04.2021 20 6
4 Rom E-Prix 11.04.2021 19 DNF
5 Valencia E-Prix 24.04.2021 14 6
6 Valencia E-Prix 25.04.2021 14 5
7 Monaco E-Prix 08.05.2021 10 DNF

 

Rast habe vor allem seine Schwierigkeiten mit der begrenzten Vorbereitungszeit im Training. Schließlich steht den Fahrern in jeder Übungssession nur jeweils eine Runde bei voller Leistung (250 kW) zur Verfügung, die als Vorbereitung für die Qualifikation genügen muss. "Und wenn man auf diesen Runden dann noch Verkehr hat, gibt es quasi keine Referenz fürs Qualifying."

"Das ist mein Problem: Ich habe mir einen Fahrstil in der DTM antrainiert, den ich durch viele Runden perfektioniere. Das kann ich in der Formel E nicht machen, denn hier habe ich effektiv nur zwei Runden vor dem Qualifying", erklärt der 34-Jährige und gibt zu: "Das ist für mich zu wenig, um eine Hammerrunde rauszuhauen. Da muss ich mir einen Weg suchen, wie ich mich verbessern kann."

Rast musste in DTM die "perfekte Kurve erarbeiten"

In der DTM habe er sich vor allem an Referenzpunkten an der Rennstrecke orientiert, beispielsweise an den neben der Strecke aufgestellten Styroporblöcken, die die Distanz zum Kurvenscheitelpunkt angeben. "Ich habe beim Bremsen nie direkt auf die Kurve geschaut, sondern bin immer meine 'Marker' zum Bremsen oder Einlenken abgefahren, bis ich mir die perfekte Kurve erarbeitet habe", verrät Rast.

"In der Formel E wird der Grip hingegen ständig höher, die Strecke verändert sich, die Leistungsniveaus auch. Das heißt: Du kannst gar keine 'Marker' suchen, weil sich ständig alles verändert."

Vor dem Puebla E-Prix will er dennoch einen verstärkten Fokus auf die Qualifying-Vorbereitung im Audi-Rennsimulator legen. "Ein Formel-E-Fahrer muss sehr nach Gefühl fahren und spüren, wann er zu bremsen hat. Ich kann mich nicht so sehr auf die Bremspunkte fokussieren, die ich in der DTM hatte. Dieses 'natürliche Fahren' kann man im Simulator trainieren. Aber man kann sich vielleicht vorstellen, dass das schwer ist, wenn ich das 20 Jahre lang nicht gemacht habe."

Mehr Freiheiten im Training wären wohl wirkungslos

Könnte eine Regelanpassung, die den Fahrern im Training mehr Freiheiten und Zeit zum Üben gegeben würde, das Problem beheben? Rast ist gespaltener Meinung: "Das würde zwar mehr Selbstvertrauen bringen. Andererseits müssen wir auch die Reifen managen, die glaube ich gar keine zwei Runden mit 250 kW aushalten, bevor sie überhitzen."

Konkret bedeute dies: "Du müsstest (nach jedem Qualifying-Run) entweder eine oder mehrere langsame Runden fahren oder sogar in der Box parken, um anschließend noch mal die Simulation zu starten. Das würde mehr Zeit in Anspruch nehmen."

Ob Rast seine Qualifying-Statistik in den verbleibenden Läufen der Saison 2021 aufwerten kann, bleibt abzuwarten. Das nächste Rennwochenende findet am 19./20. Juni im mexikanischen Puebla statt. Zuvor können Motorsportfans in Deutschland Rast bei ProSieben Maxx erleben: Im Rahmen von 'ran racing' kommentiert er am 29./30. Mai das Extreme-E-Rennen im Senegal an der Seite von Eddie Mielke, weil Daniel Abt im Senegal vor Ort ist. Wie 'ran' am Mittwoch bekannt gab, wird Rast zudem in der Saison 2021 ausgewählte Rennen der DTM als Co-Kommentator und TV-Experte für Sat.1 begleiten.

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