Formel E

"Rennen einer Idee nicht wie Lemminge hinterher": BMW-M-Chef rechnet mit Formel E ab, ist aber offen für Electric GT

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

BMW-Racing-Valencia-E-prix

Die Formel-E-Saison 2021 ist die vorerst letzte für das Werksteam von BMW - das steht seit dem vergangenen Winter fest. Der Automobilkonzern begründete seine Ausstiegsentscheidung vorrangig mit der mangelnden Serienrelevanz der Formel E. BMW-M-Chef Markus Flasch legt in einem Interview nun nach: Das Unternehmen wolle keiner Idee "hinterherrennen", die keine Fans erreiche. Ein Engagement in der LMDh oder der Electric GT schließt er trotzdem nicht aus.

Flasch übernahm nach dem Abgang von Jens Marquardt im vergangenen Oktober die kommissarische Leitung des BMW-Motorsportzweigs. Seit der Zusammenführung von BMW M mit BMW Motorsport im April 2021 ist Mike Krack neuer Rennsport-Abteilungsleiter in München. Als M-Geschäftsführer ist Flasch dennoch maßgeblich an den Entscheidungsprozessen beteiligt.

Gegenüber 'Motorsport.com' verpasste der Manager der Formel E nun einen Seitenhieb: "Ich habe die Verantwortung (bei BMW M) nicht übernommen, um den aktuellen Stand zu verwalten. Es gibt Serien auf der Welt, die elektrisch sind und in denen jeder fährt, die die Fans aber nie wirklich erreicht haben", findet Flasch, ohne die Formel E dabei explizit zu erwähnen. "Daraus haben wir gelernt: Wir rennen nicht wie Lemminge einer Idee hinterher."

Den Ausstieg aus der Elektroserie begründete das Unternehmen im Dezember 2020 noch mit der mangelnden Serienrelevanz, nicht mit dem vermeintlich geringen Fan-Interesse. "Die Möglichkeiten des Technologietransfers hat die BMW Group bei der Entwicklung von E-Antrieben im Wettbewerbsumfeld der Formel E inzwischen im Wesentlichen ausgeschöpft", hieß es damals. Der strategische Fokus verschiebe sich im Feld der E-Mobilität daher auf die Serienproduktion von Straßenfahrzeugen.

Seit dem DTM-Ausstieg 2020 ist die Formel E das einzige werksseitig geführte Rennsportprojekt von BMW. Die GT3-, GT4- oder M2-CS-Einsätze in diversen Langstreckenserien werden lediglich von Kundenteams durchgeführt. Ein ähnliches Konzept wird der Konstrukteur im nächsten Jahr in der Formel E verfolgen, denn BMW stellt seinem "neuen" Kundenteam Andretti in der Saison 2021/22 weiterhin Antriebsstränge sowie technische Unterstützung zur Verfügung.

BMW bestätigt Interesse an LMDh & Electric GT

Anstelle des werksseitigen Fokus auf die Formel E könnte sich BMW künftig in anderen Rennserien engagieren. Seit Monaten gibt es Spekulationen über BMWs mögliches Interesse daran, ab 2023 an den Rennen der LMDh-Klasse in der WEC oder IMSA WeatherTech Sportwagen-Meisterschaft teilzunehmen. "Das ist absolut ein Teil unserer Überlegungen", sagt Flasch.

"Ich weiß, woher wir kommen, und wo unsere Wurzeln sind. Ich denke aber auch, dass es an der Spitze der GT3 noch einen Platz für BMW gibt. Wir schauen uns selbstverständlich Formate an, an denen wir momentan nicht beteiligt sind. Es wird recht bald Entscheidungen geben."

Ein Interesse an einem werksseitigen GT-Einsatz ließe sich in der FIA Electric GT sogar mit Erfahrungen aus der Formel E kombinieren. Ab 2023 soll in der elektrischen Tourenwagen-Serie erstmals ein Rennen stattfinden. Die Fahrzeuge sollen ähnlich leistungsstark wie aktuelle GT3-Fahrzeuge sein und in 45-minütigen Hauptrennen mit Schnellladeboxenstopps gegeneinander antreten.

"Wir haben schon Gespräche mit der FIA geführt", sagt Flasch. "Wenn diese Serie schnell genug und spektakulär sein wird, werden wir dabei sein. Die Electric GT ist für uns aber nicht interessant, nur weil sie elektrisch ist: Es muss auch für die Fans Sinn ergeben."

Sowohl in der LMDh als auch der Electric GT könnte BMW übrigens auch auf ein von Audi geführtes Werksteam treffen. Die Ingolstädter, die die Formel E ebenfalls nach dieser Saison verlassen, wollen ab 2023 wieder in die WEC einsteigen und haben gerüchteweise auch Interesse an der Electric GT. Entscheidungen hierzu sind derzeit aber noch nicht abzusehen.

Ohnehin fokussieren sich beide Automobilhersteller derzeit auf die zweite Hälfte ihrer jeweils letzten Formel-E-Saison. Diese beginnt am 19./20. Juni mit dem Puebla E-Prix in Mexiko, ehe die Rennserie über New York und London nach Berlin reist. Dort findet - voraussichtlich auch vor einem Live-Publikum - am 14./15. August das Saisonfinale 2021 statt.

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